Plant for the Planet pflanzt Bäume und will KinderwahlrechtPLANT-FOR-THE-PLANET

Mehr Rechte für Bäume und Kinder

Wenn Bäume abstimmen könnten, sähe der Planet anders aus. Mitteleuropa wäre von Buchenwäldern bedeckt und auch in anderen Regionen würden die dort ansässigen Bäume das Bild der Landschaft bestimmen. Wenn Kinder abstimmen dürften, hätten Bäume viele Vorteile, denn Kinder lieben Bäume. Für beide macht sich Felix Finkbeiner stark, der schon seit dem Kindesalter Baumpflanzkampagnen initiiert und nun auch Kindern zu mehr Mitsprache verhelfen will: durch das Absenken des Wahlalters auf null Jahre.

Von Hans Wagner

Auf zur Pflanzaktion! Felix Finkbeiner mit geschultertem Spaten am Berliner Reichstag.
Foto: Plant-for-the-Planet
Auf zur Pflanzaktion! Felix Finkbeiner mit geschultertem Spaten am Berliner Reichstag.
Foto: Plant-for-the-Planet

In einer aktuellen Umfrage nach dem Lieblingsbaum der Deutschen, ist die Buche als Sieger hervorgegangen. Sie gilt in unseren Breiten als „Mutter des Waldes“. Ganz Mitteleuropa wäre natürlicherweise von Buchenwäldern  bedeckt. Aber der Mensch drängt sie zurück und legt Fichten-Monokulturen an, weil Fichten rascher wachsen und sich das für ihn angeblich besser rechnet. Doch das gilt allenfalls kurzfristig.

Wenn Bäume abstimmen könnten, gäbe es eine Buchen-Union

Wenn Bäume abstimmen dürften, gäbe es längst eine Buchen-Union, vergleichbar der EU. Denn von Dänemark bis Rumänien, von Frankreich bis Weißrussland hätten Buchen eigentlich die Mehrheit. Bäume haben jedoch keine Rechte, noch weniger als unmündige Kinder. Dennoch sind Bäume und Kinder existentiell für die Geschicke des Planeten und seiner menschlichen Bewohner: Ohne Bäume kein Leben, ohne Kinder keine Zukunft für uns.

Damit Bäume wieder mehr Einfluss auf dem Planeten bekommen, muss man möglichst viele von ihnen pflanzen,  und zwar alle Arten und Sorten. Genau dies hat ein junger Mann erkannt und in großem Ausmaß in die Wege geleitet. Er fing an Bäume zu pflanzen, als er selbst noch ein unmündiges Kind war. Sein Name ist Felix Finkbeiner, geboren in Pähl, im oberbayerischen Kreis Weilheim-Schongau. (Von hier kommt übrigens auch Nationalspieler Thomas Müller, der im Jahr 2000 vom TSV Pähl in die D-Jugend des FC Bayern München wechselte).

Kinder pflanzen Bäume – die Idee von Felix Finkbeiner hat sich durchgesetzt.
Foto: Plant-for-the-Planet
Kinder pflanzen Bäume – die Idee von Felix Finkbeiner hat sich durchgesetzt.
Foto: Plant-for-the-Planet

Milliarden Bäume wachsen durch Felix Finkbeiners Kampagnen

Der Junge gründete 2007 mit neun Jahren eine Schülerinitiative mit der Bezeichnung „Plant-for-the-Planet“. Felix hatte die Vision, dass Kinder in jedem Land eine Million Bäume pflanzen könnten, zum Schutz des Klimas und dem Erhalt des Planeten. Denn die Bäume sind es,  die unsere Erde gedeihen lassen. Der erste Baum der Initiative von Felix, eine Kastanie, wurde am 28. März 2007 an seiner Schule gepflanzt. Die Idee fiel auf fruchtbaren Boden. In ganz Deutschland griffen Kinder zu den Spaten, und nach einem Jahr waren bereits 150.000 Bäume in die Erde gesetzt. Inzwischen ist Felix Finkbeiner 16 und Jugendbotschafter der Vereinten Nationen. Milliarden Bäume wachsen aufgrund seiner Kampagne in aller Welt heran.

Warum Bäume etwas Mystisches haben

Felix Finkbeiner gibt nur selten etwas von sich selbst preis. Warum er Bäume liebt, welches sein Lieblingsbaum ist und warum Bäume für ihn etwas Mystisches haben, verrät er jetzt in einem Interview, das gerade veröffentlicht wurde.

Und nun hat er noch eine weitere Initiative gestartet, diesmal für die Rechte von Kindern. Zusammen mit 14 gleichgesinnten Jugendlichen hat Felix Finkbeiner damit wieder einen Stein ins Rollen gebracht: Kinder sollen wählen dürfen. Felix und seine Mitstreiter wollen die Altersgrenze bei Wahlen beseitigen. Sie wollen erreichen, dass  das Mindestwahlalter komplett abgeschafft, Kinder bei Wahlen antreten und über politische Fragen mitentscheiden dürfen. Praktisch heißt das, dass das Wahlalter in Deutschland (derzeit 18 Jahre) auf null Jahre sinken würde. Kindern würde schon von Geburt an das Recht zustehen, über die Zukunft des Landes mitzureden. Im Baby- und Kleinkindalter, solange sie selbst noch kein Kreuzchen machen können, sollten nach den Vorstellungen von Felix Finkbeiner die Eltern dies treuhänderisch übernehmen.

