5000 Jahre TeekonsumTEE

Heil-, Grundnahrungs- und Genussmittel in einem – 5000 Jahre Tee-Konsum im Überblick

5000 Jahre Teekonsum

Heiß oder kalt, mit Milch, Zitrone oder Alkohol versetzt, süß oder scharf, als Muntermacher oder Einschlafhilfe, Wärmespender oder Durststiller – Tee erfreut Jung und Alt in verschiedensten Arten und Funktionen. Das Aufgussgetränk ist seit Jahrtausenden in Asien als bekömmliches Genuss- und Heilmittel bekannt und fand im Laufe der Menschheitsgeschichte auf umschlungenen Wegen und in nahezu sagenhafter Weise nach Europa und auf die anderen Erdteile. Er ist nicht nur aus Englands, sondern auch aus etlichen anderen Kulturen nicht mehr wegzudenken.

Von EM Redaktion | 20.03.2016

Echter Tee entstammt verschiedenen Pflanzenteilen – zum Beispiel den Blättern oder der Knospe – der heidekrautartigen Teepflanze, die zu den Kamelien bzw. Teestrauchgewächsen zählt. Ihr wissenschaftlicher Name lautet seit etwa 1900 Camellia sinensis. Der schwedische Naturforscher und Systematiker Carl von Linné, Rektor der berühmten Universität von Uppsala und königlicher Leibarzt, hatte die Pflanze im 18. Jahrhundert hingegen als Thea sinensis tituliert.

Der Teestrauch oder -baum kann eine Höhe von einigen Metern erreichen und wächst immergrün. Sein Wirkstoff Koffein wurde früher als Teein bezeichnet. Zahlreiche Tees beinhalten darüber hinaus Blätter, Wurzeln, Blüten, Früchte oder andere Bestandteile verschiedenster Kräuter oder Früchte an sich. Der Begriff wurde demnach ausgeweitet und schließt sogar den mit Tee im ursprünglichen Sinn kaum mehr etwas gemeinsam habenden „Eistee“ ein.

Abenteuerlich anmutende Teeplantage in IndienAbenteuerlich anmutende Teeplantage in Indien.

In Sümpfen oder im Hochland beheimatet und angebaut

Die verschiedenen Populationen der Camellia sinensis gedeihen in freier Natur in Teilen Japans, Chinas und Indiens, in Korea, Thailand und einigen anderen südostasiatischen Staaten. Sie bevorzugen insgesamt feucht-heiße Sommer und trockene, kühle Winter, können aber je nach Varietät auch frostige Winter überdauern. Zu den Hochlandtees zählt der berühmte Darjeeling, der an den Südhängen des Himalaya wächst und angebaut wird.

Die Tee-Ernte erfolgt je nach Sorte entweder ganzjährig oder saisonal, oft maschinell oder aber manuell. Tee entfaltet in Abhängigkeit von der Varietät, dem Pflanzenteil, der Sonneneinstrahlung, der Erntezeit und Verarbeitung – Welkung, Oxidation, Fermentierung bzw. Trocknung – ein frisches, fruchtiges, zitroniges oder herbes Aroma. Schwarzer Tee gilt im Allgemeinen als magen- und darmberuhigend und vor allem Grünem Tee wird nachgesagt, er beuge Krebserkrankungen vor und stärke das Herz-Kreislauf-System. Die in Tee enthaltenen Fluoride tragen ferner dazu bei, vor allem Kariesbefall vorzubeugen.

Im Gegensatz zu seinem beschränkten natürlichen Vorkommen erfolgt der Anbau von Tee heutzutage auf allen Kontinenten. Großanbaugebiete außerhalb Ostasiens sind vor allem der Iran, die Türkei, Kenia, die Azoren, Argentinien und Brasilien oder Australien. Von dort sowie von der eigentlichen Heimat aus exportieren die Produzenten die „heiß oder kalt“ begehrte Ware in etliche Länder, vor allem die Hauptabnehmerstaaten Großbritannien, die USA, Russland oder arabische Länder.

Mysteriös wie ein buddhistisches      Kloster gestaltet sich der Ursprung des Teeanbaus.Mysteriös wie ein buddhistisches Kloster gestaltet sich der Ursprung des Teeanbaus.

