Metapolitik und Machtkampf während des Corona-AusnahmezustandsEUROPA

Metapolitik und Machtkampf während des Corona-Ausnahmezustands

Metapolitik und Machtkampf während des Corona-Ausnahmezustands

Europa zwischen freiheitlich-konservativem Widerstand und linksliberal-globalistischem Establishment

Von Roland Chr. Hoffmann-Plesch und Anna-Maria Hoffmann-Plesch | 13.08.2020

Europa zwischen freiheitlich-konservativem Widerstand und linksliberal-globalistischem Establishment

Eine (meta-)politische Analyse der Ergebnisse und Folgen der Europawahl 2019
Teil II: Metapolitische Aspekte
II.2. Metapolitik in Theorie und Praxis

II.2.1. Metapolitik und Machtkampf während des Corona-Ausnahmezustands

Im Teil II.1. wurden die weltanschaulich-ideologischen und metapolitischen Grundrisse des freiheitlich-konservativen und des linksliberal-globalistischen Lagers analysiert. Im Teil II.2., dessen Veröffentlichung wir bewusst ein Jahr nach der Europawahl 2019 geplant haben, wollten wir uns der Metapolitik in Theorie und Praxis dieser beiden Lager widmen, die heute verbitterter denn je um die geistig-kulturelle Hegemonie im vorpolitischen Raum Europas kämpfen. Aus gegebenem Anlass – gemeint sind die „Corona-Krise“ und der wegen ihr ausgerufene „globale Ausnahmezustand“ – und daher auch aus Platzgründen haben wir entschieden, den inhaltlich detaillierter gewordenen Teil II.2. in drei Teilen zu veröffentlichen.

Im vorliegenden Teil II.2.1. werden wir einige Randbemerkungen zu den Geschehnissen rund um die Corona-Krise anbringen, welche die während unserer Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse unterstützen und zum besseren Erklären, Verstehen und Deuten der krisenhaften, bürgerkriegsähnlichen Situation im Europa (und im Allgemeinen in der westlichen Welt) beitragen könnten. Erst in den nachfolgenden Teilen werden wir die Metapolitiken der beiden Lager analysieren.

Der Mensch lernt doch aus der Geschichte

Dass die Menschen aus der Geschichte überhaupt nichts lernen, ist ein weitverbreiteter Irrtum. Dass manche Menschen, die entweder ein kurzes Gedächtnis haben oder bestimmte negative Charaktereigenschaften (Machtgier, Habsucht, Hochmut, Neid, Ignoranz, Verantwortungslosigkeit u.a.) aufweisen, aus der Geschichte nichts lernen, stimmt vollkommen. Allen voran diejenigen (Individuen, Gruppen und sogar ganze Völker und Nationen), die nach der tödlichen Chimäre namens Weltherrschaft streben und alles tun, um immer mehr Macht und Einfluss auf globaler Ebene zu gewinnen, wiederholen ständig die Fehler all derjenigen, die vor ihnen den Griff nach der Weltmacht wagten und kläglich scheiterten.

Nur für lernfähige Menschen hatte jede große Katastrophe in der Menschheitsgeschichte jenseits allen menschlichen Leidens immer auch eine positive Seite, denn die weisesten und vernünftigsten unter den Überlebenden und ihren nachfolgenden Generationen haben etwas daraus gelernt, wie die Geschichte reichlich beweist. Deshalb konnten sich diese Menschen seelisch, geistig und körperlich auf künftige Heimsuchungen einstellen, ihre Schutz-, Sicherheits- und Verteidigungsmöglichkeiten erweitern und sogar ihre natürliche Umwelt in Erwartung auf die nächsten Katastrophen entsprechend gestalten, und so ihre Familien und Gemeinschaften für schwere Zeiten besser wappnen. Dafür gibt es unzählige Beispiele aus allen Epochen, Kulturen und Erdregionen. Hier nur einige Beispiele:

Diese wenigen Beispiele reichen für die Untermauerung unserer Argumentation vollkommen aus, denn sie zeigen, dass sowohl einzelne Individuen – Herrscher, Adlige, Soldaten, Ärzte, Beamte, Wissenschaftler, Kleriker, Politiker, aber auch gewöhnliche Menschen – als auch Großgruppen und ganze Völker und Nationen aus der Geschichte lernen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse sogar sinnvoll einsetzen können (natürlich vorausgesetzt, sie haben reine Absichten und ein Interesse am Überleben ihrer Nächsten, d.h. ihrer Familien, Nachkommen und Schicksalsgemeinschaften samt geistigen und materiellen Schätzen).

Die Menschen in unseren Beispielen haben aus den Katastrophen der Vergangenheit, aus Invasionen, Vulkanausbrüchen, Sturmfluten, Pandemien, Welteroberungsunternehmen, Tyranneien, Unterdrückung, Massenverfolgungen und Genoziden, etwas Wertvolles gelernt, nämlich wie man das Eigene – das Leben, die Freiheit, das Eigentum – sichert und verteidigt.

Metapolitik und Machtkampf – Europa im Corona-Ausnahmezustand

Nach dem Gesagten stellt sich fast zwingend die Frage, ob die freiheitlich-konservativ bzw. linksliberal-globalistisch orientierten Europäer, um die es in der vorliegenden Untersuchung geht, aus der Corona-Krise etwas lernen und auch künftig getreu ihrer metapolitischen Visionen (die wir in den nächsten Teilen detaillierter analysieren werden) denken und handeln werden. Während der erste Teil der Frage geschichtsphilosophischer Natur ist, ist der zweite Teil metaphysischer bzw. metapolitischer Natur, nämlich eine (Teil-)Frage nach der Rolle der (freiheitlich-konservativen und linksliberal-globalistischen) Metapolitik im europäischen bzw. globalen Ausnahmezustand und implizit nach der heutigen theoretischen und praktischen Relevanz beider metapolitischen Ansätze.

Im Corona-Ausnahmezustand kann man beobachten, wie sich die Kluft zwischen den zwei entgegengesetzten, zahlen-, identitäts- und machtmäßig unterschiedlich ausgestatteten Lagern ständig vertieft:

Angesichts dieser Situation kann man die obige Frage nach dem Lernen aus der Corona-Krise und dem Denken und Handeln nach dem Corona-Ausnahmezustand sowohl affirmativ als auch negativ beantworten.
Ja, freiheitlich-konservative ebenso wie viele bisher apolitische oder (meta-)politisch andersdenkende Menschen haben aus dieser Krise etwas gelernt und fühlen sich in ihren Überzeugungen und Theorien bestätigt oder in ihren Vermutungen und Annahmen bestärkt (oder je nachdem wegen der politischen Ereignisse rund um die Corona-Pandemie einfach in ihrer Intelligenz beleidigt). Das hat sie dazu gebracht, den Pfad der freiheitlich-konservativen Metapolitik zu gehen.

Inmitten der Corona-Krise spricht man in den EU-Ländern offen über die negativen Folgen der Globalisierung und im Allgemeinen der linksliberal-globalistischen, gegen die Völker und Nationen Europas gerichteten Politik. Denn erst in dieser europäischen bzw. globalen Krise hat man richtig die negativen Folgen dieser Politik erlebt und begriffen, darunter: globalisierungsbedingte wirtschaftliche Abhängigkeit von nichteuropäischen Mächten; fehlende Sicherheits- und Verteidigungsstrategien/-systeme; staats- oder besser gesagt coronasozialistische Wirtschaftsplanung bzw. schädliche Wirtschafts-, Finanz- und Schuldenpolitik; Diffamierung der Verteidiger der europäischen Kultur und Versuch einer strengeren Kontrolle der einheimischen Bevölkerung bei gleichzeitiger Zwangsmultikulturalisierung der Gesellschaft durch weitere unkontrollierte Migration; eklatante Bürgerrechtsverletzungen und in manchen Fällen Degradierung der einheimischen Europäer zu Bürgern zweiter Klasse; machtgierige, freiheits- und demokratiezersetzende Parteienkartelle; Tendenz zur Unterdrückung der Meinungsfreiheit und aggressive antieuropäische Propaganda und nicht zuletzt eine allarmierende Zunahme von Gewalt linksgerichteter und islamischer, oft von linksliberal-globalistischen Politikern, Medien und NGOs unterstützter Gruppierungen gegen Europäer und ihre fundamentalen Institutionen (v.a. gegen Polizei, Justiz, Opposition, Kirche, Verwaltung sowie föderative und kommunale Einrichtungen).

Gleichzeitig entdecken viele Europäer den Wert der Familie, der Gemeinschaft und der Kirchengemeinde wieder und praktizieren die Nächstenliebe im wahrsten Sinne des Wortes. Sie lernen darüber hinaus die Schätze der eigenen Kultur zu achten und nehmen plötzlich die Vorteile der gemeinsamen europäischen Zivilisation wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Achtung vor Leben, Leib und Eigentum, die gerade vor ihren Augen verloren gehen, wahr. Sie werden sozusagen ein bisschen weiser, vernünftiger und vielleicht jenseits aller linksliberal-globalistischen Allmachtsphantasien, Weltverbesserungsobsessionen und Weltordnungsutopien wieder christlicher, gemeinschaftlicher, traditioneller, nationaler und zugleich europäischer.

Nein, die meisten linksliberal-globalistischen Eiferer im Establishment haben aus dieser zum Teil von ihnen selbst durch (hoffentlich temporäre) Aufhebung der Grundrechte, Misswirtschaft, Verstärkung der Überwachung und Kontrolle der normalen Bürger (die keine politische oder religiöse Extremisten sind), Vorantreiben der Früh- und Pansexualisierung bzw. Multikulturalisierung und andere Maßnahmen verschärften Krise nichts gelernt. Auch nichts aus dem reaktiven Verhalten der Europäer, die wach, kritisch und aktiv geblieben oder jetzt erst recht geworden sind. Trotz der gesunden und voraussehbaren Reaktion der Europäer verfolgen die linksliberal-globalistischen Akteure – Politiker, „Apparatschiks“, Wirtschafts- und Finanzelite, Journalisten, „Hofvirologen“, NGO-Aktivisten, Systemkünstler, alle möglichen Experten, Philanthropen und Weltverbesserer – ihre (meta-)politischen Strategien zu Machteroberung, Machtvermehrung und Machterhaltung unbeirrt weiter.

Sie nutzen sozusagen die Gunst der Stunde, wobei die „Stunde“ in manchen Ländern Europas seit Monaten dauert und wahrscheinlich weitere Monate und gar Jahre dauern wird, zumindest so lange, bis die Etablierten oder ihre parastaatlichen Freunde und Helfer erreicht oder zumindest getestet haben, was sie seit langem erreichen oder testen wollten. Denn jenseits aller Verschwörungstheorien, die in diesem globalen Ausnahmezustand weltweit kursieren, kann man mit bloßem Auge erkennen, dass das ganze wirtschaftlich-finanzielle, politische und sozio-kulturelle Geschehen rund um das Coronavirus (natürlich ausgenommen sinnvolle, rein medizinische und präventive Maßnahmen) wenig Sinn macht. Nicht nur die geographische Ausbreitung und das Verhalten des Virus, sondern auch das Verhalten der Etablierten wirft Fragen auf. Einige der geplanten oder bereits getroffenen Maßnahmen beleidigen nicht nur die Intelligenz fachlich geschulter Wissenschaftler, sondern auch die der mit gesundem Menschenverstand ausgestatteten Laien.

