„Weißrußland entdecken – Natur und Kultur von Brest bis zum Dnepr“GELESEN

„Weißrußland entdecken – Natur und Kultur von Brest bis zum Dnepr“

Treschner Verlag Berlin 2002, 352 Seiten, 2. Aufl., 14,95 Euro, ISBN 3-928409-59-X

Von Hartmut Wagner

Stellen wir uns vor, wir lägen an einem schönen Sonntagmorgen im Zentrum Berlins, in einer Wiese unweit des Brandenburger Tors, den Blick hinauf zum Himmel gerichtet. Wir schließen die Augen und schweben über die berühmte Quadriga hinweg in die Lüfte. Würden wir nun gen Westen fliegen, könnten wir nach 900 Kilometern einmal die Spitze des Pariser Eifelturms umkreisen und anschließend auf den Champs-Élysées zum Nachmittagskaffee einkehren. Hätten wir eine etwas nördlichere Flugroute gewählt, könnten wir nach ebenfalls 900 Kilometern vor dem Buckingham-Palast in London zur Landung ansetzen. Ganz bestimmt sind die beiden westeurasischen Metropolen zwei wunderbare Reiseziele. Aber wer eine fremde Kultur kennenlernen will, wen die Entdeckungslust nach einem in Westeuropa nahezu unbekannten Land umtreibt, der sollte die 900 Kilometer Richtung Osten segeln und auf dem sogenannten Zentralen Platz der weißrussischen Hauptstadt Minsk landen. „Wer [...] den Wegen der Neugierde folgt, wird im Flug das wahre Antlitz dieser Stadt und ihrer Menschen entdecken. [...] Ihre Gastfreundschaft kennt keine Grenzen, ihre Herzlichkeit läßt jede Begegnung zum Fest werden und die vielen Hürden des alltäglichen, des öffentlichen Leben vergessen.“

Die Slawistin und Historikerin Evelyn Scheer möchte mit ihrem Weißrußland-Reiseführer dem Leser ein Land näherbringen, das zwar geographisch gesehen nicht weiter entfernt liegt von den deutschsprachigen Staaten als Frankreich oder Großbritannien, mit dem aber der Großteil der Westeuropäer nur sehr vage und meist verzerrte Vorstellungen verbindet. Man kann ohne Zweifel feststellen, die Verfasserin hat ihr Ziel voll und ganz erreicht. Sie erzählt von der zauberhaften und oftmals unberührten Natur zwischen Düna, Njemen und Dnjepr und macht unmißverständlich klar, daß das Land viel mehr ist als nur Transitroute in den großen östlichen Nachbarstaat Rußland. Zu kritisieren ist indes das Fehlen von Zwischenüberschriften zur schnelleren Orientierung. Außerdem wirkt das Kapitel zur Gebietshauptstadt Witebsk vergleichsweise ziemlich zerfahren.

Das Handbuch behandelt alles Wesentliche, was man als Tourist in Weißrußland wissen muß. Es geht ausführlich auf die weißrussische Geschichte, Kultur und Bevölkerung ein und stellt die sechs Regionen des Landes mit ihren wichtigsten Städten, Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen vor. Eine Vielzahl von Karten, Stadtplänen und Bildern illustrieren die einzelnen Textabschnitte. Nicht zuletzt die alphabetisch sortierten Reisetipps von „A“ wie Anreise bis „Z“ wie Zollbestimmungen, ein kleiner Sprachführer, Literaturempfehlungen sowie ein Karten-, Personen- und Ortsregister machen das Buch zu einem äußerst hilfreichen Reisebegleiter.

Osteuropa Rezension

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