Schwerter gegen KrummsäbelKREUZZÜGE

Schwerter gegen Krummsäbel

Schwerter gegen Krummsäbel

Trutzige Burgen künden noch heute von 200 Jahren Kreuzfahrerzeit im Nahen Osten. Herausragendes Symbol ist der Krak des Chevaliers in Syrien. Er ist auch Mittelpunkt einer Ausstellung, die unter dem Titel „Burgen und Basare der Kreuzfahrerzeit“ im Archäologischen Museum Frankfurt zu sehen ist.

Von Eberhart Wagenknecht

Kreuzfahrerburg Krak des Chevaliers in Syrien  
Kreuzfahrerburg Krak des Chevaliers in Syrien  

S it den religiös motivierten Feldzügen des christlichen Abendlandes begann im Orient ein Kampf der Kulturen – lange bevor Samuel Huntington ihn in seinem gleichnamigen Buch für unsere eigene Gegenwart beschrieben und für die Zukunft vorhergesagt hat. Es war Papst Urban II der 1095 auf der Synode von Clermont zum ersten Kreuzzug aufrief. Anlaß war die Besetzung der  „heiligen Stätten der Christenheit“ und die Zerstörung der Grabeskirche in Jerusalem durch Muslime unter dem Befehl des Kalifen al-Hakim. Danach zogen zweihundert Jahre lang immer neue Ritterheere aus ganz Europa ins „Heilige Land“ und kreuzten die Klingen ihrer Schwerter mit den Krummsäbeln ihrer muselmanischen Gegenspieler.

Die Kreuzzüge dienten aber bald auch reiner Machtpolitik. Der Begriff Kreuzzug wurde nicht nur auf Kriege gegen Nichtchristen in anderen Länder ausgeweitet, sondern sogar gegen religiöse Strömungen im eigenen Land. So richtete sich der bekannteste dieser Kreuzzüge gegen Menschen, die in Südfrankreich lebten und einen christlichen Weg gehen wollten, der als „radikaldualistische Armutsbewegung“ gekennzeichnet wird. Dieser Bewegung schlossen sich auch Adelige an. Sie selbst nannten sich „Katharer“, abgeleitet vom griechischen „katharos“, was soviel wie rein bedeutet. Aus dem Wort Katharer wurde später von der Kirche die abwertende Bezeichnung „Ketzer“ für alle Abweichler vom herrschenden römischen Christentum abgeleitet.

Die Vernichtung der Katharer im Namen der Kirche

Die Katharer, die spektakuläre Burgen errichteten, lehnten das Papsttum strikt ab. Sie sahen sich selbst als die wahre christliche Kirche. Die zentrale Person ihres Glaubens war Jesus. Eine ihrer Hochburgen bildete die Stadt Albi (daher auch die Bezeichnung „Albigenser“ für die Katharer), in der weitgehend unabhängigen Grafschaft Toulouse. Diese Unabhängigkeit wiederum war der  französischen Krone ein Dorn im Auge. Es kam zu einem gemeinsamen Vorgehen der römischen Inquisition und des französischen Königs gegen die Katharer. Der Kreuzzug gegen sie führte unter religiösen Vorwänden zur unmittelbaren Herrschaft der französischen Krone über ganz Südfrankreich. Ihre Burgen, wie die berühmte Peyrepertuse im Languedoc-Roussillon oder Montségur am Nordhang der Pyrenäen bei Foix, die größte aller Katharerfestungen, konnten es nicht verhindern. Zehntausende Katharer wurden von den Kreuzrittern umgebracht, viele von ihnen endeten auf dem Scheiterhaufen. Die letzte verbürgte Verbrennung eines Katharers datiert  aus dem Jahr 1321.

Mit den Kreuzzügen in den Orient gelangten Gewürze und orientalische Fertigkeiten in das christliche Abendland. Und nicht nur diese. Es wurde in großem Maßstab geplündert und geraubt. Die Kreuzzüge arteten schließlich zu wahren Vernichtungskriegen aus. Dieses Wüten der christlichen Glaubenskrieger ist im Orient bis auf den heutigen Tag unvergessen. Auch nach Konstantinopel zogen Kreuzritterheere, plünderten die stolze Stadt und brannten sie zu einem Viertel nieder.

Kreuzfahrerburgen aus zwei Jahrhunderten im Orient

Ausstellung: Burgen und Basare der Kreuzfahrerzeit  
Ausstellung: Burgen und Basare der Kreuzfahrerzeit  

Grundlage für die Kreuzzüge war aus christlicher Sicht der Gedanke des „gerechten Krieges“, (bellum iustum), wie ihn in der Jetztzeit auch US-Präsident Bush mit seinem Krieg im Irak verficht. Jedenfalls wird ihm das Zitat zugeschrieben, Gott selbst habe ihm den Auftrag für den Einmarsch nach Bagdad gegeben. So wundert es nicht, daß bis auf den heutigen Tag die Angehörigen fremder Mächte, die im muslimischen Orient Kriege führen, als „Kreuzritter“ bezeichnet werden.

Zweihundert Jahre lang haben Christen die Macht in einem Gebiet zwischen Jerusalem im Süden und Edessa (heute Sanliurfa in der Türkei) im Norden ausgeübt. Noch heute künden zahlreiche trutzige Kreuzfahrerburgen von dieser christlichen Epoche im Orient.

Eine Auswahl von Burganlagen jener Zeit wird jetzt im Archäologischen Museum Frankfurt (05.11.05 bis 26.02.06) in einer Ausstellung der Gesellschaft für Internationale Burgenkunde präsentiert. Das Projekt führt in die Geschichte der Kreuzfahrerzeit ein und stellt Befestigungsanlagen vor, die in Syrien, Jordanien, dem Libanon, Israel, Zypern und der Türkei liegen. Den Mittelpunkt der Ausstellung bildet das beeindruckende Modell der Johanniterburg Krak des Chevaliers (arab. Kalaat el-Hosn), die in Syrien liegt. Dieses Modell umfaßt eine Fläche von 36 Quadratmetern. Rund 2.000 maßstabgerechte Figuren zeigen das zivile und militärische Alltagsleben in der Johanniterburg während der Belagerung durch den Mamlukensultan Baibars im Jahre 1271.

Das Symbol für die gesamte Epoche der Kreuzzüge

Krak des Chevaliers gilt als Symbol für die gesamte Epoche der Kreuzzüge, sowohl im Abendland als auch im Orient. Sie ist auf einem Ausläufer des Alawitengebirges erbaut und beherrscht das Tal zwischen diesem und dem Libanongebirge. Seit dem Altertum wird diese Senke als wichtige Handelsroute zwischen dem Küstenstreifen und dem Landesinneren genutzt. Der Besitz der Befestigungsanlage war für den Handel, aber auch für die militärische Sicherung der Region um Tripoli von entscheidender Bedeutung. Zusammen mit der etwa 25 Kilometer entfernt am Rand des Libanongebirges gelegenen Festung Akkar und einer Reihe von Forts und Türmen bildete der Krak des Chevaliers ein wirksames Verteidigungssystem.

Zu sehen ist auch ein Modell des Basars von Aleppo mit rund 750 Figuren und Tausenden von Ausstattungsgegenständen. Diese Nachbildung vermittelt einen Eindruck vom bunten Marktleben des Vorderen Orients am Ende des Mittelalters. Zur Ausstellung erscheint in der Ausgabe 11-05 des EM ein ausführlicher Bericht über die Kreuzfahrerzeit.

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Weitere Informationen: www.archaeologisches-museum.frankfurt.de

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