Der Beginn des Teeanbaus liegt im Dunkeln

Der Deutsche Teeverband listet verschiedene Geschichten rund um sein Kernthema auf. Zu ihnen zählen auch die beiden durchaus erheiternd wirkenden Ursprungssagen. Da China das traditionelle Anbauland des Tees ist, fiel einem von dessen mythischen Gestalten die ehrenwerte Rolle des Tee-Entdeckers zu: Der Kaiser oder Held mit Namen Shennong lebte angeblich vor etwa 4500 bis 5000 Jahren – gern wird das Jahr 2737 v. Chr. in diesem Zusammenhang genannt. Der Kulturstifter wollte soeben erwärmtes Wasser zu sich nehmen, wie es damals bereits üblich gewesen sein soll, als ein Blatt des noch unbekannten Tee-Gewächses in seine Trinkschale fiel. Shennong wagte einen Schluck, war von dem aromatischen Trank begeistert und förderte die Kultivierung des baldigen Nationalgetränks, das noch heute höchsten Stellenwert im bzw. in den „Reich(en) der Mitte“, als das China später galt, hat.

Ebenfalls dem Zufall zuzusprechen ist die Entdeckung des Getränks nach indischer Vorstellung. Ein Buddhist mit Namen Dharma – teils ins 6. Jahrhundert datiert – soll während seiner angeblich jahrelang währenden Meditation beinahe eingeschlafen sein. Er hielt sich an den Zweigen eines Teestrauchs fest und probierte von den abgerissenen Blättern, um durch deren Kauen wach zu bleiben. Die Nachricht von der tatsächlich belebenden Wirkung machte ab diesem Zeitpunkt im Land die Runde. Einer anderen Überlieferung zufolge schnitt sich der Prinz die Lider ab, um nicht Gefahr zu laufen einzuschlafen. Daraus entsprang die Teepflanze, die ihm zusätzliche Energie verlieh.

Bereits im Altertum erhoben die Kaiser eine Teesteuer; buddhistische Mönche nutzten Dharmas angebliche Erkenntnis für sich und begannen Tee selbst anzubauen – wann genau, ist unbekannt – und um die Mitte des 8. Jahrhunderts n. Chr. verfasste der Mönch Lu Yu ein umfassendes Werk rund um den Tee – das „Chajing“, das erhalten gebliebene „Buch vom Tee“. War das Teetrinken zuvor großenteils innerhalb der chinesischen Oberschicht üblich gewesen, hielt es während der mongolischen Yuan-Dynastie, Nachkommen Dschingis Khans, im 13. und 14. Jahrhundert, spätestens aber seit Beginn der Ming-Dynastie (1368) Einzug in die Haushalte weiter Teile der chinesischen Bevölkerung.

Von diesem Zeitpunkt an, dem europäischen Spätmittelalter, war es sowohl in geografischer als auch zeitlicher Hinsicht aber immer noch ein langer Weg, bis Tee zu einem bedeutenden Frühstücksbestandteil verschiedenster Völker, zum typisch englischen Genussmittel am Nachmittag oder weltweiten Durstlöscher avancierte. Zunächst hatten wahrscheinlich Mönche das Getränk in Japan eingeführt oder dorthin geschmuggelt, wo es vor allem Zen-Mönche übernahmen und spätestens im 16. Jahrhundert auch heute noch praktizierte Teezeremonien entwickelten. Die Japaner wurden in diesem Zusammenhang besonders durch den Anbau Grünen Tees berühmt, der spätestens im 15. Jahrhundert eingesetzt hatte.

Tee in verschiedenen Sprachen

Allmähliche Akzeptanz in Europa

Bereits im Altertum führten Karawanen zwar Tee oder Salz auf verschiedenen Routen von Südchina aus zum Beispiel nach Norden, nach Burma, Tibet, Indien oder Persien – in Europa wurde Tee aber erst im Zuge der großen Entdeckungen und der Kolonisierung während der frühen Neuzeit geläufig.

Die deutsche Bezeichnung Thee, worunter im engeren Sinn die eigentlichen Blätter gemeint waren, kam während des 17. Jahrhunderts auf. Sie beruht auf dem gleichnamigen niederländischen Begriff. Diese Kolonialmacht kontrollierte über die „Holländisch-Ostindische Kompagnie“ den Handel mit dem südlichen Asien. Die Holländer hatten über den Seeweg nach Java/Indonesien das südchinesische übernommen, während sowohl die andere erfolgreiche Seemacht Portugal als auch zum Beispiel kyrillische Sprachen – Russisch oder Griechisch – das hochchinesische chá etymologisch aufgriffen. Da die Seefahrer ihre Ware in Friesland veräußerten, entstand vor allem in diesem Teil des Deutschen Reichs eine besondere Teekultur.

