Sometimes happy, sometimes sadGESEHEN

Sometimes happy, sometimes sad

Indiens teuerster Film läuft seit dem 10. April in deutschen Kinos

Von Hartmut Wagner

EM – Hollywood? Nein, Bollywood. Nicht in den Filmstudios von Los Angeles, sondern in der Millionen-Metropole Bombay wurde „Sometimes happy, sometimes sad“ gedreht. Der Film ist ein typischer Vertreter des indischen Films. Die Handlung ist nebensächlich, wichtig sind allein die Musik, schöne Bilder, eine emotionale Berg- und Talfahrt und natürlich das glückliche Ende. Der Filmtitel „Mal fröhlich, mal traurig“ ist gleichzeitig Motto der Bollywood-Produktionen.

 
Das frisch verliebte Paar Rahul und Anjali beim Liebestanz 

Die Handlung des Films ist wahrlich ein Klassiker, einem Märchen ähnlich: Rahul hat sein Studium in London abgeschlossen und kehrt in seine Heimatstadt Dehli zurück, um dort das Großunternehmen des Vaters zu übernehmen. Der Vater will den Sohn, wie nach altem Brauch üblich, mit einer Frau seiner Wahl vermählen. Rahul weigert sich jedoch, da er sich in die bildhübsche, aber einer niedrigeren Kaste angehörende Anjali verliebt hat. Die beiden heiraten. Der Vater empfindet die Hochzeit als Schande für die Familie und verstößt den Sohn. Das frisch getraute Paar zieht daraufhin nach London und gründet dort eine Familie. Nachdem Rohan, der jüngere Bruder von Rahul, nach zehn Jahren aus dem Internat nach Hause kommt, spürt er die Qualen der Eltern über das zerrissene Familienglück Rohan reist nach London und schafft es schließlich, Vater und Sohn und damit die ganze Familie wieder zu versöhnen. Ende gut alles gut.

Die dreieinhalb Stunden Laufzeit des Films wären für eine derart konventionelle Geschichte nicht notwendig gewesen. Was also macht den Film zum Langzeit-Epos? Der Zuschauer bekommt Filmkunst zu sehen, wie sie die Inder lieben. Ein Traum von Perfektion, zwischen Ferraris und Maßanzügen, Hubschraubern und Hausangestellten. Jedes noch so kleine Detail trägt seinen Part dazu bei, den Film zu einem ästhetischen, teilweise ziemlich kitschigen Gesamtwerk zu machen. Da gibt es nur strahlenden Sonnenschein, wie bei der Heimkehr Rahuls aus London, oder grollende Gewittersalven und Wolkenbrüche, als sich der Sohn für seine Liebe und damit gegen die Familientradition entscheidet. Zu orientalischer Liebesmusik steigt eine Taubenschar mit rhythmischem Flügelschlag gen Himmel auf. Nächtliche Tanzabende können hier nur im Lichte eines kugelrunden Vollmonds ablaufen. Rasen gibt es selbstverständlich nur britisch kurzgeschoren. Die langen schwarzen Haare indischer Schönheiten werden selbst im Wohnzimmer von sanftem Gegenwind in Form geblasen. Das Ganze begleitet von wundervoller indischer Musik, von phantastischen Tanz- und Gesangseinlagen. Allein ihretwegen lohnt es sich in den Film zu gehen.

Die obligatorische Bettszene gibt es in Bollywood-Filmen nicht. Küsse werden sparsam vergeben, eher beiläufig aufgehaucht. Auch wenn der Filmkuß seit drei Jahren gesetzlich erlaubt ist, wird er noch immer sehr vorsichtig eingesetzt. Die Liebesbeziehung von Rahul und Anjali wirkt daher oft etwas unterkühlt.

 
 Amitabh Bachchan (rechts) ist einer der ganz Großen in Bollywood. Auch im richtigen Leben ist er mit Jaya Bachchan (links) verheiratet.

Das B für Bombay ist also längst nicht der einzige Unterschied zwischen Bollywood und Hollywood. Typisch für den indischen Film sind außerdem plötzliche Kostüm- oder Ortswechsel der Darsteller. So tanzen sich Rahul und seine Braut mit einem einzigen Schritt aus der Großstadt Dehli direkt an einen fernen Märchenstrand. Bollywood-Filme konstruieren eine Traumwelt jenseits der indischen Wirklichkeit.

„Sometimes happy, sometimes sad“ ist bislang die teuerste indische Filmproduktion. Regie führt Karan Johar, der schon mit seinem Debütwerk „Kuch Kuch Hota Hai“ großen Erfolg hatte. Die Darsteller sind allesamt große Berühmtheiten in Indien. Vier der bekanntesten von ihnen haben zusammen 25-mal den wichtigsten indischen Filmpreis (Film Fare Awards) erhalten. Amitabh Bachchan, der das strenge Familienoberhaupt spielt, erhielt die Auszeichnung allein neunmal.

Man kann den Film mit bestem Gewissen empfehlen. Freuen sie sich auf den faszinierenden Klang der indischen Staatssprache Hindi, auf exotischen Tanz und traumhafte Musik.

Sometimes happy, sometimes sad (org.: Kabhi khushi, kabhi gham)
Indien 2001, 210 Min. (mit Pause), Original in Hindi mit deutschen Untertiteln, ab 6 Jahren;
Regie: Karan Johar
Darsteller: Shah Rukh Khan (Rahul), Kajol Shomu Mukherji (Anjali), Hrithik Roshan (Rohan), Jaya Bachchan (Mutter), Amitabh Bachchan (Vater)

Mehr Infos zum Film: hier

Wo läuft der Film?

Berlin - Hackesche Höfe: seit 10. April
Berlin - Kant-Kino: seit 10. April
Bochum - Endstation Kino: 22.- 25. Mai
Dresden - Metropolis: 08. Mai
Hamburg - Zeise Kinos: seit 10. April
Köln - Cinenova: seit 10. April
Köln - Filmpalette: ab 24. April
Leipzig - Kommunales Kino: 29. Mai – 04. Juni
Leipzig - Cineding: 05. – 11. Juni
Lübeck - Kommunales Kino: 23. – 25. Mai
Mannheim - Atlantis: ab 31. Mai
München - Museumslichtspiele: ab 11. April

Bollywood im Netz

www.bollywoodmusic.com
www.bollywoodpremiere.com
www.indiafm.com
www.ebolly.com
www.bollywoodmasala.com

Film Indien

Das könnte Sie auch interessieren

Meistgelesene Artikel

  1. Die Coronakrise aus der Sicht einer russischen Psychiaterin
  2. Kurden - Geschichte, Kultur und Hintergründe
  3. Die Perser - Geschichte und Kultur
  4. Putin: Russland ist kein Land sondern eine eigenständige Ziviisation
  5. Chinesische Frauen: Erotisch, anschmiegsam und sehr erfolgreich

Eurasien-Ticker