DFB-Präsident zum Sprachpanscher gewählt

DFB-Präsident zum Sprachpanscher gewählt

Wortschöpfungen wie Kiddy Jogger oder Reversible Top im „DFB-Fan-Corner“ haben den Verein Deutsche Sprache veranlaßt den DFB-Präsidenten Mayer-Vorfelder zum „Sprachpanscher 2003“ zu wählen.

Von Hartmut Wagner

EM – Mit der wenig ruhmreichen Auszeichnung ‚Sprachpanscher des Jahres 2003‘ für seinen Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder, erhielt der Deutsche Fußball-Bund schon den zweiten öffentlichen Rüffel für seinen Katalog „Fan-Corner 02/03“. Bereits im Januar dieses Jahres wandte sich das Eurasische Magazin in einem Offenen Brief an den Präsidenten des DFB. Das Magazin kritisierte darin Wortschöpfungen wie Kiddy Jogger, Away Shirt, Home Short Kids, Reversible Top oder Mesh Bucket im Produktangebot des Fussball-Bundes. Bei einer solch ‚internationalen‘ Ausrüstung, sollte man auch darüber nachdenken den Deutschen Fußball-Bund in German Soccer Association (GSA) umzubenennen, höhnte die Netzzeitschrift damals.

Nun ist Mayer-Vorfelder vom Verein Deutsche Sprache (VDS) zum Sprachpanscher 2003 gekührt worden. Den Titel vergeben die 16.000 Mitglieder des größten deutschen Sprachschutzvereins jährlich an Personen, Firmen und Institutionen, die sich besonders negativ durch „überflüssige Imponier-Anglizismen“ und „Angriffe auf die deutsche Sprache und Kultur“ hervortun. Gegenüber dem EM begründete der Vereinsvorsitzende Prof. Dr. Walter Krämer die Wahl von Mayer-Vorfelder so: „Fußball ist einer der wenigen Bereiche unserer Gesellschaft, in denen sich die Deutschen noch trauen, patriotische Gefühle zu zeigen. Diese werden durch das peinliche Anbiedern an den anglo-amerikanischen Kulturkreis in vielen DFB-Publikationen mit Füßen getreten.“ Der Pressesprecher von Mayer-Vorfelder war trotz hartnäckiger Anfragen, zu keiner Stellungnahme bereit.

Als Grund für das deutsch-englische „Sprachgepansche“ des DFB sieht Krämer die irrige Annahme, dadurch weltläufig und progressiv zu erscheinen. Von dem kürzlich gegründeten ‚Deutschen Sprachrat‘ (Vgl. Eurasien-Ticker, EM 06/03) erwartet sich der VDS-Gründer in dieser Hinsicht jedoch wenig Besserung. Schließlich seihen darin die gleichen Leute aktiv, die seit Jahrzehnten den Sprachverfall in Deutschland beobachteten, ohne das geringste dagegen zu tun. Dennoch blickt Krämer zuversichtlich in die Zukunft, „Denglish ist inzwischen die Sprache der Verlierer. Allmählich dämmert das auch dem doofsten Werbefritzen.“

Englische Werbebotschaften werden nicht verstanden

Zum Thema englischer Sprache in der Werbung gibt es übrigens ein aktuelles Umfrageergebnis. Die Kölner Endmark AG hat 1.104 Menschen im Alter von 14 bis 49 Jahren in persönlichen Gesprächen befragt, ob sie in der Lage sind zwölf weitverbreitete englischsprachige Werbesprüche ins Deutsche zu übersetzen. Angeführt wurden zum Beispiel „There 's no better way to fly“ (Lufthansa), „Come in and find out“ (Douglas), oder „Powered by emotion“ (Sat.1). Zehn der Reklamebotschaften wurden von weit über der Hälfte der Befragten nicht verstanden, auch wenn sie das bisweilen wähnten. Am schlechtesten schnitt die Firmenlosung „One group. Multi utilities“ des Essener Energiekonzerns RWE ab. Sie wurde von nur acht Prozent der Umfrageteilnehmer begriffen. Am eingänglichsten scheint der McDonald's-Slogan „Every time a good time“ zu sein. Er konnte von 59 Prozent der Interviewten richtig übersetzt werden und schnitt damit am besten ab.

Für Werber, die sich vor diesem Hintergrund wieder mehr der deutschen Sprache bedienen wollen, haben Walter Krämers Mannen ein durchaus brauchbares Hilfsmittel erarbeitet: Eine Liste mit Anglizismen und entsprechenden deutschen Übersetzungsvarianten. Ob es beim DFB zu einem Umdenken kommt, wird sich schon im November zeigen. Dann erscheint nämlich der neue „Fan-Corner“.

Das Umfrage-Ergebnis im Netz: www.endmark.de/img/aktuell/MafoClaims.pdf.

Deutschland Sprache

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