Die jetzige Lage in der EU beweist, dass die Sorgen der wachsamen Menschen berechtigt sind. Der Flickenteppich von Corona-Regeln auf lokaler, nationaler und supranationaler Ebene, die unterschiedlichen Informationspolitiken und Berichterstattungen, die verschiedenen Arten der Durchführung von Maßnahmen (von freiheitlich-demokratisch und bevölkerungsfreundlich bis totalitär, bevölkerungsfeindlich und gegenüber Europäischstämmigen diskriminierend), die Kontroverse um Zwangsimpfung und Corona-App usw. – all das zeigt, wie uneinig sich die Regierungen der EU-Länder sind und ob manche von denen wirklich an das Wohl ihrer Völker interessiert sind oder nur ihren (meta-)politischen Machtkampf weiterführen.

Zwischen phantasievollen Verschwörungstheorien und realer Verschwörungspraxis

In der europäischen Geschichte wurden transnational agierende, imperialistisch orientierte Eliten, Organisationen und Mächte meist als „raumfremde“ Feinde betrachtet, während man deren echte oder angebliche Kollaborateure und Handlager (z.B. Politiker, Meinungsmacher, Militärs, Geheimdienstler, Geheimbündler, Künstler u.a.) als „gott- und vaterlandslose Gesellen“, „Volks- und Vaterlandsverräter“ oder „Volks- und Staatsfeinde“ bezeichnete. Im Volk wie auch in Medien und Politik kursierten ständig überprüfbare oder nicht überprüfbare „Dolchstoßlegenden“.

Auch die heutigen transnationalen Akteure und ihre Gefolgschaft, die den Weltordnungskrieg weiterführen, machen keine Ausnahme. Denn die heutigen Globalisten sind per definitionem heimat- und traditionslos ähnlich wie die Linksliberalen, die ebenfalls keinen Bezug zur Heimat und Tradition haben. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass all diese auch keinen Bezug zur christlichen Offenbarungsreligion haben – sie weisen oft seltsame pseudoreligiöse, okkult-esoterische, mit christlichen Geboten und Tugenden unvereinbare Einstellungen, Überzeugungen und Handlungsweisen auf – so dass die linksliberal-globalistischen Akteure in vielen europäischen Ländern wie in der Vergangenheit als gott-, heimat- und traditionslos, volks- und vaterlandsverräterisch bzw. volks- und staatsfeindlich oder raumfremd bezeichnet werden. Und wie so oft in der Geschichte kursieren über diese Kräfte und Mächte auch heute Verschwörungstheorien, von phantasievollen SF-Geschichten bis zu realistischen Verschwörungstheorien, die bestätigt wurden oder ganz offensichtlich zur Verschwörungspraxis geworden sind.

In diesem Sinne kamen während des globalen Corona-Ausnahmezustands auch die alten düsteren Visionen von der Zwangsreduzierung und Kontrolle der Weltbevölkerung und der Errichtung eines Weltstaates ins Gespräch. Die erste hat der sozialistische und antichristliche Pazifist Bertrand Russel einfach, aber weitsichtig in seinem Buch „Wissenschaft wandelt das Leben“ (1953) formuliert:
„Bisher hatten Kriege keinen allzu großen Einfluss auf das Bevölkerungswachstum, das auch während des Zweiten Weltkrieges weiter angehalten hat. Vielleicht wäre der bakteriologische wirksamer. Wenn sich in jeder Generation einmal die schwarze Pest ausbreitete, wären die Überlebenden frei, sich fortzupflanzen, ohne jedoch den Planeten zu stark zu besiedeln. […] Durch die selektive Reproduktion werden die angeborenen Unterschiede zwischen Führern und Geführten allmählich zunehmen, bis sie schließlich zu fast verschiedenen Spezies werden. Eine Revolte des Pöbels wäre genauso undenkbar, wie ein Aufstand der Schafe gegen die Praxis des Verzehrs von Schaffleisch. […] Die Kombination von Ernährung, Injektionen und Verboten wird schon in sehr frühem Alter dazu führen, jene Art von Charakter und jene Art von Überzeugungen zu produzieren, der den Autoritäten erstrebenswert scheint und jede ernsthafte Kritik der Macht würde psychologisch unmöglich werden. […] Die Bevölkerung wird nicht wissen, auf welche Art ihre Überzeugungen eingeimpft werden. Wenn die Technik perfektioniert sein wird, wird jede Regierung, die Generationen von Menschen so erzogen hat, in der Lage sein, die gesamte Bevölkerung wirksam und sicher zu kontrollieren, ohne, dass Armee oder Polizei benötigt werden. […] Die Bildungspropaganda wird mit Hilfe der Regierung innerhalb einer einzigen Generation Ergebnisse erzielen. Es gibt jedoch zwei mächtige Kräfte, die sich einer solchen Politik entgegenstellen: die eine ist die Religion, die andere der Patriotismus. […] Eine wissenschaftliche Gesellschaft kann nur unter der Führung einer Weltregierung stabil sein.“
(Bertrand Russel zit. in Bastovoi, 2019, S. 9f.)

Die Vision vom Weltstaat und der Weltregierung

Stichwort „Weltregierung“! Die zweite düstere Vision, die während des globalen Corona-Ausnahmezustands ins Gespräch kam, war die von der Errichtung eines Weltstaates unter einer Weltregierung. Der Anlass waren die getroffenen Corona-Maßnahmen, die für vernünftige Menschen äußerst seltsam, unverhältnismäßig und teilweise unnötig waren, aber im breiteren Kontext der freiheit- und demokratiezersetzenden linksliberal-globalistischen Politik der letzten Jahrzehnten Sinn machten und somit verdächtig erschienen.

In Zusammenhang mit anderen merkwürdigen, panik- und chaoserzeugenden Ereignisse während der Corona-Zeit – darunter künstlich verursachte Rassenunruhen, Forderungen nach der Abschaffung der Polizei und der Spezialkräfte, Tolerierung oder Ermutigung linksradikaler und migrantischer, insbesondere muslimischer Schläger-, Plünderer-, Vergewaltiger- und Drogenbanden („Antifa“, „Araberclans“, „internationale Party-Szene“), nicht zuletzt „coronabedingte“ Schließung der Kirchen, Trennung von jungen und alten Familienmitgliedern und wirtschaftlich-finanzielle Austrocknung des Mittelstands – erinnerte dieser permanente Ausnahmezustand an den Wahlspruch der Obersten Räte des freimaurerischen Systems des Alten und Angenommenen Schottischen Ritus. „Ordo ab Chao“ (Die Ordnung aus dem Chaos).

Ursprünglich bedeutete das griechische Wort „chaos“ „gähnende Leere“, „Kluft“, „leerer Raum“ – in den antiken Philosophien und Mythologien (v.a. Kosmogonien) ein Gegenbegriff zum „kosmos“, zur „(Welt-)Ordnung“ bzw. zum „geordneten Universum“. Aus dem Chaos, dem ersten Vorhandenen, schufen die alten Götter oder der biblische Gott die Welt durch Sonderung der Elemente. „Ordo ab chao“ bedeutet also in vielen philosophischen, mythologischen und religiösen Systemen (einschließlich der symbolisch-ethischen, angelsächsischen regulären Freimaurerei) den Schöpfungsakt, der durch den Menschen rituell immer wieder von neuem hervorgerufen werden muss. Der Tempel, die Kirche, der Weltenbaum, die heilige Säule symbolisieren die Mitte der erschaffenen Welt, Axis Mundi, die Ordnung des Universums, also das Gegenteil vom Chaos.

In der Freimaurerei verneigt sich der Großmeister vor der Mitte der Loge, d.h. vor dem Punkt, der aus der Senkrechten („Weltenachse“) und der Waagerechten („Logenachse“), gebildet wird, welcher der „Mittelpunkt der neuen Kosmogonie“ sein. Der Freimaurerbruder Wolfgang Scherpe erklärt die Symbolik des Rituals anschaulich:

„Der Meister vom Stuhl schafft durch seine Verneigung die Weltenachse, die Mitte der Welt, und somit den ersten und entscheidenden Bezug einer Ordnung. Erst jetzt kann man von einem wirklichen Raum sprechen, da eine Mitte vorhanden ist. Wenn er nun die Mitte zu umschreiten beginnt, um zu seinem Platz zu gelangen, so entstehen damit die ersten kosmischen Kräfte: die Bewegungen um die Zentren der Galaxien. Nun entzündet der Meister die erste Kerze auf seinem Tisch. Das Licht ist geschaffen, die Voraussetzung für die höchste Stufe der Schöpfung: das Leben. Noch ist es das Urlicht, das Licht als Urprinzip; nicht die Sonne. Wir können also noch nicht vom Osten sprechen. Noch ist es Nacht in der Mitte des Raumes. Erst wenn die Brüder den Tempel betreten haben, wenn es Menschen in dem neu geschaffenen Raum gibt, die dieses Licht sehen und lieben, werden diese erkennen, dass es täglich aus der gleichen Richtung aufersteht. Dann werden die Himmelsrichtungen geboren sein. Dies ist die tiefe esoterische Bedeutung des Entzündens der drei kleinen Lichter. Wo es aber Himmelsrichtungen gibt, dort ist auch die Erde, auf der sich die Menschen ‚orientieren‘, d.h. wörtlich: nach Osten wenden können zum Aufgang der Sonne, um sich zurechtzufinden. Erst wer den Sonnenaufgangspunkt gefunden hat, kann die vier Himmelsrichtungen bestimmen. So kommen wir immer wieder zurück zur Loge als einem kosmischen Raum.“ (https://freimaurer-wiki.de/index.php/Traktat:_Ordo_ab_Chao#Die_Weltsch.C3.B6pfung)

Diese „Ordo ab Chao“-Vision wurde in der Vergangenheit von bestimmten einflussreichen Gruppierungen, Organisationen und Regierungen missbraucht, indem sie diese machtpolitisch gedeutet und dementsprechend in der politischen Praxis verwirklicht haben: sie stifteten erst gezielt Chaos und Panik (Krisen, Bürgerkriege, Revolutionen, Weltkriege, Terroranschläge bzw. Terrorhysterie, Massenmigrationen und, heute überaus denkbar, Epidemien) und präsentierten danach die von ihnen schon vorher ausgearbeitete Lösung, um sich als Retter und Ordnungsstifter selbst zu inszenierten, nach der Devise „Wir finden erst die Lösung und schaffen dann das Problem“. Unter dem Schock der Corona-Maßnahmen und des Corona-Ausnahmezustandes und deren negativen Folgen und mit Blick auf die alte (zum Teil freimaurerische) Vision eines (eher abstrakt-philosophisch verstandenen) idealen Weltstaats haben viele Menschen plötzlich ein ungutes Gefühl gehabt. Denn sie haben plötzlich nicht an das rein theoretische Weltstaatskonstrukt der utopischen Philosophen gedacht, sondern an die Verwirklichung solch einer Weltstaatsutopie, die eine egalitaristische, zwingend autoritär-totalitäre Weltordnung als Endprodukt haben würde.

Diese Utopie einer gleichgeschalteten, undifferenzierten Weltbevölkerung, die in einem allwissenden, allsehenden, allkontrollierenden, allstrafenden und alllenkenden Weltstaat lebt, der von einer Weltregierung von „Eliten“ (von gottähnlichen Weltverbesserern, die von irgendjemand oder von sich selbst auserwählt und in irgendetwas Geheimnisvolles eingeweiht wurden und daher berechtigt sind, die Welt zu führen) erlebt heute dank der linksliberal-globalistischen „Bemühungen“ und dem technischem Fortschritt eine Renaissance in der (meta-)politischen Debatte. Sie ist erst in der Neuzeit in humanistisch-philosophischen bzw. okkult-esoterischen Kreisen entstanden. Sie wurde in der Moderne und Postmoderne von linksgerichteten Inter-, Supra- und Transnationalisten und New-Age-Okkultisten, vor allem von sozialistisch-kommunistischen, pazifistischen, sozial- und liberaldemokratischen und ökologistischen Ideologen und Weltrevolutionären (darunter tatsächlich auch von manchen regulären und irregulären Freimauer) propagiert und wird in der Gegenwart offen oder verdeckt von linksliberal-globalistischen Akteuren vertreten.

