„Metro 2033 – Metro 2034“ von Dmitry GlukhovskyGELESEN

„Metro 2033 – Metro 2034“ von Dmitry Glukhovsky

Wir schreiben das Jahr 2034. Nach einem verheerenden Krieg liegen weite Teile der Welt in Schutt und Asche. Auch Moskau ist eine Geisterstadt. Die Überlebenden haben sich in die Tiefen des U-Bahn-Netzes zurückgezogen und dort eine neue Zivilisation errichtet. Eine Zivilisation, wie es sie noch nie zuvor gegeben hat.

Von Julia Schatte

„Metro 2033“ von Dmitry Glukhovsky  
„Metro 2033“ von Dmitry Glukhovsky  

I n Russland bereits ein Bestseller, erschien zunächst „Metro 2033“ im Frühjahr auch in deutscher Übersetzung im Heyne Verlag. Glukhovsky selbst stellte es auf der Leipziger Buchmesse 2009 vor.
 
Zur Erfolgs-Geschichte dieses ungewöhnlichen Autors, der seinen eigenen Weg gegangen ist:  2002 wurde die erste Version des Romans von mehreren russischen Verlagen abgelehnt. Daraufhin veröffentlichte der Autor sie selbst im Internet. Durch eine wachsende Flut von Besuchern, die  www.m-e-t-r-o.boom.ru anklickten, gewann „Metro 2033“ rasch an Popularität. Auch die überarbeitete und ergänzte Version des Romans erschien 2005 zunächst im Internet (www.m-e-t-r-o.ru), bevor sie im Oktober 2005 vom Verlag "Eksmo" gedruckt wurde.

Die zweite Ausgabe von „Metro 2033“ erschien 2007 im Verlag „Populjarnaja literatura“. Da die Erstauflage von 100.000 Stück innerhalb von drei Monaten ausverkauft war,  musste der Verlag kurz darauf eine weitere Auflage in gleicher Stückzahl nachdrucken lassen. Im Sommer 2007 belegte „Metro 2033“ den ersten Platz der Bestsellerliste. Dmitry Glukhovsky wurde bei der alljährlichen Veranstaltung für Science- Fiction- Fans „EuroCon“ in Kopenhagen mit dem Preis für das beste Erstlingswerk geehrt. Die Entwicklung des Computerspiels „Metro 2033. The Last Refuge“ öffnete als eine Art „Second life“ für Glukhovskys phantastische Geschichte und seine Leser eine neue, interaktive Dimension.

Von der „Hanse“ zum „Vierten Reich“

Der Roman erzählt von einem Leben im Moskauer Untergrund, welcher für ca. 70.000 Menschen zur einzigen Zuflucht nach einem Atomkrieg geworden ist. Nicht das gesamte Metronetz ist bewohnbar, da etliche Stationen verbrannt, verschüttet oder von aggressiven, mutierten Wesen bevölkert werden. Auch gibt es keine zentralisierte Verwaltung mehr. Die einzelnen Stationen schließen sich nach politischen, religiösen und wirtschaftlichen Ideen zu Vereinigungen zusammen, die nunmehr Allianzen bilden, Handel betreiben oder sich Gefechte liefern.

So bilden die Stationen der Ringlinie die „Hanse“, die vom Handel lebt und wirtschaftlich am stärksten ist. Die „Rote Linie“ wird von den Kommunisten beherrscht. Die „Polis“ umfasst die „Leninbibliothek“ sowie drei anliegende Stationen und ist das geistige und kulturelle Zentrum des Untergrundes. Der aus den drei Stationen Puschkinskaja, Twerskaja und Tschechowskaja bestehende Knotenpunkt bildet das „Vierte Reich“ – eine faschistische Vereinigung. In den Stationen Partisanskaja und Awtozawodskaja haben sich die Trozkisten niedergelassen, an der Staatlichen Universität liegt die von Studenten, Doktoranden und Professoren bewohnte „Smaragdenstadt“. Auch von sozialen und militärischen Gruppierungen, von Satanisten, den Zeugen Jehovas, diversen Mutanten und Kannibalen ist die Rede. 