Beeindruckendes Zeugnis der      niederländischen Kolonialzeit: Im Hafen von Lelystad ankert der Nachbau der      1628 vor Australien gesunkenen „Batavia“, einem Handelsschiff der      Niederländischen Ostindien-Kompagnie, das unter anderem Gewürze und somit      wohl auch Tee transportierte.Beeindruckendes Zeugnis der niederländischen Kolonialzeit: Im Hafen von Lelystad ankert der Nachbau der 1628 vor Australien gesunkenen „Batavia“, einem Handelsschiff der Niederländischen Ostindien-Kompagnie, das unter anderem Gewürze und somit wohl auch Tee transportierte.

Doch auch in anderen Regionen und Staaten Europas setzte sich das Getränk gegenüber Skeptikern und Kritikern durch. Einige berühmte Befürworter wie der holländische Arzt Bontekoe in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts – wohl im Dienste der großen Handelsgesellschaft stehend – oder Katharina Henrietta von Braganza hatten maßgeblichen Anteil daran. Die portugiesische Prinzessin lebte von 1638 bis 1705. Sie wurde im Jahr 1662 die Frau des englischen Königs Karl II., durfte aber nicht inthronisiert werden, da sie katholisch war. Einer Anekdote zufolge lehnte der Regent das Aufgussgetränk ab und betonte, dass Bier ausreiche. Dennoch bewirkte Katharinas Einfluss und Import von Tee, dass dieser am englischen Hof geläufig wurde – und ist seit Langem nicht mehr aus dem Königreich wegzudenken. Am russischen Zarenhof führte 1618 angeblich der Reisende Wassili Storkow das Getränk ein.

Beeindruckendes Zeugnis der      niederländischen Kolonialzeit: Im Hafen von Lelystad ankert der Nachbau der      1628 vor Australien gesunkenen „Batavia“, einem Handelsschiff der      Niederländischen Ostindien-Kompagnie, das unter anderem Gewürze und somit      wohl auch Tee transportierte.

Das erste Teegeschäft im Heiligen Römischen Reich (Deutscher Nation) existiert noch heute: Es handelt sich um „Tee-Seeger“, das Friedrich Jacob Seeger im Jahr 1743 in Hannover eröffnete. Vor allem in literarischen Kreisen, die das Salonleben im 19. Jahrhundert gestalteten, kamen Tee-Abende in Mode. Den immer ausgedehnteren Fernhandel auch mit diesem Genussmittel erleichterte vor allem die Aufhebung des niederländischen und im Jahr 1833 des Handelsmonopols der „British East India Company“, die Auslagerung des Teeanbaus von China vor allem nach Indien, den der Forschungsreisende Robert Fortune wahrscheinlich durch Spionage ermöglichte, oder nach Ceylon/Sri Lanka Mitte des 19. Jahrhunderts. Was den Handelsaufwand angeht, ersparte seit seiner Eröffnung im Jahr 1869 der Suez-Kanal in Ägypten den tausende Kilometer weiten Weg um das Kap der guten Hoffnung.

Abgesehen von England oder Ostfriesland, haben viele westliche Länder bzw. Regionen heute einen deutlich höheren Kaffee- als Teekonsum. Im Jahr 2015 haben etwa 31 Prozent der deutschsprachigen Befragten innerhalb von 14 Tagen Tee getrunken, Kaffee hingegen 50 Prozent. Dies liegt sicherlich unter anderem daran, dass das Teetrinken – selbst bei Koffeingehalt – eher mit Behaglichkeit und Entspannung und weniger mit der Schnelllebigkeit des Berufsalltags in Verbindung gebracht wird. Weltweit gesehen behauptet der Tee jedoch, wie handelsblatt.com mitteilt, den zweiten Platz unter den meistverbrauchten Getränken.

Zutaten für die aus China stammende,      aber in Japan bekannt gewordene Tee-Zeremonie.Zutaten für die aus China stammende, aber in Japan bekannt gewordene Tee-Zeremonie.

Teesorten in der Übersicht:

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