„Wir sind wichtig“ – Kinder und Bäume sind Garanten für die Zukunft.
Foto: Plant-for-the-Planet
„Wir sind wichtig“ – Kinder und Bäume sind Garanten für die Zukunft.
Foto: Plant-for-the-Planet

Kinderwahlrecht liegt in den Händen greiser Richter

Zunächst hatte der Deutsche Bundestag im Mai dieses Jahres einen entsprechenden Einspruch der Initiative gegen das Mindestwahlalter zurückgewiesen. Deshalb haben die jungen Polit-Aktivisten nun beim Bundesverfassungsgericht eine Beschwerde eingereicht. Die Karlsruher Richter werden prüfen, ob die Beschwerde gegen das Bundestagsvotum, die von Felix Finkbeiner und seinen Unterstützern eingebracht wurde, zulässig ist.

Die Aktion Kinderwahlrecht liegt also nun  in den Händen meist greiser Verfassungsrichter. Mit seiner schon sieben Jahre laufenden Baumpflanzaktion konnte Felix dagegen Zigtausende von Kindern mobilisieren und Milliarden Bäumen eine Zukunft geben. Längst ist er der größte Forstmann aller Zeiten. Die Initiative „Plant-for-the-Planet“ hat ihn quasi unsterblich gemacht: Alle diese Bäume, die ihm und seiner Kampagne das Leben verdanken, werden noch in Jahrtausenden mit ihren Nachkommen auf der Erde siedeln.

Im Interview erklärt Felix Finkbeiner , dass weltweit bislang schon „über 26.000 Menschen, Organisationen, Unternehmen und Regierungen zusammen fast 13 Milliarden Bäume gepflanzt“ haben. Und zwar „jede erdenkliche Art von Bäumen“, denn schließlich wüssten „die Menschen vor Ort am besten, wo sie welchen Baum wie und wann pflanzen müssen.“ Das sei das gemeinsame Verdienst der „Billion Tree Campaign“ der Vereinten Nationen und der Jugendinitiative „Plant-for-the-Planet“.

Bäume wecken unter allen Pflanzen die stärksten Emotionen

Bäume, so zeigt sich, haben zwar keine Stimme, aber sie besitzen eine mächtige Lobby: Sie werden von der großen Mehrheit der Menschen geliebt und viele treten auch aktiv für sie ein. Wenn Bäume leiden oder bedroht werden, eilen Menschen ihnen zu Hilfe. Als in diesem Sommer schwere Unwetter im Westen Deutschlands viele der grünen Riesen verletzt und umgestürzt hatten, spendeten spontan Tausende Bürger Geld, damit in Parks, Gärten und Wäldern wieder Bäume angepflanzt werden können.

Als Frankfurt für das Jahr 2014 vom Europäischen Baumpflegerat den Titel „Europäische Stadt der Bäume“ verliehen bekam, waren die Bürger mächtig stolz. Die Stadt stellte im Juli eine interaktive Karte ins Netz, auf der 30 besondere Baumexemplare mit Foto verzeichnet sind, zu denen ein Ausflug empfohlen wird. Videos zeigen, wie stark Bäume das Lebensgefühl in Frankfurt prägen. Mehr dazu auf der Netzseite der Stadt.

In aller Welt wirbt Felix Finkbeiner bei Vorträgen für seine erfolgreiche Baumpflanzkampagne. 
Foto: Plant-for-the-Planet
In aller Welt wirbt Felix Finkbeiner bei Vorträgen für seine erfolgreiche Baumpflanzkampagne.
Foto: Plant-for-the-Planet

Ohne Bäume wäre die Erde unbewohnbar wie der Mond

Bäume, so zeigt sich, sind unter allen Pflanzen diejenigen, die am meisten Emotionen auslösen. Dazu gehört auch, dass nahezu jeder Deutsche einen Baum kennt, den er als seinen Lieblingsbaum bezeichnet. Und das zeigt sich auch bei großen Bauvorhaben immer wieder, wenn Bäume dafür weichen sollen. Als im Jahr 2010 für das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 im Schlossgarten Bäume gefällt werden sollten, eskalierte der Widerstand.

Der Mensch braucht die Bäume, damit der Planet nicht unbewohnbar wird wie der Mond. Jürgen Hinke, (56), seit zwanzig Jahren Vorsitzender des Naturschutzbundes Nabu in Duisburg erklärte kürzlich, ohne Bäume wäre eine Stadt wie Duisburg ein lebensfeindlicher Ort: Die Luft wäre voller Staub und der Sommer unerträglich heiß. Vögel würden nicht zwitschern und die Menschen blickten nur auf Beton und Glas. Bäume hätten außerdem etwas Mystisches, sie seien auch etwas fürs Gemüt.  

Diese Aussage macht sich Felix Finkbeiner zu eigen. Im Interview sagt er dazu: „Viele Nationen haben den Baum in ihrer Flagge oder Länder und Städte in ihren Wappen. Unter Bäumen haben nicht nur die Wikinger Gericht gehalten, auch in vielen afrikanischen Stämmen trifft man sich unter Bäumen zu Versammlungen. Einen Baum zu umarmen ist eine tolle Erfahrung.  Am liebsten sitze ich unter einen Baum und lehne mich an seinen Stamm.“

Deutschland Natur Umwelt

Das könnte Sie auch interessieren

Meistgelesene Artikel

  1. Die Coronakrise aus der Sicht einer russischen Psychiaterin
  2. Kurden - Geschichte, Kultur und Hintergründe
  3. Die Perser - Geschichte und Kultur
  4. Putin: Russland ist kein Land sondern eine eigenständige Ziviisation
  5. Chinesische Frauen: Erotisch, anschmiegsam und sehr erfolgreich

Eurasien-Ticker