Das bedeutet nicht, dass alle Linken oder Freimaurer böse Verschwörer sind, die die Welt beherrschen wollen. Unter ihnen gab es in der Vergangenheit und gibt es auch heute ehrliche Idealisten, die tatsächlich glauben, dass es möglich ist, die Welt zu retten oder zu verbessern. Es gibt hier aber mindestens zwei Probleme. Einerseits sind die dafür gewählten Methoden, denn der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, nicht mit schlechten. Aber ohne Vernunft, Weisheit, Demut, Liebe und Gerechtigkeit können die guten Vorsätze dennoch zur Hölle führen. Andererseits gibt es Wölfe im Schafspelz, die unter dem Vorwand der Weltrettung oder Weltverbesserung die Welt nur beherrschen, ausbeuten oder zerstören wollen.

Gutgemeint oder teuflisch, die Verwirklichung dieser Weltordnungsutopie wird realistisch betrachtet zwingend zur Errichtung eines dystopischen Weltstaats (mit Weltlegislative, Weltjudikative und Weltexekutive) führen, der womöglich die Entstehung eines Weltdemos (eine Art global nation-building) bzw. die Einführung einer Weltreligion, einer Weltsprache, eine Weltwährung usw. forcieren wird. Manche globalistische Instrumente, Mechanismen und Institutionen wurden schon im 20. Jh. gegründet, wie NATO, UNO, WHO, IGH, IWF, UNESCO, Weltbank usw., andere befinden sich noch in statu nascendi, wie eine Weltwährung oder ein Weltrecht, andere wiederum existieren, wurden aber nicht offiziell eingeführt, wie die Weltsprache Esperanto oder das synkretistische Weltethos. Da konkurrenzlose Institutionen wie Weltregierung, Weltparlament, Weltbank, Weltwährung, Weltpolizei, Weltarmee bzw. Weltgeheimdienst oder künstliche Konstruktionen wie Weltrasse, Weltsprache, Weltkultur oder Weltreligion das Leben, die Freiheit und das Eigentum der Menschen weltweit bedrohen und die Existenz der Völker und Nationen (und damit der einmaligen realexistierenden natio-ethno-kulturellen Diversität) ein Ende bereiten würden, sind viele Menschen im Corona-Ausnahmezustand hellhörig geworden.

„Aufruf für die Kirche und für die Welt“

In diesem Kontext haben Hirten der katholischen Kirche, darunter der Apostolische Nuntius in den USA Erzbischof Carlo Maria Viganò (als Initiator) und der Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller als ihre „heilige Pflicht“ empfunden, am 7. Mai 2020 einen Appell „an die „Mitbrüder im Bischofsamt, an den Klerus, die Ordensleute, das heilige Volk Gottes und alle Männer und Frauen guten Willens“ zu richten, der von vielen Klerikern, Intellektuellen, Medizinern (Ärzte, Virologen, Immunologen, Forscher), Anwälten, Journalisten, Professoren und anderen Fachleuten und Organisationen unterzeichnet wurde. Dieser „Aufruf für die Kirche und für die Welt“ wurde am 8. Mai (am Fest Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz in Pompeji) unter dem passenden Motto „Veritas liberabit vos.“ (Joh 8,32) und der nicht zufällig gewählten Ikone des Erzengels Michael als Besieger Satans veröffentlicht. In diesem Appell warnen die Verfasser vor den wahren Zielen und den negativen Folgen der Corona-Maßnahmen:
„Die Fakten haben gezeigt, dass unter dem Vorwand der Covid-19-Epidemie in vielen Fällen unveräußerliche Rechte der Bürger verletzt und ihre Grundfreiheiten unverhältnismäßig und ungerechtfertigt eingeschränkt werden, einschließlich des Rechts auf Religionsfreiheit, auf freie Meinungsäußerung und auf Bewegungsfreiheit. Die öffentliche Gesundheit darf und kann kein Alibi werden, um die Rechte von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt zu verletzen, geschweige denn, um die Zivilbehörden von ihrer Pflicht zu entbinden, mit Weisheit für das Gemeinwohl zu wirken. Das gilt umso dringlicher, je mehr Zweifel von verschiedenen Seiten an der tatsächlichen Ansteckungsgefahr, der Gefährlichkeit und der Resistenz des Virus laut werden: Viele maßgebliche Stimmen aus der Welt der Wissenschaft und der Medizin bestätigen, dass der Alarmismus der Medien wegen Covid-19 in keiner Weise gerechtfertigt zu sein scheint.“ (https://veritasliberabitvos.info/aufruf/)
Weiter erwähnen sie bestimmte Kräfte, welche die Corona-Pandemie als Vorwand für die Errichtung einer Weltregierung benutzen, die unter keiner Kontrolle unterstellt sein würde, und kritisieren sie schonungslos die Corona-Maßnahmen, die für die christlich-europäische Welt fatale Folgen haben, allen voran eine satanische „verabscheuungswürdige technokratische Tyrannei der Mächte der Finsternis“:

„Wir haben Grund zur Annahme – gestützt auf die offiziellen Daten zur Epidemie in Bezug auf die Anzahl der Todesfälle – dass es Kräfte gibt, die daran interessiert sind, in der Weltbevölkerung Panik zu erzeugen. Auf diese Weise wollen sie der Gesellschaft dauerhaft Formen inakzeptabler Freiheitsbegrenzung aufzwingen, die Menschen kontrollieren und ihre Bewegungen überwachen. Das Auferlegen dieser unfreiheitlichen Maßnahmen ist ein beunruhigendes Vorspiel zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht. Wir glauben auch, dass in einigen Situationen die Eindämmungsmaßnahmen, inbegriffen die Schließung von Geschäften und Betrieben, zu einer Krise geführt haben, die ganze Wirtschaftszweige zum Erliegen gebracht hat und die Einmischung fremder Mächte begünstigt, mit schwerwiegenden sozialen und politischen Auswirkungen.

Diese Formen der Gesellschaftsmanipulation müssen von jenen, die Regierungsverantwortung tragen, beendet werden, indem sie Maßnahmen zum Schutz der Bürger ergreifen, deren Vertreter sie sind und in deren Interessen sie gemäß ihrer ernsten Pflicht zu handeln haben. Sie müssen der Familie, der Keimzelle der Gesellschaft, helfen und vermeiden, schwache und ältere Menschen unangemessen zu benachteiligen und zu schmerzhaften Trennungen von ihren Angehörigen zu zwingen.

Die Kriminalisierung persönlicher und sozialer Beziehungen muss als inakzeptabler Bestandteil eines Projekts verurteilt werden, mit dem die Isolation der Individuen gefördert werden soll, um sie besser manipulieren und kontrollieren zu können. Wir fordern die Wissenschaftsgemeinschaft auf, dafür zu sorgen, dass die medizinische Behandlung von Covid-19 in aufrichtiger Sorge um das Gemeinwohl gefördert und damit sorgfältigst vermieden wird, dass zweifelhafte Geschäftsinteressen die Entscheidungen der Regierungen und internationalen Behörden beeinflussen. Es ist unvernünftig, Arzneimittel, die sich als wirksam erwiesen haben und oftmals kostengünstig sind, zu ächten, um stattdessen Behandlungen oder Impfstoffen Vorrang einzuräumen, die nicht gleich wirksam sind, aber Pharmaunternehmen höhere Gewinne garantieren, wodurch sich jedoch die Kosten für das öffentliche Gesundheitswesen erhöhen. Wir erinnern als Hirten ebenfalls daran, dass es für Katholiken moralisch inakzeptabel ist, sich mit Impfstoffen behandeln zu lassen, zu deren Herstellung Material von abgetriebenen Föten verwendet wird. Wir fordern die Regierenden außerdem auf, dafür zu sorgen, dass Formen der Kontrolle über Menschen, sei es durch Systeme zur Bewegungsverfolgung, sei es durch irgendwelche anderen Arten der Lokalisierung, auf das Strengste vermieden werden. Der Kampf gegen Covid-19, so ernst er auch sein mag, darf nicht als Vorwand zur Unterstützung undurchsichtiger Absichten übernationaler Organisationen und Gruppen dienen, die mit diesem Projekt sehr starke politische und wirtschaftliche Interessen verfolgen.

Insbesondere muss den Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, derartige Einschränkungen der persönlichen Freiheiten abzulehnen, ohne dass dies irgendwelche nachteiligen Sanktionen für diejenigen zur Folge hätte, welche weder Gebrauch von Impfstoffen machen möchten noch Systeme zur Bewegungsverfolgung oder andere, ähnliche Instrumente nutzen wollen. Man beachte auch die offensichtliche Widersprüchlichkeit jener, die einerseits eine Politik der drastischen Bevölkerungsreduzierung verfolgen und sich andererseits gleichzeitig als Retter der Menschheit darstellen, obwohl sie über keinerlei Legitimation verfügen, weder über eine politische noch über eine soziale. Letztendlich kann die politische Verantwortung derjenigen, die das Volk vertreten, auf keinen Fall „Experten“ übertragen werden, die – und das ist fürwahr beunruhigend – für sich selbst Formen der strafrechtlichen Immunität beanspruchen. Wir fordern die Medien mit Nachdruck auf, sich aktiv zu einer genauen Informationsweitergabe zu verpflichten und Dissens nicht zu bestrafen, indem sie, wie in den sozialen Medien, in der Presse und im Fernsehen mittlerweile weit verbreitet, Formen der Zensur ausüben. Korrekte Informationsweitergabe bedeutet, dass auch anderen, von der vorherrschenden Meinung abweichenden Stimmen Raum gegeben wird. Erst damit ermöglicht man den Bürgern, mit bewusstem Verstand die Wirklichkeit zu bewerten, ohne ungebührlich stark durch parteiische Eingriffe beeinflusst zu werden.

Eine demokratische und ehrliche Debatte ist das beste Gegenmittel gegen die Gefahr subtiler Formen der Diktatur, vermutlich noch schlimmerer Formen als jene, die unsere Gesellschaft in der jüngeren Vergangenheit entstehen und vergehen sah. Lassen Sie uns schließlich als Hirten, die für die Herde Christi verantwortlich sind, daran erinnern, dass die Kirche mit Nachdruck Autonomie in der Leitung, im Gottesdienst und in der Verkündigung beansprucht. Diese Autonomie und Freiheit der Kirche ist ein Grundrecht, das der Herr Jesus Christus ihr gegeben hat, damit sie die Ziele verfolgen kann, die ihr eigen sind. Aus diesem Grund beanspruchen wir als Hirten nachdrücklich das Recht, über die Feier der Heiligen Messe und der Sakramente unabhängig entscheiden zu können. Wir fordern ebenso die Anerkennung unserer uneingeschränkten Autonomie in allen Angelegenheiten, die in die unmittelbare Zuständigkeit der kirchlichen Autorität fallen, wie beispielsweise die liturgischen Normen und die rechtlichen Vorgaben zur Spendung der heiligen Kommunion sowie zur Verwaltung der Sakramente.