Mutierte Kreaturen

Die Beschreibung des Alltags der Überlebenden ist ein düsteres Bild. Generatoren erzeugen, nur schwache Energie, so dass die Stationen meist nur wenig beleuchtet werden können. Die Bewohner des Untergrundes ernähren sich  zum Teil von Schweinen und anderen Tieren, die auf „Farmen“ in den Stationen Dynamo, Aeroport und Sokol gezüchtet werden, DIE ABER hauptsächlich von Pilzen leben, die in den Tunneln wachsen. Um Gegenstände des alltäglichen Bedarfs wie Medikamente oder Treibstoff zu bekommen, steigen so genannte „Stalker“ an die Erdoberfläche, in die radioaktiv verseuchte und halb verfallene Stadt, in der nur noch mutierte Kreaturen ihr Unwesen treiben.  

Dmitry Glukhovsky möchte seinen Roman als „Warnung“ verstanden wissen, da die Anzahl der Staaten, die über Atomwaffen verfügen, seit dem 70er Jahren gewachsen ist. Die meisten Menschen würden die Moskauer Metro nur als gewöhnliches Transportmittel wahrnehmen. Sie sei aber viel mehr als das, nämlich der beste Atomschutzbunker für den Tag X. Das postapokalyptische Szenario löste in einschlägigen Blogs und Internetforen einen regen Diskurs darüber aus, wie realistisch die in „Metro 2033“ beschriebene Perspektive tatsächlich sei. Auch im Fernsehtalkshows und Radiosendungen wurde darüber debattiert.

Unabhängig von Verkaufsrekorde brechender Science-Fiction-Literatur, jedoch zeitlich parallel dazu, begannen die Moskauer Stadtplaner ein unterirdischen Bebauungsprojekt vorzustellen. Das, neuste Konzept einer unterirdischen Hauptstadt nur wurde ein halbes Jahr nach dem im Verlag AST erschienenen Nachfolgeroman Glukhovskys,  „Metro 2034“ veröffentlicht.

Metro 2034 – letzte Zuflucht nach der Katastrophe

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„Metro“ 2034 von Dmitry Glukhovsky  

Während sich die eigentliche Handlung in diesem zweiten Wälzer deutlich langsamer entwickelt als im ersten Teil, schafft Glukhovsky in der Fortsetzung seines Romans Platz für philosophische Reflexionen. Sowohl in „Metro 2033“ als auch in „Metro 2034“ beschreibt der Autor die posttraumatischen Veränderungen der Charaktere und die Degradierung des menschlichen Wesens an sich. In Dmitry Glukhovskys postapokalyptischer Vision ist das Leben in Moskaus Untergrund eine Notwendigkeit zum Überleben, eine letzte Zuflucht, eine radikale und alternativlose Chance nach der Katastrophe.
 
An der Station Sewastopolskaja, die seit Tagen von der Verbindung zur Großen Metro abgeschnitten ist, taucht der geheimnisvolle Brigadier Hunter auf. Er nimmt den einsamen Kampf gegen die dunkle Bedrohung auf, der sich die Bewohner der Metro gegenübersehen, und bricht zu einer gefährlichen Expedition in die Tiefen des Tunnelsystems auf. An seiner Seite steht Homer, ein alter, erfahrener Stationsbewohner, der die Metro und ihre Legenden kennt wie kein anderer - und der seine Lebensaufgabe darin sieht, ihre Geschichte aufzuschreiben. Als die beiden auf die 17-jährige Sascha treffen, glaubt Homer, er habe in dem gebrochenen Helden und dem Mädchen das perfekte Paar für sein Epos gefunden - aber er darf sie in der Gefahr keine Sekunde aus den Augen lassen.

Dies sind die Abenteuer von Hunter, ehemaliger Soldat und nun einsamer Kämpfer gegen die dunkle Bedrohung, der sich die Bewohner der Metro gegenübersehen. Mit diesem Roman kehrt Dmitry Glukhovsky in die düster schillernde Welt der Moskauer Metro zurück und erzählt das Abenteuer weiter, das in „Metro 2033“ begann.

*

Rezension zu: „Metro 2033“ und „Metro“ 2034 von Dmitry Glukhovsky, Heyne Verlag 2009, 784 und 526 Seiten, jeweils 14,00 Euro, ISBN: 978-3453532984 und 978-3453533011.

Siehe dazu auch: „Moskau: Die Zukunft im Untergrund“.

Rezension Russland

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