„Das neue russische Berlin. Novy russkij Berlin“ von Maria Chevrekouko und Ludmila KusnezowaGELESEN

„Das neue russische Berlin. Novy russkij Berlin“ von Maria Chevrekouko und Ludmila Kusnezowa

Dort, wo sich einst Dissidenten trafen, drängen sich heute Jung-Hipsters durchs urig authentische Ambiente. Ostalgie, Prollkultur plus Szene-Chic – im Cafe Burger hängt der Filz nicht nur an den Wänden. Elektro-Nächte, Lesungen und Kleinkunst satt gehören zum täglich wechselnden Programm. Darunter auch Kaminers 'Russische Zelle’ und 'Russendisco’ –

Von Helena Maier

„Dort, wo sich einst Dissidenten trafen, drängen sich heute Jung-Hipsters durchs urig authentische Ambiente. Ostalgie, Prollkultur plus Szene-Chic – im Cafe Burger hängt der Filz nicht nur an den Wänden. Elektro-Nächte, Lesungen und Kleinkunst satt gehören zum täglich wechselnden Programm. Darunter auch Kaminers 'Russische Zelle’ und 'Russendisco’ – kommentierte Hits aus der Sowjetunion, serviert zu Pelmenis [mit Fleisch gefüllte Teigtaschen], Blinis [Pfannkuchen] und Soljanka [Fleisch-Gemüse-Eintopf].“
(Cristina Moles Kaupp: „Kurort Berlin“, www.spiegel.de, 17.08.2000)

EM – Längst ist das russische Berlin der frühen zwanziger Jahre Legende geworden. Damals wurde Berlin zur Weltstadt, und die Russen haben dabei eine wichtige Rolle gespielt. Nicht zufällig wurde die „östlichste Stadt des Westens“ von Vertretern beider Nationen „dritte Hauptstadt Rußlands“ genannt.

Auch heute leben wieder über 100 000 „Russen“ in Berlin. Sie tragen als Wissenschaftler, Geschäftsleute, Künstler und Intellektuelle zur Vielfalt des sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens an der Spree bei. Die Neuberliner kommen aus Rußland, der Ukraine, Armenien, Georgien und anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Ein großer Teil ist der Gruppe der Rußlanddeutschen zuzurechnen, andere sind jüdischer oder tatarischer Herkunft. Sie alle verbindet vor allem eines: die russische Sprache und Kultur.

Der neue zweisprachige Stadtführer im Taschenformat gibt nun Gelegenheit, das Phänomen des neuen russischen Berlins näher zu erkunden. Nachdem die erste Auflage bereits kurz nach ihrem Erscheinen vergriffen war, ist im März eine zweite, erweiterte Fassung von „Das neue russische Berlin“ erschienen, welche mit dem Kapitel „Politik und Geschichte“ auch über die politischen Beziehungen Deutschlands und Rußlands berichtet und russische Wahrzeichen und Denkmäler in Berlin vorstellt. Die weiteren Kapitel informieren über die Entwicklungen in Wirtschaft, Medien, Religion, Kunst, Bildung, Unterhaltung und Alltag des russischen Berlins. Präsentiert werden Unternehmen, Institutionen, Verbände und Einrichtungen – vom russisch geführten Friseursalon bis hin zur Rechtsanwaltskanzlei, die sich auf russischsprachige Kunden spezialisiert hat. Die Autorinnen geben sowohl Anschrift und Telefonnummer, als auch, wo vorhanden, Internet- oder e-mail-Adresse an. Die Einträge sind exemplarisch und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Das farbenfrohe Design, eine gelungene Fotoauswahl und die Zitate über das russische Berlin der 20er Jahre laden den Leser zum Schmökern ein. Aber auch zur gezielten Recherche ist das kleine Kompendium eine sehr nützliche Informationsquelle.

Ein Stadtplan wurde bei dem etwas anderen Stadtführer ausgespart. Einen solchen sollte sich zumindest der ortsunkundige Tourist zusätzlich einstecken. Die Suche nach dem Russischen in der deutschen Hauptstadt könnte sich sonst in die Länge ziehen.

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