Der Staat hat keinerlei Recht, sich aus welchem Grund auch immer in die Souveränität der Kirche einzumischen. Kirchliche Autoritäten haben sich nie verweigert, mit dem Staat zusammenzuarbeiten, aber eine solche Zusammenarbeit ermächtigt die Zivilbehörden nicht, ganz gleich in welcher Form, Verbote oder Einschränkungen des öffentlichen Gottesdienstes und der Seelsorge zu verhängen. Die Rechte Gottes und der Gläubigen sind das oberste Gesetz der Kirche, das sie weder aufheben kann noch will. Wir fordern daher, dass die Beschränkungen für die Feier öffentlicher Gottesdienste aufgehoben werden. Wir laden alle Menschen guten Willens ein, sich ihrer Pflicht zur Mitwirkung für das Gemeinwohl nicht zu entziehen, jeder nach seinem Stand und seinen Möglichkeiten und im Geist brüderlicher Nächstenliebe. Die Kirche wünscht eine solche Zusammenarbeit, deretwegen jedoch weder von der Achtung des Naturrechts noch von der Gewähr für die Freiheiten des Einzelnen abgesehen werden darf. Die zivilrechtlichen Pflichten der Bürger einerseits implizieren andererseits die Anerkennung ihrer Rechte durch den Staat. Wir sind alle aufgerufen, die aktuellen Fakten im Einklang mit der Lehre des Evangeliums zu beurteilen.

Das verlangt eine Entscheidung: Entweder mit Christus oder gegen Christus! Lassen wir uns nicht von jenen einschüchtern oder gar erschrecken, die uns glauben machen wollen, wir seien nur eine Minderheit: Das Gute ist viel weiter verbreitet und mächtiger, als die Welt uns weismachen will. Wir kämpfen gegen einen unsichtbaren Feind, der die Bürger untereinander spaltet, die Kinder von ihren Eltern, Enkel von ihren Großeltern, Gläubige von ihren Seelsorgern, Schüler von ihren Lehrern und die Kunden von den Verkäufern trennen will. Lassen wir nicht zu, dass Jahrhunderte der christlichen Zivilisation unter dem Vorwand eines Virus ausgelöscht werden, um eine verabscheuungswürdige technokratische Tyrannei aufzurichten, in der Menschen, deren Namen und Gesichter man nicht kennt, über das Schicksal der Welt entscheiden können, indem sie uns in eine virtuelle Wirklichkeit verbannen. Wenn das der Plan ist, mit dem uns die Mächtigen dieser Welt beugen wollen, dann sollen sie wissen, dass Jesus Christus, König und Herr der Geschichte, verheißen hat, dass die Mächte der Finsternis nicht siegen werden (vgl. Mt 16, 18).“ (ebd.)

Linksliberal-globalistisch orientierte Kirchenmänner und Journalisten haben (wie immer fast nur in Deutschland) zwar schnell, mit proletarischem Zorn, in gewohnter betroffenheitsjournalistischer, politisch überkorrekter und teilweise diffamierender Manier reagiert, ihre Gegenargumentation war aber nur ein ideologischer Reflex ohne jegliche wissenschaftliche, theologische oder zumindest fachjournalistische Fundierung. Hier einige Beispiele: „Kirchlicher Aufruf mit Verschwörungstheorien“ (https://www.sueddeutsche.de/politik/vatikan-kirchlicher-aufruf-mit-verschwoerungstheorien-1.4901886), „Corona-Aufruf: Kirchenhirt mit Aluhut“ (https://hpd.de/artikel/corona-aufruf-kirchenhirt-aluhut-18032), „Corona: Kardinäle unterstützen Verschwörungstheorien“ (https://www.allgemeine-zeitung.de/panorama/aus-aller-welt/corona-kardinale-unterstutzen-verschworungstheorien_21654286), „Corona-Verschwörungstheorien in der katholischen Kirche“ (https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/corona-verschwoerungstheorien-in-der-katholischen-kirche-das-macht-mich-fassungslos-a-a7f6c3ed-d208-471f-9dc2-583a1b0d227e), „Kardinal Müller verbreitet Corona-Verschwörungstheorie“ (https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/kardinal-mueller-verbreitet-corona-verschwoerungstheorie,RyUceTX), „Katholische Bischöfe kritisieren Aufruf: ‚Krude Verschwörungstheorien‘“ (https://www.idea.de/frei-kirchen/detail/katholische-bischoefe-kritisieren-aufruf-krude-verschwoerungstheorien-112900.html) usw. usf.

Das war, wie erwähnt, im Mai. Heute sind manche dieser Betroffenen trotz ideologischer Schranken vielleicht ein bisschen informierter, wachsamer, bedachter und freier. Rousseau paraphrasierend kann man sagen „Auch der unwissende Mensch ist frei geboren, und liegt trotzdem überall in ideologischen Ketten“. Zwar ist die Mehrheit der linksliberal-globalistischen Fußsoldaten ähnlich wie ihre proletarischen Vorbilder aus dem 19. und 20. Jh. bildungs-, geistes- und realitätsfern (siehe unten), aber „Wunder gibt es immer wieder/Heute oder morgen“.

Worum es bei diesem Aufruf geht

In diesem Aufruf geht es also nicht um die heikle Debatte, ob das Coronavirus eine gezielt eingesetzte Biowaffe oder ein Laborunfall, eine manipulierte oder eine natürlich entstandene Virusart oder das Werk der Chinesen, der Amerikaner oder der „internationalen Okkulte“ ist, sondern um konkretere Sachen. Erstens: um die verdächtigen Maßnahmen, die in dieser Zeit getroffen wurden oder geplant sind, und die freiheitlich-demokratische Grundordnung und das Leben, die Freiheit und das Eigentum der Menschen massiv gefährden. Zweitens: um das Verhalten und die Reaktionen bestimmter einflussreicher, global agierender Kräfte, die keine Freunde dieser Grundordnung sind, aber deren coronabedingte Unterminierung zufällig (oder nicht zufällig?) ihren weltmachtpolitischen Ambitionen und ihren Konten zugutekommt – ein Verhalten, das vernünftigen, wachsamen und freiheitsliebenden Menschen nicht entgangen ist.

Die hier gemeinten Kräfte sind die linksliberal-globalistisch denkenden und handelnden Etablierten und ihre parastaatlichen Unterstützer und Befehlshaber, die auch ohne Corona-Krise im Fokus der freiheitlich-konservativen Kritik standen. Aufgrund ihrer ethno-kulturellen, geographischen und religiösen Bindungslosigkeit bzw. ihrer unnatürlich gebildeten, als fremdartig empfundenen Patchwork-Identität werden sie ohnehin in den europäischen Ländern nicht als Teil der jeweiligen historisch gewachsenen Schicksalsgemeinschaft angesehen, denn sie haben kein Geschichtsbewusstsein im klassischen Sinne. Das haben nur diejenigen Europäer, die sich noch als Teil ihres Volkes bzw. ihrer Nation und somit einer Schicksalsgemeinschaft verstehen und diese bilden immer noch die Mehrheit in der EU, denn, wäre es anders gewesen, gäbe es keine Völker bzw. Nationen samt Nationalkulturen, National- und Volkskirchen, Nationalstaaten usw. Geschichtsbewusstseins ist der „Zusammenhang von Vergangenheitsdeutung, Gegenwartsverständnis und Zukunftserwartung" (https://www.historicum-estudies.net/etutorials/leitfaden-geschichtsdidaktik/geschichtsdidaktik-als-wissenschaftsdisziplin/). Die Europawahl 2019 hat gezeigt, dass die freiheitlich-konservative Mehrheit Europas ein Geschichtsbewusstsein besitzt und, indem sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf der Metaebene verknüpft, metapolitisch denkt und handelt. Das wird durch das Verhalten der vernünftigen Europäer im Corona-Ausnahmezustand 2020 nochmal bestätigt und dieser kirchliche Aufruf ist ein mächtiger Beweis dafür.

Nächstenliebe in Friedens-, Kriegs- und Krisenzeiten

Im Teil II.1. wurde mit Blick auf die jahrtausendealte Erfahrung mit realexistierenden menschlichen Gemeinschaften betont, dass konkrete Nächstenliebe meist innerhalb der eigenen Gemeinschaft praktiziert wird, wobei mit „Nächsten“ die Menschen gemeint sind, mit denen man als Glieder einer Schicksalsgemeinschaft verwandt ist. Die Verwandtschaft kann genetisch-biologischer, ethnisch-nationaler, kulturell-religiöser und historischer Natur sein, wie im Falle von Familien, Sippen, Stämmen, Völkern, Nationen, Religionsgemeinschaften, Gemeinschaften verwandter Völker und nicht zuletzt Rassen. An dieser Stelle, angesichts der künstlich entfachten Rassenunruhen in der westlichen Welt, muss man erwähnen, dass kulturell-religiöse, ethnisch- nationale und sogar rassische Identitäten in der wirklichen Welt in vielen Regionen der Erde weiter eine große Rolle spielen, was gerade im globalen Corona-Aufnahmezustand verstärkt in Erscheinung tritt. Linksliberal-globalistische Kreise wollen aber diese Realität nicht wahrhaben. Trotz ihrer aggressiven Propaganda zugunsten einer kosmopolitischen, globalen Identität bzw. egalitären, abstrakt-utopischen Weltordnung und entgegen dem realitätsfremden, aber von ihnen konsequent praktizierten fortschrittsoptimistischen Hypermoralismus erleben diese Kreise gerade ihr metapolitisches Waterloo. Denn, wie das Scheitern der kommunistischen Weltrevolution und der internationalistisch totalitären Idee einer proletarischen Weltidentität beweist, kann man diese Identitäten ebenso wie die personale und die familiäre Identität nicht einfach auflösen und mit einer einzigen, globalen Identität ersetzen. Im Gegenteil, diese Identitäten werden auch die kommenden globalistischen Weltrevolutionen, seien sie linkliberal, islamisch o.Ä., überdauern. Sie werden sich also auch in der Zukunft in vielen Regionen der Erde bilden, teils aufgrund von religiösen (göttlich offenbarten) oder historisch-evolutionär aus gemeinschaftlichen Bedürfnissen und Erfahrungen heraus entstandenen Normen und Traditionen, teils als Reaktion auf die gemeinschaftszersetzende linksliberal-globalistische Zwangsmultikulturalisierung, Transnationalisierung und Genderisierung.
Zurück zum Thema Nächstenliebe, ist es festzustellen, dass konkrete Nächstenliebe oder einfach Solidarität nicht nur in Europa, sondern überall auf der Welt meist wortwörtlich und nicht abstrakt, als diffuse (oder verordnete) Fernsten- bzw. Fremdenliebe, gedeutet wird. Dies wurde während der Corona-Krise auf tragischer Weise nochmal bestätigt (https://www.heise.de/tp/features/Corona-Krise-staerkt-Konservative-und-Nationalisten-4705423.html), denn was für seelisch, geistig und psychosozial nicht gestörte Menschen in Friedenszeiten gilt, gilt für sie erst recht in Kriegs- und Krisenzeiten.

