Ausgleichszahlungen machen Airlines zu  schaffenFLÜGE

Finanzielle Schieflage – Ausgleichszahlungen machen Airlines zu schaffen

Ausgleichszahlungen machen Airlines zu  schaffen

Die Luftfahrtbranche verzeichnet starke Wachstumsraten und trotzdem straucheln die Fluglinien. Wie zuletzt die Germania-Insolvenz zeigte, ist die Ursache für eine finanzielle Schieflage häufig in hohen Ausgleichszahlungen aus der EU-Fluggastrechteverordnung zu finden.

Von EM Redaktion | 25.03.2019

Die Luftfahrtbranche verzeichnet starke Wachstumsraten und trotzdem straucheln die Fluglinien. Wie zuletzt die Germania-Insolvenz zeigte, ist die Ursache für eine finanzielle Schieflage häufig in hohen Ausgleichszahlungen aus der EU-Fluggastrechteverordnung zu finden.

Preisschlachten und der Kampf um Passagiere machten Flugreisen billig wie nie zuvor. Airlines kalkulieren knapp, um überhaupt in die Gewinnzone zu gelangen und dafür wird an sämtlichen Stellen gespart. Das hat oft massive Verzögerungen zur Folge, wenn beispielsweise Ersatzteile für Wartungsarbeiten erst beschafft werden müssen. Dauert die Wartung dann länger, kann dies im Extremfall bedeuten, dass der Flieger gar nicht mehr abheben kann, weil das Bordpersonal sonst die Arbeitszeit überschreiten würde. Ersatzpersonal ist in den allermeisten Fällen wegen der rigorosen Sparpolitik nicht zur Stelle.

Kleine Verzögerungen – weitreichende Folgen

Aber auch kleinere Verzögerungen können den Flugplan durchaus gewaltig durcheinanderbringen. Schuld daran sind die knapp bemessenen Zeitfenster, in denen sich der gesamte Flugverkehr abspielt.

Um an einem Flughafen starten und landen zu können, benötigt ein Flugzeug einen sogenannten Slot. Diese Slots werden für jeden Flugplan neu vergeben. 80Prozent seiner Slots muss eine Fluglinie nutzen, um diese für den darauffolgenden Flugplan zu erhalten. Ohne diese Regelung wäre es undenkbar, dass eine neue Airline ins Fluggeschäft einsteigt. Zusätzlich planen Flughäfen ihre Slots an der maximalen Auslastung. Auf diese Weise sind etwa 40 stündliche Landungen am Flughafen Frankfurt möglich.

Kommt es nun zu Gewittern oder ähnlich schlechten Bedingungen, die aus Sicherheitsgründen einen größeren Abstand nötig machen, reduziert sich die Anzahl der Slots schnell einmal um 25Prozent. Im denkbar ungünstigsten Fall, etwa bei orkanartigen Sturmböen, sogar um 100Prozent. Fällt der Grund anschließend weg, kann der Flugverkehr zwar wieder planmäßig verlaufen, aber jedes am Boden bzw in der Luft gebliebene Flugzeug benötigt einen neuen Slot. Wenn nun diese an der Maximalauslastung vergeben worden sind, bleibt kein Zeitfenster um die Verzögerung aufzuholen.

Zu den Slots am Flughafen kommen noch diese in der Luft dazu. Jeder Flug hat seine vorgeschriebene Route zur geplanten Zeit. Bleiben Flugzeuge nun länger am Boden, ergeht eine Meldung an die europäische Flugsicherung, die den gesamten Flugplan nach hinten streckt. So ergeben sich aus einer Stunde Gewitter an einem der großen Flughäfen schnell einmal 10.000 verspätete Minuten.

Solche extreme Wettersituationen oder andere außergewöhnliche Gründe befreien die Airlines natürlich von Ersatzzahlungen aus der EU-Fluggastrechteverordnung. Der Großteil der Verspätungen ist aber auf hausgemachte Probleme der Fluglinien selbst zurückzuführen und hier entstehen Ansprüche. Sogar Streiks zählen nach jüngerer Rechtsprechung nicht automatisch als außergewöhnlicher Umstand. Sie waren in den Sommermonaten des vergangenen Jahres der Grund für tausende ausgefallene Flüge.

Entschädigungen zwischen 250,- und 600,- summieren sich schnell zu gewaltigen Summen. Ausgleichszahlungen waren zwar nicht der alleinige Grund für die Insolvenzen von Air Berlin und Germania, aber zum Großteil verantwortlich. Hat der Passagier sein Ticket direkt bei der Fluglinie gebucht, geht er allerdings leer aus.

Kunden der Air France-KLM müssen sich in Zukunft bei Flugverspätungen keine Sorgen machen, dass es zu einer Insolvenz kommt. Überraschenderweise stieg der niederländische Staat ein und möchte die Fluglinie zur erfolgreichsten der Welt machen.

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