In Moskau wurde ein Agent des CIA spektakulär festgenommenGEHEIMDIENSTE

Der Mann mit der blonden Perücke

In einer aufsehenerregenden Festnahme-Aktion wurde in Moskau ein CIA-Mitarbeiter festgenommen, der einen russischen Geheimdienst-Experten für den Kaukasus anwerben wollte.

Von Ulrich Heyden

Es war eine Szene wie aus einem Agentenfilm. In dem Video, das russische Fernsehkanäle in den Abendnachrichten zeigten, sah man einen jungen Mann im hellblau-karierten Hemd und mit grüner Basecap unter der die blonden Haare einer Perücke hervorlugten. Der junge Mann, bei dem es sich um Ryan Fogle, dritter Sekretär der US-Botschaft in Moskau handelte, guckte ziemlich betrübt. Der Grund war offensichtlich: Russische Sicherheitsbeamte hatten Fogle kurz vor dem Anwerbeversuch eines Mitarbeiters des russischen Inlandgeheimdienstes FSB in der südwestlich des Stadtzentrums gelegenen  Akademik-Piljugin-Straße unsanft zu Boden geworfen.

Fogle, bei dem es sich um einen Mitarbeiter des CIA handeln soll, wollte bei dem Date im Südwesten Moskaus einen FSB-Mann anwerben, der sich in der islamistischen Szene im Nordkaukasus auskennt. In einem gedruckten Anschreiben an den FSB-Mitarbeiter, welches man im Rucksack von Fogle fand, werden für Informationen 100.000 Dollar in Aussicht gestellt. Wenn die Zusammenarbeit gut laufe und wichtige Informationen übergeben werden, wird sogar ein Honorar von einer Million Dollar in Aussicht gestellt.

Ein Packen 500-Euro-Scheine und eine Perücke

Fogle hatte sich für das Anwerbe-Treffen  gut vorbereitet. In seinem Rucksack fanden FSB-Mitarbeiter eine größere Menge 500-Euro-Scheine, eine weitere Perücke, Sonnenbrillen, ein Messer und einen Kompass.

Was das für Methoden seien, schimpfte ein FSB-Mitarbeiter während Fogle in einem Büro des Geheimdienstes vorgeführt wurde. Während Obama und Putin eine offizielle Zusammenarbeit der Dienste vereinbarten, würde in Moskau ein FSB-Mitarbeiter als Informant angeworben.

Der Festgenommene wurde Vertretern der US-Botschaft übergeben und vom russischen Außenministerium zur „unerwünschten Person“ erklärt. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten wurde Fogle aber keine Frist für die Ausreise gestellt.

Aber es wurde der US-Botschafter in Moskau, Michael McFaul, in das russische Außenministerium bestellt, wo ihm der stellvertretende russische Außenminister, Sergej Rjabkow, die offizielle Beschwerde seines Ministeriums über den Anwerbeversuch eines FSB-Mitarbeiters vortrug. Der US-Außenamtssprecher Patrick Ventrell sprach in Washington von einem „Zwischenfall“. Man solle da nicht zu viel hineindeuten.

„Jeder Spionagedienst muss Agenten anwerben.“

Es sei „völlig normal“, dass Geheimdienste Mitarbeiter anwerben, erklärte der ehemalige Generalmajor der russischen Auslandsaufklärung, SWR, Juri Kobaladse gegenüber der Zeitung Moskowski Komsomolez. „Jeder Spionagedienst muss Agenten anwerben.“ Die russische Seite würde „das gleiche in Amerika“ tun.

Die nach dem Attentat in Boston am 15. April zwischen Barack Obama und Wladimir Putin getroffene Vereinbarung, dass die Geheimdienste beider Länder bei der Aufklärung des Attentates zusammenarbeiten sollen, zeigt offenbar nur begrenzt Wirkung. Der Anwerbeversuch in Moskau macht jedoch deutlich, dass FSB und CIA, sich nur begrenzt trauen.

Bereits unmittelbar nach dem Bombenanschlag in Boston war bekannt geworden, dass der russische Geheimdienst dem CIA bereits 2011 Informationen über Kontakte von Tamerlan Zarnajew, einem der beiden Boston-Attentäter, übermittelt hatte, wonach Tamerlan Kontakte zu Salafisten habe. CIA-Mitarbeiter sollen mit Tamerlan daraufhin jedoch nur „prophylaktische Gespräche“ geführt und ihm bedeutet haben, dass man „wisse was er tue“. Doch für wirklich gefährlich hielt man Tamerlan Zarnajew in den USA offenbar nicht.

Kontaktsuche des CIA in Machatschkala

Nach dem Bombenanschlag in Boston beschwerten sich US-Medien dann, die russische Seite habe dem amerikanischen Geheimdienst nicht alle Informationen über die  Tamerlan-Brüder, bei denen es sich um ethnische Tschetschenen handelt, übermittelt.

Unmittelbar nach dem Bombenanschlag in Boston fuhr dann eine Abordnung bestehend aus Mitarbeitern der US-Botschaft in Moskau und Vertretern des CIA nach Machatschkala, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan, um mit den Eltern der Zarnajew-Brüder, Ansor und Subejdat, zu sprechen und Informationen über die gewaltbereite islamistische Szene in Dagestan zu sammeln. Bei der Reise nach Machatschkala – so vermutet der Kommersant - sei es zu dem ersten Kontakt zwischen dem festgenommenen Mitarbeiter der US-Botschaft Ryan Fogle und dem Kaukasus-Experten des FSB gekommen, den Fogle offenbar als Informanten anwerben wollte.

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