Wie die meisten Menschen weltweit kümmern sich auch die meisten Europäer in diesem Ausnahmezustand primär nicht um die von ihnen als fremd empfundenen Menschen, vor allem nicht um nichteuropäischen Migranten, in manchen Fällen auch nicht um Menschen aus dem europäischen Ausland, geschweige denn um völlig Unbekannte in der weiten Ferne oder um die Menschheit in toto. Sie sorgen sich aber um die ihnen seelisch, geistig und körperlich bzw. sozial am nächsten stehenden Menschen. In Friedens- und verstärkt in Kriegs- und Krisenzeiten offenbart sich nicht eine in der wirklichen Welt ohnehin inexistente Weltidentität oder irgendwelche provisorische, künstlich erzeugte Patchwork-Identität, sondern die wahre Identität des seelisch-geistig gesunden Einzelnen, seine personale und familiäre Identität wie auch die durch Geburt, Erziehung und Sozialisation erlangte, auf psychische Repräsentationen gemeinsamer historischer Ereignisse beruhende Großgruppenidentität. Einfacher erklärt: italienische Hoteliers, griechische Olivenbesitzer, isländische Fischer, polnische Bauarbeiter, französische Winzer, dänische Uniprofessoren, rumänische Priester, österreichische Anwälte, finnische Musiker, spanische Bauer usw. – all diese und andere hunderte Millionen Europäer aus allen Sozialschichten, Altersklassen und Berufsständen machen sich in der Corona-Krise, wie auch in friedlicheren Zeiten offensichtlich keine Sorgen um die marokkanischen Taxifahrer, die chinesischen Reisanbauer, die senegalesischen Haarbänderfabrikanten, die türkischen Hotelanimateure, die nigerianischen Schauspieler, die uighurischen Imame oder die Familien der IS-Terroristen aus Syrien und Irak und vice versa. Sie machen sich sorgen um ihre Familien, engen Freunde, Kollegen und Mitarbeiter, um die Mitglieder ihrer kleinen Gemeinde, um ihre im Inn- und Ausland lebenden Landsleute und manche auch um das Schicksal anderer Europäer und sogar Nichteuropäer. Wie wir es in diesen Tagen erleben durften, denken und handeln auch die Menschen auf anderen Kontinenten ähnlich.

Das Versagen des Globalismus und die coronabedingte Entglobalisierung

Angesichts dieser unbestrittenen Tatsachen, können „die sentimentalen Plattheiten und das banale Geschwätz sozial-liberal-christlich-demokratischer Ideologen, Prediger und Schwärmer jeder Couleur“, wie es der österreichische rechtskonservative Philosoph Gerd-Klaus Kaltenbrunner in seinem Buch über Elite (siehe unseren Teil I.) formulierte, nicht mehr über die Realität hinwegtäuschen. Die einander widersprechenden Aussagen und Entscheidungen bestimmter Teile des Establishments sind einfach nur peinlich. Die mittlerweile intelligenzbeleidigenden Indoktrinierungsversuche linksliberal-globalistischer Eiferer aus unterschiedlichen systemtreuen staatlichen bzw. zwischen-, supra- und nichtstaatlichen Organisationen (aus Parteien, Ministerien, Medienkonzernen, NGO’s, Wissenschaftsinstituten u.Ä.) scheitern in der Corona-Krise erfolgreich, weil die meisten Europäer mittlerweile zumindest gegen solche „metapolitischen Viren“ immun sind. Und wenn Politiker dilettantisch oder nicht ehrlich handeln, werden die Bürger hellhörig und wach. Selbst ein Gregor Gysi, linker Politiker und ehemaliger DDR-Anwalt, macht sich viel Sorgen um die jetzige Situation: „Der Corona-Protest, so Gysi, zeigt den schweren Vertrauensverlust in die Politik. Man kann ja immer sagen, das sind alles Verschwörungstheoretiker – aber warum werden es immer mehr? Weil die etablierte Politik nicht ehrlich handelt. Entweder werden falsche Motive angegeben oder Alternativen verschwiegen“ (https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-05/gregor-gysi-die-linke-coronavirus-aussenpolitik/seite-2).

In diesen schweren Zeiten müssen die eifrigen, aber unehrlichen und dilettantischen Gestalten unter der etablierten linksliberal-globalistischen Politikern eine Wiedergeburt der Idee der traditionellen Familien und christlichen Gemeinde ebenso wie eine Welle der lokal-, volks- bzw. nationalgemeinschaftlichen Solidarität ertragen, die auf metapolitischer Ebene zu beobachten ist und auf gesellschaftlich-politischer Ebene – trotz des Abstands- und Sicherheitsgebots der Stunde – durch immer breitere Massenproteste und die Opposition freiheitsliebender Politiker, Künstler, Wissenschaftler u.a. deutlich sichtbar wird. Es scheint, dass der Globalismus als weltverbessernde Ideologie ebenso wie seine ökonomische Ausgeburt, die Globalisierung, jetzt erst recht von breiten Massen weltweit abgelehnt werden.

Die Idee der wirtschaftlichen Globalisierung mit einem einzigen, globalen, von transnationalen Finanz- und Wirtschaftsoligarchen kontrollierten Markt als Endprodukt, wird massiv in Frage gestellt und mit der Idee einer entglobalisierten Welt voller freier, subglobaler Marktwirtschaften ersetzt. Dass die Europäer „dank“ der Globalisierung enorm viele wichtige Produkte im nichteuropäischen Ausland herstellen (einschließlich Medikamente), war zwar kein Geheimnis, was das jedoch für normale Verbraucher wie für ganze Volkswirtschaften konkret bedeutet, hat man erst in der Corona-Krise verstanden, als die globalen Wertschöpfungs- und Lieferketten unterbrochen wurden. Man spricht schon jetzt über die „Flucht aus der Globalisierung“ (https://www.handelsblatt.com/politik/international/wertschoepfungsketten-flucht-aus-der-globalisierung-das-coronavirus-veraendert-die-weltwirtschaft-/25730324.html?ticket=ST-2638807-kYSLLFdOMjzcNPaeKbbD-ap3), über Coronavirus als „Wendepunkt der Globalisierung“ (https://www.pt-magazin.de/de/gesellschaft/politik/k%C3%B6nnte-das-coronavirus-zum-wendepunkt-der-globalis_k8pswq5o.html), über „das Ende der Globalisierung, wie wir sie kennen“ (https://www.spiegel.de/wirtschaft/Corona-Krise-das-ende-der-globalisierung-wie-wir-sie-kennen-a-af9f2dd4-f5ce-4402-903f-c6b4949bd562) usw.

Es scheint so, als ob wir eine „Entglobalisierung als Folge der Corona-Krise“ erleben (https://www.die-tagespost.de/politik/aktuell/Entglobalisierung-als-Folge-der-Corona-Krise;art315,206770). Die Ohnmacht der EU angesichts dieser Krise deutet auf eine „Renaissance einer zunehmend entglobalisierten Welt“ hin, wie der ehemalige langjährige EU-Abgeordnete Philippe de Villiers bemerkt. Diese Krise bedeutet das Scheitern der Idee einer Welt als „globales Dorf‘ und „multikulturelle Weltgesellschaft“, der „Todesstoß für den Mythos der ‚glücklichen Globalisierung‘ und der neuen Welt“ und schließlich die „Rückkehr des ‚magischen Quadrats des Überlebens‘, Grenz-Souveränität-Lokalismus-Familie“:
„Wenn man sich in einem emotionalen Notstand befindet, wenn man ein Volk beschützen will, so weiter de Villiers, ist es nicht mehr die Brüsseler Kommission, sondern der Staat, der die Dinge in die Hand nimmt, und es sind auch nicht mehr die künstliche Befruchtung oder die Leihmutterschaft, die an der Tagesordnung sind, sondern es ist die traditionelle Familie! […] Die globalistische Ideologie stirbt am Coronavirus. In der Tat haben die Zombies internationaler Organisationen nichts mehr zu sagen, wenn das Unglück zurückkehrt, wenn der Krieg lauert – z.B. an der griechisch-türkischen Grenze – oder der Tod – mit der Pandemie – außerdem fragen wir sie nicht mehr um Rat.“ (https://www.valeursactuelles.com/clubvaleurs/politique/philippe-de-villiers-le-nouveau-monde-est-en-train-de-mourir-du-coronavirus-117159)

Ob die linksliberal-globalistischen Zombies etwas aus dieser Krise lernen werden, ist, wie eingangs erwähnt, wenig wahrscheinlich, zumindest genau so wenig wahrscheinlich, dass sie richtig verstanden haben, warum sie die Europawahl 2019 europaweit verloren haben. Ob sie überhaupt im Stande sind, die Reaktionen der Europäer in der Corona-Krise und dem globalen Corona-Ausnahmezustand zu erklären, zu verstehen, (metapolitisch) zu deuten und schnell Gegenmaßnahmen zu ergreifen, die nicht undemokratisch, unfreiheitlich und gar repressiv-totalitär sind, ist auch wenig wahrscheinlich, vor allem wenn man die Geschehnisse der letzten Monaten aufmerksam analysiert. Die Tatsache, dass jede kritische Stimme – egal ob gegen die Verletzung der Grundrechte, die Angriffe auf die europäische Kultur und Zivilisation, die Zerstörung des Rechtsstaates, den antieuropäischen Rassismus, die organisierte Migrantenkriminalität, den islamischen Terrorismus oder die Frühsexualisierung und Pädophilenpropaganda gerichtet – als „faschistisch“, „nazistisch“ oder „rassistisch“ diffamiert und nicht selten mit Zwang und Gewalt zum Schweigen gebracht wird, zeigt, dass die Etablierten ziemlich unruhig geworden sind und unüberlegt handeln. Das verrät die chronische Unfähigkeit des EU-Establishments und seiner lokalen, regionalen und nationalen Gefolgschaft, mindestens zwei Probleme zu lösen: erstens schwere Krisen ehrlich, transparent, effizient und zugunsten der einheimischen Europäer zu managen, und zweitens mit kritischen Menschen, die sich etwa für freiheitlich-konservative Ideen und Parteien einsetzen, intelligent, konstruktiv, zivilisiert und im freiheitlich-demokratischen Rahmen umzugehen.

Diese Unfähigkeit hat mehrere Ursachen. Bei den meisten linksliberal-globalistisch orientierten Akteure ist sie nicht primär zur einer bewusst zur Schau gestellten, rituell inszenierten „satanischen Bosheit“ von teuflischen Intelligenzbestien zurückzuführen, welche die Verschwörungstheoretiker überall zu entdecken glauben und bei manchen namhaften Etablierten tatsächlich vorhanden ist. Sie ist in der Regel die logische Folge einer gewissen Bildungs-, Geistes- und Realitätsferne, welche die halb- bzw. ungebildete, materialistisch und utopisch eingestellte Linke seit ihren ersten (meta-)politischen Schritte während der Französischen Revolution bis heute begleiten.

Bildungs-, Geistes- und Realitätsferne im linksliberal-globalistischen Milieu

Wie wir in den nächsten Teilen dieser Studie zeigen werden, setzen Veränderungen in der Ordnung der Macht Transformationen in die Tat um, die sich schon unterschwellig in den Geistern vollzogen hatten. Das gilt nicht nur für friedliche Revolutionen oder gewaltsame Aufstände, sondern auch für demokratische Wahlen oder krisen- und kriegsbedingten zivilgesellschaftliche Veränderungen als wesentliche Bestandteile gegenwärtiger Machtprozesse, was vielen Menschen – sowohl manchen freiheitlich-konservativen Kritikern und Oppositionellen als auch linksliberal-globalistischen „Normalos“ und gar „Etablierten“ – nicht klar ist.
„Warum haben populistische Parteien soviel Erfolg?, fragte ein FAZ-Journalist allen Ernstes einige Monate nach der Eröffnung der deutschen und europäischen Grenzen für Millionen Muslime, darunter auch viele dschihadistische Terroristen https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/warum-haben-populistische-parteien-soviel-erfolg-13955269.html). „Wo kommen nur all die Rassisten her?“, fragte eine Spiegel-Kolumnistin nach der Landtagswahl in Thüringen Ende Oktober 2019, also vier Jahre und tausende von „Refugees“ verübte Verbrechen später, (https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/wo-kommen-nur-all-die-rassisten-her-kolumne-a-1294106.html). „Woher die Baseballschläger kamen?“ „Ist rechte Gewalt im Osten ein Erbe der DDR?“ verschärfte ein Tagesspiegel-Redakteur am 4. November 2019 die Frage nach den Ursachen des gegenwärtigen Rechtsrucks (https://www.tagesspiegel.de/berlin/woher-die-baseballschlaeger-kamen-ist-rechte-gewalt-im-osten-ein-erbe-der-ddr/25188.html).

