13.01.2023 14:10:35
ALTES THEATER MIT NEUER SEELE
Von Jelena Stepanowa
EM – Das große Rätselraten um die Zukunft eines der berühmtesten Opernhäuser des Welt ist vorbei: Ende Juni hatte sich eine internationale Jury für das Modell des Architekten Dominique Perrault entschieden. Sein ‚Mariinskij II‘ wird hinter dem alten Theatergebäude entstehen, verbunden werden die beiden Gebäude durch ausziehbare Brücken. Der Neubau soll aus einem rechteckigen Körper aus schwarzem Marmor bestehen, der zur Stadt hin von einem Kokon aus goldenem Glas überzogen wird. „Die Farbe korrespondiert mit den herausragenden historischen Gebäuden der Stadt: den Kuppeln der Isaak-Kathedrale und der Spitze der Admiralität“, erklärt der Architekt. Damit dürften sich die Befürchtungen vieler zerschlagen haben, ein ultramoderner Bau könne das klassische Ensemble von St. Petersburg zerstören.Durch die goldene Haut wird das Innere des 39.000 Quadratmeter großen und 2.000 Zuschauer fassenden Neubaus von Licht durchtränkt. „Ich sehe nicht unbedingt einen Goldpalast darin”, so der Intendant des Theaters, Walerij Gergijew. „Vielmehr hat mich der Vorschlag Perraults überzeugt, dem Licht die Möglichkeit zum Herrschen zu geben.“
Das Mariinskij-Theater ist das bedeutendste Theater in St. Petersburg. Alle großen russischen Opern und Ballette sind hier uraufgeführt worden. Der Bau wurde 1860 fertiggestellt und nach der Gemahlin des Zaren Alexander II. benannt. Zwischen 1935 und 1992 trug das Marientheater den Namen des ermordeten sowjetischen Politikers Sergej Kirow (1886-1934).
Alle elf Entwürfe für den Neubau waren in der Petersburger Akademie der Künste ausgestellt. Auch noch am letzten Ausstellungstag drängten sich viele interessierte Petersburger um die Modelle und Zeichnungen. Ihre Äußerungen konnten sie in Gästebücher eintragen. Die Gutachter aus dem Volk, Menschen unterschiedlichster Berufe, leiden bezüglich des Wettbewerbs unter totalem Argwohn. Denn in ganz Rußland hatte es seit langem keinen repräsentativen Architekturwettbewerb mit öffentlicher Diskussion gegeben. So bezweifeln sie sogar, daß die namhaften in- und ausländischen Architekten überhaupt noch in der Lage sind, ein einfaches Dach zu entwerfen. Der Bau eines modernen Gebäudes im Stadtzentrum betrachten viele als frechen Angriff auf die unantastbare architektonische Landschaft von St. Petersburg, das nicht selten Venedig des Nordens genannt wird.
Die Entscheidung für ‚Mariinskij II‘ ist nun gefallen. Die Realisierung des Projekts ist jedoch wegen Finanzierungsproblemen weiter ungewiß. Wenn das neue Opernhaus dennoch wird, hat die Newastadt einen Grund zur Freude: Das Wichtigste sei, daß die Stadt mit dem Neubau ihre hundertjährige architektonische Depression überwunden und sich als europäischste Stadt Rußlands nun der europäischen Moderne angeschlossen habe, betont die Direktion des Theaters.
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