Zentralbanken bauen ihre Dollar-Reserven abWÄHRUNGSPOLITIK

Zentralbanken bauen ihre Dollar-Reserven ab

Schneller als von vielen Währungsexperten erwartet, schichten Zentralbanken weltweit ihre Reserven um. Großer Verlierer dabei ist der Dollar. Die Euro-Bestände werden dagegen stark aufgestockt.

Von Hans Wagner

Eine internationale Umfrage von Central Banking Publications im Auftrag der Royal Bank of Scotland unter 56 Zentralbanken ergab, daß 52 Prozent von ihnen in den letzten Monaten ihre Dollarbestände teils drastisch verringert haben. Das berichtete der internationale Finanzdienstleister Bloomberg Ende Januar. Im Gegenzug hätten fast 70 Prozent der befragten Notenbanken ihren Euro-Anteil aufgestockt. Die Umfrage wurde zwischen September und Dezember 2004 durchgeführt.

Nach Einschätzung von Beobachtern der internationalen Währungsendwicklung dürfte dieser Trend anhalten. Der bereits drei Jahre anhaltende Rückgang des Dollar-Kurses werde die Zentralbanken darin bestärken, ihre Dollar-Reserven weiter zu reduzieren, erklärten die Währungsfachleute Robert Pringle und Nick Carver in einem Pressebericht zur Umfrage der schottischen Zentralbank. Die Dollar-Talfahrt werde es den USA künftig erschweren, ihr Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren. Schneller als bisher angenommen scheine die Verlagerung von Anlagen in Dollar hin zu solchen in Euro voranzuschreiten.

Die Umfrage der Bank von Schottland erinnere drastisch daran, daß die USA bei ihrem Leistungsbilanzdefizit ein Finanzierungsproblem haben, und bestärke die Dollar-Pessimisten, erklärte der Finanzexperte Marvin Barth. Er ist Devisenstratege und Ökonom für globale Währungen bei der Citigroup in London. Barth sagte, er gehe davon aus, daß der Dollar-Anteil an den Reserven der Zentralbanken insgesamt in den nächsten Jahren auf etwa 60 Prozent fallen werde. Laut Schätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) lag der Anteil 2004 bei 63,8 Prozent. „Auch wenn die Zentralbanken weiterhin in gewissem Maße das Leistungsbilanzdefizit der USA finanzieren werden, kann sich Amerika nicht darauf verlassen, daß diese Finanzierungsquelle so weitersprudelt, wie in der Vergangenheit“, schreiben Pringle und Carver in ihrem Bericht.

Der Euro gewinnt auch als Handelswährung zunehmend an Bedeutung

Die Staaten der Euro-Zone verwenden die Gemeinschaftswährung immer häufiger zur Abrechung im internationalen Handel. Das hat die Europäische Zentralbank (EZB) in ihrem jährlichen Bericht zur Rolle des Euro im weltweiten Geldverkehr festgestellt.

Der Einsatz als Handelswährung ist nach Einschätzung der EZB eine bemerkenswerte Bedeutungszunahme für den Euro. Vor allem bei den Exporten aus Euro-Staaten in Länder außerhalb der Europäischen Währungsunion zeige sich diese. Hier habe die Gemeinschaftswährung bei den Handelsabrechungen besonders stark an Boden gewonnen. Der Anteil des deutschen Güterexports in Nicht-Euro-Staaten, der in Euro abgerechnet wird, habe sich zum Beispiel von 49 Prozent im Jahr 2002 auf 63 Prozent im Jahr 2003 erhöht. Neuere Daten lägen noch nicht vor. Durch die zunehmende Abrechung in Euro sinke das Wechselkursrisiko der hiesigen Exporteure.

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Zur internationalen Währungspolitik und zum Verhältnis Dollar – Euro lesen Sie bitte auch „Die Weltwirtschaft im Griff des Dollarimperiums“ in der Ausgabe 12 -04 des Eurasischen Magazins.

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