Und auch in der Corona-Krise 2020 scheinen die linksliberal-globalistischen Akteure (Meinungsmacher, Politiker, NGOs u.a.), die psychosozialen Mechanismen europäischer Völker und Nationen und somit auch den möglichen Lauf der Geschichte nicht richtig zu erklären, zu verstehen und zu deuten. Stattdessen richten sie ohne einen vorausgehenden offenen Dialog ihre schweren Geschütze auf freiheitlich-konservative Kritiker und sogar auf unpolitische, aber für die Etablierten unbequeme Individuen und Gruppen („Faschisten“) und auf ganze Völker und Nationen („illiberale Demokratien“) und setzen ihren metapolitisch geführten Machtkampf unbeirrt fort. Man fragt sich, warum auch (oder gerade) in der Corona-Zeit freiheitlich-konservative Menschen wachsamer und aktiver sind. Man beklagt, dass Narrative von einer „Neuen Weltordnung“, von „globalen Eliten“ und der „Unterjochung der Bevölkerung“ die Runde machen, dass das Bild des „Kampfes gegen das eigene Volk“ durch das Virus an den „großen Austausch“ schließt und dass „migrationsfeindliche und antimuslimische Haltungen“ sich in der „Gleichsetzung des Coronavirus mit Menschen auf der Flucht“ zeigen (https://www.fes.de/e/verschwoerungsnarrative-rechtsextremismus-demokratieverachtung). Man versteht nicht, warum im Rahmen der Corona-Epidemie „rassistische Vorurteile gegenüber Minderheiten“ eine neue Verbreitung gefunden haben, wie etwa in Rumänien und Bulgarien, wo bestimmte Minderheiten sich den „rassistischen Vorwürfen“ ausgesetzt sehen, „dass sie der Grund für den Ausbruch der Epidemie im Land seien“ (https://www.gruene-bayern.de/termin/webinar-rassismus-in-zeiten-von-corona/). Man ruft nach der konsequenten Bekämpfung des „strukturellen Rassismus“ auch in der Corona-Krise auf, denn „Herkunft ist wieder in Mode“ und „inzwischen habe der Hass gegen alle, die als ‚anders‘ wahrgenommen werden oder Haltung gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zeigen, erschreckend zugenommen“ (https://www.deutschlandfunkkultur.de/michel-abdollahi-ueber-rechtsextremismus-hass-auch-in-der.990.de.html?dram:article_id=472391). Man fragt sich, warum sich bei Protesten viele „Extremisten unter ‚normalen Bürgern‘“ auch nach der Lockerung der Corona-Auflagen befinden (https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/coronavirus-demos-rechtsextreme-100.html). Man berichtet sogar über „Umsturzpläne rechtsextremer Sicherheitskräfte“, genauer über Soldaten und Polizisten, die als „rechte Staatsfeinde“ in der Corona-Krise „konkrete Umsturzpläne“ verfolgen (https://www.zdf.de/nachrichten/politik/rechtsradikale-polizisten-soldaten-100.html).

Also im Kontext der europaweiten politischen Erfolge freiheitlich-konservativer Parteien 2019 und der Reaktionen der Europäer auf die freiheits- und demokratiezersetzende Politik während der Corona-Krise 2020, die das linksliberal-globalistische EU-Establishment als Störfaktor empfand, hört man aus dem Lager der „Etablierten“ und deren Gefolgschaft immer öfter Fragen, Antworten und Urteile, welche die eigentliche Problematik verfehlen. Geschieht das absichtlich oder aus Unwissenheit?

Ob als Privatpersonen oder als Politiker, Journalisten, Experten, Wirtschafts- und Finanzakteure, Wissenschaftler u.a. beteiligen sich zwar die linksliberal-globalistisch orientierten Menschen am demokratischen Prozess auf nationaler bzw. europäischer Ebene (durch Ausübung ihres Wahlrechts, ihres Berufes oder einer gesellschaftlich-politischen Tätigkeit), aber sie interessieren sich in der Regel nicht für das Politische an sich, geschweige denn für das Metapolitische. Deshalb fragen sie sich immer öfter und lauter, warum erhebliche Teile der europäischen (aber auch der deutschen) Wählerschaft ihre Stimmen freiheitlich-konservativen „Antisystemparteien“ geben bzw. warum sie in Krisensituationen so wachsam und gegenüber linksliberal-globalistischer Krisenpolitik misstrauisch sind. Nach jeder Wahl oder Protestaktion hört man im Lager des Establishments die gleichen Fragen. Wie war diese Entwicklung möglich?

Wer sind diese rechten Wähler – warum wächst ihre Zahl?

Wer sind diese „rechten“ Wähler? Diese „Nazis“, „Antidemokraten“, „Antieuropäer“, „Antifeministen“, „Rechtspopulisten“, „Islamophoben“, „Homophoben“, „Rassisten“, neuerlich „Impfgegner“, „Corona-Zweifler oder -Leugner“, „Verschwörungstheoretiker“, „Aluhüte“, und weil all dies mit einem einzigen (auch wenn falsch verwendeten) Begriff einfacher zu beschreiben ist, diese „Faschisten“? Warum wächst ihre Zahl ständig? Wie kann man sie effizienter bekämpfen? Die Antworten, welche wiederum aus dem Lager des Establishments kommen und von den Medien verschärft und verbreitet werden, sind genauso einfältig, langweilig und nutzlos wie die Fragen selbst. Z.B.: Weil in manchen Länder- bzw. EU-Regionen die Bevölkerung rückständig und noch nicht reif für die fortschrittliche linksliberal-globalistische Weltdemokratie ist. Weil diese Wähler ein niedriges Bildungsniveau haben. Weil sie einfach antieuropäisch und fremdenfeindlich sind. Weil ihre Regionen eine schlechte Infrastruktur haben, hohe Arbeitslosigkeit verzeichnen oder immer menschenleerer werden. Oder sogar weil ein SPD-Politiker (gemeint ist Tilo Sarrazin) vor zehn Jahren ein Buch veröffentlicht hat, so die oben erwähnte Spiegel-Kolumnistin, in dem er mit wissenschaftlichen Argumenten gezeigt hat, dass Europäer – dazu explizit Deutsche und osteuropäische Juden – einen höheren IQ haben als Muslime. Als Fazit dient jedes Mal die Feststellung, dass das Wahl- und Krisenverhalten systemkritischer Bürger von Frust, Wut, Hass und einem im wirtschaftlich-finanziellen Sinne verstandenen Versagensgefühl beeinflusst wurde.

Dass die freiheitlich-konservativen Wähler und Protestler wie alle anderen Menschen von materiellen Faktoren oder von Affekten und Leidenschaften beeinflusst werden können, ist normal. Man ignoriert aber offensichtlich die Tatsache, dass diese in ihrem Kampf um das Eigene (ob Familie, Volk, Heimat, Tradition, Religion, Kultur oder Europa als Werte- und Schicksalsgemeinschaft aller Europäer) auch die immateriellen Faktoren berücksichtigen und ihre eigenen geistig-seelischen bzw. sittlich-moralischen Fähigkeiten einsetzen. Denn „ein vereintes Europa, so Robert Schuman in ‚Pour l’Europe‘, kann und darf nicht eine rein wirtschaftliche und technische Unternehmung bleiben; es benötigt eine Seele, ein Bewusstsein seiner historischen Affinitäten und seiner gegenwärtigen und künftigen Verantwortungen“. Und Immanuel Kant schrieb bereits 1798 in seiner „Anthropologie in pragmatischer Hinsicht“: „Affekten und Leidenschaften unterworfen zu sein, ist wohl immer Krankheit des Gemüts, weil beides die Herrschaft der Vernunft ausschließt.“

Im Endeffekt ist die überwiegende Mehrheit der freiheitlich-konservativen Wähler und Protestler hinsichtlich ihres Wahl- und Krisenverhaltens nicht anders als andere Wähler, etwa als die überwiegende Mehrheit der linkliberal-globalistischen Wähler und Aktivisten. Erstens orientieren sich die Menschen in beiden Lagern in ihrem Wahl- und Krisenverhalten nicht ausschließlich an weltlich-materiellen, praktisch-politischen, sondern auch an geistig-metaphysischen, theoretisch-unpolitischen, d.h. metapolitischen Leitlinien, Prinzipien und Anschauungen, wobei sich die linksliberal-globalistischen Wähler und Aktivisten in der Regel auf eine ideologisierte, pseudo- bzw. unwissenschaftliche Weltauffassung, eine rudimentäre, geistesarme, monistisch-egalitaristische Hypermoral und eine realitätsfremde, abstrakt-utopische Vision berufen. Aber nicht nur das Wahl- oder Krisenverhalten, sondern auch die Wahlkämpfe sind eine „Gelegenheit, so de Benoist, auf konkrete Weise die politische Resultante eines diffuseren Handelns ‚metapolitischen‘ Typs zu messen, das anderswo als im engen Kreis der Parteistäbe ins Werk gesetzt wird“. Gemeint ist hier die kulturelle Macht, die der politischen Macht vorausgeht. (de Benoist, 2017, S. 66). Zweitens verfolgen die Menschen in beiden Lagern bestimmte Ziele, welche die Individualsphäre transzendieren – ausgenommen sind hier freilich Menschen mit Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen oder ernsthaften Privatproblemen (machtbesessene Narzissten, entwurzelte Mitglieder der nomadischen Elite, finanzstarke Individualisten mit Gottkomplex, paraphile Psychopaten oder je nachdem finanzschwache, von Staat, System und Establishment abhängige Berufspolitiker, nutzenmaximierende Egoisten, opportunistische Überlebenskünstler, Suchtkranke jeder Couleur u.ä.). Und schließlich drittens handeln beide Lager rational (auch wenn nicht immer vernünftig) und wenden bestimmte Methoden konsequent an, um ihre Ziele zu erreichen.

