„Kant für Manager – eine Begegnung mit dem großen Philosophen“ von Bernd Niquet.GELESEN

„Kant für Manager – eine Begegnung mit dem großen Philosophen“ von Bernd Niquet.

Erkenntnistheorie und Management stehen prinzipiell vor den gleichen Aufgaben: Möglichst sichere Erkenntnisse erzielen und dazu Verknüpfungen bilden und Synergien herstellen. So der Autor des Buches. „Wir brauchen mehr Kant in der Wirtschaft“ fordert Bernd Niquet und untermauert dies mit teils überraschenden Erkenntnissen aus dem philosophischen Werk seines Königsberger Kronzeugen.

Von Eberhart Wagenknecht

„Kant für Manager – eine Begegnung mit dem großen Philosophen“ von Bernd Niquet  
„Kant für Manager – eine Begegnung mit dem großen Philosophen“ von Bernd Niquet  

A usgerechnet Kant? Der Philosoph des 18. Jahrhunderts, der angeblich seine Heimatstadt Königsberg zeitlebens nicht verlassen hat - er soll Managern von heute, „Global Playern“ wie Eduard Ackermann, Ferdinand Piech oder Hartmut Mehdorn etwas zu sagen haben?

Der Autor Bernd Niquet zitiert dazu den großen Philosophen der praktischen Vernunft zum Beispiel mit dem Satz: „Der Verstand schöpft seine Gesetze nicht aus der Natur, sondern schreibt sie dieser vor“. Und der Autor schlussfolgert: „Unser Verstand ist frei, die Welt nach seinen eigenen Gesetzen zu formen. Das ist bestes Futter für Querdenker und kreative Köpfe.“

Vielleicht würden sich Spitzenmanager nicht als Querdenker bezeichnen, sicher jedoch für sich in Anspruch nehmen, eigenständige Köpfe zu sein. Damit wären sie, folgt man Niquet, im Kantschen Sinne schon den meisten Konkurrenten überlegen. Denn: „Wo Unternehmen nach kreativen Köpfen und freien Geistern suchen und rufen, füllt in der Praxis oft nur stupides und reproduzierbares Abfragewissen die Köpfe und lähmt das Denken.“

Kant fordert selbstständiges Denken

Der Autor erklärt, was Kant stattdessen fordert: „Er plädiert für das ‚Selbstdenken’. Die Wahrheit oder Falschheit von Aussagen soll aus dem eigenen Denken heraus beurteilt werden. Nicht auswendig gelernte Antworten auf vorgegebene Fragen sind zu geben, sondern es gilt, grundsätzlich die richtigen Fragestellungen zu finden.“

Mag sein, dass dies erfolgreiche Manager ohnehin in ganz besonderer Weise auszeichnet. Niquet jedenfalls weist daraufhin, dass neues Wissen und freies Denken Wertschöpfung schafft, auf die zu verzichten sich kein Unternehmen leisten sollte. Und er ist überzeugt: „Von Kant können wir hier einiges lernen: Herausfinden , was wir überhaupt wissen können und worüber wir nur spekulieren können“ – zum Beispiel „Erkennen , wo unsere Freiheit liegt, aber auch , wo sie ihre Grenzen findet.“

„Kant“, so der Autor, sei „ganz gewiss ein Neunundachtziger“ gewesen, „ein 1789er, ein leidenschaftlicher Verfechter der Französischen Revolution.“ Im revolutionären Ruf „Liberté, Egalité, Fraternité“ habe Kant „nichts anderes als seine eigenen Ideale von Freiheit, Gleichheit und Selbständigkeit“ wieder erkannt.

Ekel vor den Dogmen

„Wer einmal Kritik gekostet hat, den ekelt auf immer alles dogmatische Gewäsche, womit er vorher aus Not Vorlieb nahm, weil seine Vernunft etwas bedurfte und nichts Besseres zu ihrer Unterhaltung finden konnte.“

Und was zählt Kant zu den Dogmen? Der Autor hat in dem schmalen Bändchen das Wesentliche dazu aus Kant herausgeholt: „Reiner Rationalismus war für ihn dogmatisches Geschwafel, das sich jeder Überprüfung entzieht und zum Scheitern verurteilt ist.“

Und der Empirismus? Niquet: „Ist der Rationalismus wie ein Agieren, ohne auf die Marktpreise und die Marktentwicklung zu achten, so verkörpert sein Gegenstück, der Empirismus, das simple Fortschreiben von Markttrends, ohne sich eigene Gedanken darüber zu machen.“

Der Autor folgert: „Die Erkenntnistheorie und das Management stehen prinzipiell vor den gleichen Aufgaben: Möglichst sichere Erkenntnisse erzielen und dazu Verknüpfungen bilden und Synergien herstellen.“

Wider die Einäugigkeit des Rationalismus – mit Kant auf den Markt schauen

Kant versuche die Einäugigkeit des Rationalismus und des Empirismus zu überwinden und alle Dinge von beiden Seiten zu sehen. Niquet: „Wer also mit Kants Augen auf den Markt schaut, der macht sich seine eigenen Gedanken und behält sowohl die Marktpreise als auch die Markttrends im Blick.“

Manager müssen oder sollten wissen, dass sie alle ihre Entscheidungen und deren Konsequenzen selbst zu verantworten haben – daran hapert es allerdings, folgt man Bernd Niquet, nicht selten.

Es gibt für ihn einfach zu wenig Kant in der Wirtschaft – vor allem, wenn es um Moral und Ethik in unserer Zeit geht. Zum Beispiel sollte für jeden Manager gelten: „Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde“. Das ist Grundsatz bei Kant. Oder: „Was Du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu!“

Das Grundgesetz gegen Mobbing

Im weitesten Sinne würden solche Grundsätze in der Wirtschaft die Milliardenverluste durch Mobbing verringern. Dass Kant daran gedacht hat, ist wohl eher unwahrscheinlich. Aber dass seine hehren ethischen Grundgesetze des erfolgreichen Handelns bis heute Gültigkeit besitzen – und zwar weltweit -, wird durch die Lektüre des Buches „Kant für Manager“ auf vielen der knapp 100 Seiten deutlich.

Die „gesammelten Weisheiten“ (es sind rund 30 an der Zahl) sind vom Verfasser am Schluss des Werkes noch einmal im Überblick zusammengefasst. Der Autor Dr. Bernd Niquet ist Jahrgang 1956. Er lebt als freier Journalist und Schriftsteller in Berlin. Niquet ist Volkswirt und hat mit einer Arbeit über den Philosophen Immanuel Kant promoviert. Er hat bereits eine Reihe von Büchern über die Wirtschafts- und Finanzmärkte verfasst.

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Rezension zu: „Kant für Manager“ von Bernd Niquet, Campus Verlag, 96 Seiten, 9.90 Euro, ISBN: 978-3-59338-416-0.

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