Aber anders als die realistisch, freiheitlich-konservativ eingestellten Menschen sind die utopieanfälligen, egalitaristisch orientierten Anhänger der linkliberal-globalistischen Ideologie (v.a. die naiv-idealistischen Weltverbesserer) unfähig, die Zeichen der Zeit aus einer realistischen Perspektive richtig zu deuten. Denn sie können vorerst nicht mal wirklich erklären oder verstehen, warum immer mehr Europäer das Establishment ablehnen, nach Alternativen zum vorherrschenden politischen System suchen und deshalb einen anderen Weg als sie wählen. Dieser Zustand zeugt von einer nicht zu übersehende Bildungs-, Geistes- und Realitätsferne im linksliberal-globalistischen Milieu, die eine tiefgründige, realitätsnahe (meta-) politische Analyse (v.a. Erklären, Verstehen und Deuten) dieser Entwicklung unmöglich macht. Es geht

„Eine Diktatur über den Stil und den Charakter“

Man muss an dieser Stelle erwähnen, dass auch der geistige Zustand der linksliberalen Jugend nicht besser aussieht, denn nie in den vergangenen 50 Jahren waren junge Linke „so dumm, so unbelesen und so hedonistisch“ wie heute (v. Waldstein, 2019, S. 43). Und trotzdem: Wie kommt es, dass die linksliberal-globalistischen Akteure, obwohl nummerisch unterlegen und bildungs-, geistes- bzw. realitätsfern so viel Macht und Einfluss haben können. Der Wahrheit halber muss man hier auch erwähnen, dass sich eine kleine Minderheit öffentlicher und nichtöffentlicher Akteure im linksliberal-globalistischen Lager deutlich von der extrem ideologisierten, gleichheits- und utopiegläubigen Masse unterscheidet, denn sie ist nicht ungebildet, auch nicht völlig geistlos und glaubt auch nicht an die egalitaristische, linkliberal-globalistische Utopie an sich, sondern betrachtet diese ebenso wie die ihr zugrundenliegende Ideologie als effiziente Machtinstrumente und als Opium für die nützlichen Idioten, ohne deren eifriges, meist freiwilliges Engagement die Erlangung, Vermehrung und Erhaltung der Macht nicht möglich wären.
Wie im Teil II.1. unserer Studie bereits gezeigt (https://www.eurasischesmagazin.de/artikel/Europa-zwischen-freiheitlich-konservativem-Widerstand-und-linksliberal-globalistischem-Establishment-Teil-2/20170242), werden die Entscheidungen am Beginn eines epochalen politischen Unternehmens von einer relativ kleinen Anzahl von Personen getroffen („Elite“, Avantgarde, Zirkel, Bund u.Ä.), d.h. von einer Gruppe von weltanschaulich-ideologisch, politisch-philosophisch, ethisch-moralisch oder je nachdem okkult-esoterisch bzw. religiös-theologisch motivierten Gleichgesinnten, welche bestimmte Ziele (z.B. Erlangung, Vermehrung oder Erhaltung von Macht, Errichtung einer neuen politischen Ordnung, Verbreitung einer Ideologie, Verwirklichung einer Vision oder eines Ideals, Erfüllung eines geschichtlichen Auftrags usw.) verfolgen und bestimmte Strategien, Methoden und Techniken anwenden, um das zur Erreichung ihrer Ziele notwendige menschliche und materielle Potenzial zu entfalten. Wenn das Unternehmen gefährlich ist oder wenig Aussicht auf Erfolg hat, weil z.B. die breiten Massen es dezidiert ablehnen oder offen, aber noch nicht dafür reif sind, oder weil die Gegner zu stark sind oder einfach eine bessere, allgemein akzeptierte Alternative angeboten haben, muss sich die Urzelle des Unternehmens am Anfang vorsichtig und intelligent verhalten. Sie muss wie so oft in der Geschichte konspirativ, im Verborgenen agieren und ohnehin vorerst im vorpolitischen Raum – mittels nichtpolitischen, d.h. metapolitischen Waffen – kämpfen (ähnlich wie die Freimaurer im 18. und 19. Jh., die Kommunisten in 19. und am Beginn des 20. Jh. oder die Salafisten im 20. und am Beginn des 21. Jh.), bis die „Eroberung der Geister“, also der Seelen und Gehirne der breiten Massen vollzogen ist.
Ob sich die ursprünglichen Planer und Entscheider selbst als Verschwörer sehen oder nicht, oder ob sie von anderen so betrachtet werden, spielt eigentlich keine Rolle, weil die sichtbaren Folgen des Unternehmens den Menschen verraten werden, ob die „Verschwörer“ edle Absichten oder nichts Gutes im Sinn hatten. Schließlich: „Wie der Baum, so die Frucht! Ein guter Baum trägt gute Früchte, ein schlechter Baum trägt schlechte Früchte“ (Mt 12, 33-35). So gesehen spricht nichts dagegen, dass aus den kleinen, aber mächtigen Kreisen gebildeter, nicht völlig geistloser und realitätsfremder Weltlenker bestimmte Akteure sehr weit gehen würden, um die jahrtausendealte Weltmachtphantasie endlich zu verwirklichen. Dafür könnten sie die Gunst der Stunde nutzen, um die Verwirklichung ihrer Pläne (in diesem Fall die linksliberal-globalistische Agenda) zu beschleunigen. Anzeichen dafür gibt es bereits genug. Schließlich tendieren Menschen, die in einem permanenten subglobalen (nationalen bzw. kontinentalen) oder globalen Ausnahmezustand leben, auch radikale Lösungen und damit autoritäre oder totalitäre Ideen, Regel, Methoden, Kontrollformen und Systeme zu akzeptieren, denn sie furchten um ihr Leben und brauchen deshalb Sicherheit. Wer den chaotischen, lebensgefährlichen Ausnahmezustand beendet und Sicherheit schafft ist der Retter, der legitimer Machthaber, auch wenn seine Lösung autoritär oder totalitär ist. Während diese Logik zur Entstehung autoritärer bzw. totalitärer Einzelstaaten oder Kontinentalreiche auf subglobaler Ebene führen kann, könnte sie auf globaler Ebene zur einem autoritären oder totalitären Weltstaat führen, der einen globalen Ausnahmezustand wie der jetzige pandemiebedingte Corona-Ausnahmezustand beenden würde. Es gibt aber ein kleines Problem, das auch im Teil I. unserer Studie (https://www.eurasischesmagazin.de/artikel/Europa-zwischen-freiheitlich-konservativem-Widerstand-und-linksliberal-globalistischem-Establishment/20170236) erwähnt wurde: der Ausnahmezustand könnte künstlich verursacht werden – schließlich, wie wir spätestens seit 2015 erleben, ist es mittlerweile sehr einfach, Chaos zu stiften. Ebenso ist es machbar, wie die Geschichte gezeigt hat, dass der Chaosstifter selbst als Retter auftritt, die „seine“ Lösung präsentiert und den Ausnahmezustand beendet. Diese neue, künstlich entstandene, sicherheitsversprechende Ordnung wird aber zwingend unipolar und daher womöglich autoritär oder totalitär sein, denn der „Retter“ und Weltverbesserer ist in der Regel auch der Macht- und Gewaltmonopolist und somit ein potentieller Weltverschlechterer.

Solange der Mensch ein Wolf für den Menschen bleibt…

Aber zurück zu unserem Thema kann man schon mal behaupten, dass so eine Entwicklung jede Zeit möglich ist, zumindest solange der Mensch ein Wolf für den Menschen bleibt. Immer mehr Menschen sehen in der heutigen linksliberal-globalistischen Bestrebungen zur Errichtung einer neuen europäischen bzw. globalen Ordnung ein autoritär-totalitäres Projekt, das nicht verwirklicht werden darf. Es gilt heute, was der freiheitlich-konservative Denker Caspar Freiherr von Schrenck-Notzing bereits 1965 beobachtete, nämlich dass die Linksliberalen seit dem Verlust an Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung dem Wahlvolk gegenüberstehen, wie einst der Deist Gott gegenüberstand – sie bedanken sich für die Schöpfung (für die Wahl) und verbieten sich jede weitere Einmischung ihres Schöpfers (des Volkes) in die Angelegenheiten dieser Welt (in die Politik). Die Konservativen finden hingegen ihre Freunde im Volk und ihre Feinde in den tonangebenden Kreisen (in Establishment, Mainstream-Medien, parastaatlichen Eliten). Sie beginnen die Defensivstellungen zu verlassen, aber sie verteidigen nicht mehr den Status quo wie in der Vergangenheit, sondern sie nehmen die Rolle der Ketzer gegenüber dem linksliberal-globalistischen Establishment an. Einst hatten sie konsequent „die bestehenden Institutionen verteidigt, aus dem Geiste der Geschichte gerechtfertigt und in scheinbar zufälligen Erscheinungen einen Sinn gesucht“, so v. Schrenck-Notzing, heute „kämpfen sie gegen den Zwangscharakter gelenkter Meinung, deren Institutionalisierung in einem globalen Establishment und den Versuch, beide durch wissenschaftliche Einkleidung (Psychologie, Soziologie, Politische Wissenschaften) permanent zu machen“. Der Linksliberalismus hat eine „Diktatur über den Stil und den Charakter“ errichtet: „Als Arbitri elegantiarum politicarum stellen die liberalen Meiner die Spielregeln für alle auf, wachen über ihre Einhaltung und bestrafen die falschen Zungenschläge. Ihre Idiosynkrasien erheben sie zu Konventionen, ihre privaten Unzulänglichkeiten zu öffentlichen Tugenden. Es wäre fruchtlos, den Männern [und heute auch den Frauen, Anm. d. Verf.], die für uns meinen, zu grollen.“ (v. Schrenck-Notzing, 2004, S. 21)

Freiheitlich-konservative Kritik

Ist diese Kritik berechtigt? Aus freiheitlich-konservativer Perspektive ist sie berechtigt, vor allem angesichts der erheblichen Einschränkung der Freiheitsrechte, der massiven Gefährdung der Sicherheit und des rasanten Verfalls der Demokratie in Europa, die vom linksliberal-globalistischen Establishment verschuldet sind und im Corona-Ausnahmezustand auch die naiv-optimistischsten Europäern in beängstigender Weise (wortwörtlich) heimgesucht haben. Die Unterminierung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und des Rechtsstaates durch die undemokratischen Pläne einer kleinen nomadisch-globalistischen Elite und die konsequente Umsetzung dieser Pläne von einem unverantwortlichen, machtbesessenen linksliberalen, in den letzten Jahren extrem globalistisch gewordene Establishment auf nationaler bzw. europäischer Ebene ist eine Tatsache, die nicht mehr bestritten werden kann. Dieser Zustand hat zu einer Radikalisierung der Kritik geführt. Die Folgen der linksliberal-globalistischen Politik seien vor allem im Westeuropa laut radikaler Kritiker viel gravierender als im Schicksalsjahr 2015 angenommen: „Bevölkerungsaustausch und Landnahme durch außereuropäische, kulturfremde Einwanderer, Islamisierung, national-masochistische Dekonstruktion der eigenen Kultur, Verlust der inneren Sicherheit, Anstieg der Kriminalität, ethnische Spannungen und innenpolitische Polarisierungen, Entfremdung zwischen Eliten und breiten Bevölkerungsschichten“. Die osteuropäischen Staaten, in denen diese schädliche Politik abgelehnt wird, seien heute „Zaungäste eines makabren Schauspiels, das demonstriert, was geschieht, wenn die Menschenrechte von Abwehr- in Zugriffsrechte umgewandelt werden und ihnen die Priorität vor dem Dasein der gewachsenen ethnokulturellen Gemeinschaft eingeräumt wird: Selbstzerfleischung, Selbstzerstörung, Selbstmord.“ (Lichtmesz, 2018, S. 111f.)

Man kann sich zwar darüber streiten, ob diese Kritik zu hart oder hinsichtlich der tatsächlichen Realität doch viel zu harmlos ist – man denke hier nur an die schweren Ausschreitungen in Stuttgart, an die quasi-militärischen Angriffe dschihadistischer „Migranten“ auf die griechische EU-Außengrenze oder an die aggressiv-hysterischen Attacken auf Europas Völker, Kultur und Zivilisation –, aber nicht darüber, ob sie berechtigt oder nötig ist. Schließlich kommt sie nicht aus dem Nichts. Die freiheitlich-konservative Kritik der antinationalen und scheindemokratischen linksliberalen Politik ist im Westen kein neues Phänomen. Einige Monate nach dem Fall der Berliner Mauer listete der österreichische christlich-konservative Ökonom und Publizist Friedrich Romig die Folgen der linksliberalen, freiheitszersetzenden Scheindemokratie in Deutschland auf, die man damals auch in anderen Ländern mit linker bzw. linksliberaler Staatsideologie beobachten konnte:

„Parteiherrschaft, Mediatisierung und Entmachtung des Bürgers, Eindringen der Parteien in immer weitere Lebensbereiche bis hin zu totalitärer Parteidiktatur und Gesinnungsterror, Entstehung unkontrollierter und unverantwortlicher Funktionärsoligarchien- und -cliquen, ihre Verbindung zu mafiotischen Verbrechergruppen, verbreitete Korruptionsanfälligkeit, Lobbies, Herrschaft der Verbände mit ihrer gemeinwohlschädigenden, rücksichtslosen Interessendurchsetzung, Missbrauch der Gewerkschaftsmacht, Finanzbetrug, Kreditschwindel, Bau- und Bodenspekulation, die Unwirtlichkeit der Großstädte mit ihren menschenverachtenden Wolkenkratzern und Verkehrsbauten, die Entstehung der Slums, Gangsterbanden, anarchistischer Terrorgruppen, Familienzerstörung, Ausgrenzung ganzer Bevölkerungsteile, Verelendung, Verwahrlosung und Drogenkonsum, Bruch des Landfriedens, Zunahme der Gewalt, Kriminalität, Vergewaltigung, Umweltvergiftung und -zerstörung durch die moderne Dreieinigkeit von Naturwissenschaft, Technik und Industrie, das Versagen vor der Erziehungs- und Bildungsaufgabe und der Sexualisierung sämtlicher Lebensbereiche.“ (Friedrich Romig zit. in Budde, 1993, S. 143)


Das war, wie erwähnt, 1990. Im Vergleich zur heutigen Situation erscheint diese Beschreibung ziemlich harmlos, wie aus einem Hollywood-Film aus den 80er Jahren mit Gangsterbanden und kaputten Familien aus verwahrlosen Großstadtgettos, mit viel Sex und Drogen, reichen, korrupten, mit Mafia verdrahteten Politikern, Industriellen und Bänkern und mit viel Gewalt und Kriminalität. Solche Film-Stories hatten aber immer ein spektakuläres Happy End – dank mutiger Cops oder idealistischer Lonely Wolfs konnte die Gerechtigkeit triumphieren und die Ordnung hergestellt werden. Die heutige Lage der EU ist dagegen noch dramatischer, denn es geht heute nicht nur um Kriminalität, Korruption, Parteidiktatur, Gesinnungsterror oder Verwahrlosung, sondern nicht mehr und nicht weniger um das Überleben Europas als historisch im Laufe von Jahrtausenden zusammengewachsene Völker-, Kultur- und Religionsgemeinschaft, ja als Schicksalsgemeinschaft. „Totenvögel kreisen über das Abendland“, beschrieb der Theologe Manfred Jacobs 2006 plastisch die dramatische Lage des Westens: „Der Ungeist des Antichristlichen ist am Werk. Herzloser kalter Materialismus, nackter Egoismus, frevlerisches Spiel mit dem Leben Geborener und Ungeborener, Maschinen-Götzendienst, Schnelligkeitsrekord, Vergötterung der Lüge und Unwissenheit, Unglaube und Verwilderung der Sitten machen Europa zu einem kulturellen Trümmerfeld.“ (Jacobs, 2006, S. 11)
Hier reichen heldenhafte, pflichtbewusste Polizisten oder idealistische, selbstlose Gerechtigkeitsfanatiker à la Hollywood nicht mehr aus, um Gerechtigkeit zu schaffen und die Ordnung wiederherzustellen, denn der gewaltige Sturm, der über Europa kam, wird die europäische Welt für immer verändern. Was die Vergangenheit betrifft, hatte Europa viele Stürme überlebt, den letzten vor 30 Jahren, als die blutige politische Geschichte des 20. Jh. doch ein glückliches Ende nahm: die schreckliche kommunistische Diktatur der Sowjetunion und deren Satelliten endete mit dem Sieg der zwischen 1917 und 1989 eroberten, versklavten, ausgebeuteten und dezimierten Völker Osteuropas über das kommunistische System und mit der Befreiung ihrer Länder von totalitären Regimes. Heute, im Jahr 2020, können weder pflichtbewusste Exekutivbeamte oder idealistische einsame Wölfe noch osteuropäische Völker voller Tatendrang helfen. Europa befindet sich jetzt in einer viel größeren Gefahr als damals, besser gesagt, in einer doppelten Gefahr: einerseits das heute vorherrschende linksliberal-globalistische EU-Establishment samt seiner „Ableger“ in den EU-Staaten (die innereuropäische Gefahr), andererseits die per Definition auf Expansion eingestellte islamisch-globalistische (demographische bzw. weltrevolutionäre) Übermacht (die außereuropäische Gefahr) – eine Gefahr, die mit massiver jahrzehntelanger Hilfe des EU-Establishments und seiner parastaatlichen Unterstützer und durch die Öffnung der Grenzen 2015 auch internalisiert, also zur innereuropäischen Gefahr gemacht wurde.

Sturm über Europa

In diesem Kontext taucht bei establishmentkritischen Autoren immer wieder die Idee einer gezielten „Islamisierung Europas“ auf, die von bestimmten westlichen Akteuren direkt unterstützt oder zumindest befürwortet wird. Dies wird zwar von offizieller Seite und von establishmentfreundlichen Stimmen bestritten und gar als Verschwörungstheorie bezeichnet, aber von Europäern tagtäglich erlebt und nicht selten als Verschwörungspraxis interpretiert – siehe etwa die privilegierte Lage der immer aggressiver, gewalttätiger und europaverachtender auftretenden Muslime (nicht wenige davon schwerkriminell, radikalislamistisch und terroristisch) in den westlichen EU-Staaten vor und auch während des Corona-Ausnahmezustands (trotz strenger Corona-Auflagen) bei gleichzeitiger unverhältnismäßig starker Repression gegen die zu Bürgern zweiter Klasse degradierten kritischen, aber friedlichen einheimischen Europäer. Was aber jenseits aller Verschwörungstheorien feststeht, ist die Tatsache, dass die heutigen Etablierten das in der EU in jahrzehntelangen mühsamen Arbeit Erreichte zunichte gemacht haben. Im Art. 2 des Vertrags von Lissabon zur Änderung des Vertrags über die EU und des Vertrags zur Gründung der EG (2007) steht:
„(1) Ziel der Union ist es, den Frieden, ihre Werte und das Wohlergehen ihrer Völker zu fördern.
(2) Die Union bietet ihren Bürgerinnen und Bürgern einen Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts ohne Binnengrenzen, in dem — in Verbindung mit geeigneten Maßnahmen in Bezug auf die Kontrollen an den Außengrenzen, das Asyl, die Einwanderung sowie die Verhütung und Bekämpfung der Kriminalität — der freie Personenverkehr gewährleistet ist.“ (https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=celex%3A12007L%2FTXT)
All das ist nach 2015 Makulatur geworden, weil die Klasse der allgegenwärtigen linksliberal-globalistischen Expertokraten nicht wusste (oder nicht wissen wollte), was passieren kann, wenn man über Nacht die Grenzen für Millionen Muslime öffnet. Also für Menschen, die, auch wenn nicht alle radikalisiert sind, im islamischen Kulturkreis sozialisiert wurden, der zwischen 711 und 1924 das christliche Europa bedroht, bekämpft, zum Teil erobert und unterdrückt hat und auch heute nicht gerade christen- und europafreundlich ist. Ebenso nicht gerade christen- und europafreundlich scheint auch das linksliberal-globalistische Lager zu sein, das nicht mal in der Corona-Krise aufgehört hat, seine (meta-)politischen Strategien zu Machteroberung, Machtvermehrung und Machterhaltung mit aller Härte anzuwenden und während des globalen Corona-Ausnahmezustands sein wahres Gesicht gezeigt hat – eine hässliche, von Hochmut, Sozialneid, Minderwertigkeitskomplexen und Machtgier entstellte Fratze.
In Friedrich Romigs oben zitierter Beschreibung der Folgen linksliberaler Demokratie in Deutschland des Jahres 1990 erscheinen interessanterweise sowohl Charakteristika der volksdemokratisch-kommunistischen Systeme und Regimes (Entmachtung des Bürgers, totalitäre Parteidiktatur, Gesinnungsterror, Entstehung unkontrollierter Funktionärsoligarchien, Verelendung, Umweltvergiftung und -zerstörung) als auch der liberaldemokratisch-kapitalistischen Systeme und Regimes (Parteiherrschaft, v.a. Eindringen der Parteien in immer weitere Lebensbereiche, Mediatisierung des Bürgers, Entstehung unverantwortlicher Funktionärscliquen, Mafia-Politik-Verbindungen, Korruptionsanfälligkeit, Lobbies, Herrschaft der Verbände, Missbrauch der Gewerkschaftsmacht, Finanzbetrug, Kreditschwindel, Bau- und Bodenspekulation, extreme Urbanisierung, Slams, Verwahrlosung, Drogenkonsum, Gangsterbanden, Anarcho-Terroristen, Familienzerstörung, Umweltvergiftung und -zerstörung, Übersexualisierung u.a.). Wie wir heute wissen, war das keine Übertreibung, sondern eine richtige Beobachtung. Die heutige vorherrschende Ideologie in der westlichen Welt ist die linksliberal-globalistische Ideologie, welche, wie bereits im Teil II.1. erwähnt, Elemente aus einigen in der Neuzeit entstandenen und in der Moderne bzw. Postmoderne weiterentwickelten okkult-esoterischen Lehren und aus allen politisch-philosophischen Strömungen in sich vereint, die ihre Wurzeln hauptsächlich in der Aufklärung (1650-1800), der Französischen, Europäischen und Russischen Revolution (1789, 1848 und 1917) bzw. der 68er-Kulturrevolution haben: Sozialismus, Kommunismus, Sozialliberalismus, Linksanarchismus, Republikanismus, Kollektivismus, Internationalismus, Transnationalismus, Globalismus, Demokratismus, Menschenrechtsuniversalismus, Wohlfahrtsetatismus, Feminismus bzw. Genderismus und auch verschiedene weltstaatliche, weltrepublikanische, weltgesellschaftliche, weltbürgerliche und weltrevolutionäre Auffassungen usw. Da all diese Strömungen aus einer freiheitlich-konservativen Perspektive verschiedene Facetten des modernen Egalitarismus darstellen, der als „Revolte gegen die Natur“ zu verstehen ist, wie es Murray N. Rothbard formulierte (https://mises.org/library/egalitarianism-revolt-against-nature-and-other-essays), ist es nicht schwer zu erraten, welche Gefahren der Sturm über Europa – laut metapolitischen Denkern und politischen Praktikern des freiheitlich-konservativen Lagers – mit sich brachte. Es sind zwei radikale, ideologisch nicht unähnliche und deshalb zusammenarbeitende Denkströmungen und Bewegungen: der globalistisch-egalitaristische, politreligiös-hypermoralistische Linksliberalismus und der globalistisch-egalitaristische, politreligiös-islamistische Sunnismus.
Mit diesen pandemiebedingten Randbemerkungen zur Metapolitik und Machtkampf während des Corona-Ausnahmezustands endet dieser Teil II.2.1. Im nachfolgenden Teil II.2.2. werden wir die freiheitlich-konservative Metapolitik in Theorie und Praxis genauer betrachten.

Literatur

Europa Coronavirus Deutschland

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