„Cultural Intelligence – die Erfolgsformel für Wachstum in einer multipolaren Wirtschaftswelt“ von Hanne Seelmann-Holzmann.GELESEN

„Cultural Intelligence – die Erfolgsformel für Wachstum in einer multipolaren Wirtschaftswelt“ von Hanne Seelmann-Holzmann.

Warum scheitern viele Unternehmen, die auf westlichen Märkten erfolgreich sind, in Fernost? Mit dem von ihr entwickelten Instrument der „Cultural Intelligence“ zeigt Dr. Hanne Seelmann-Holzmann westlichen Unternehmern, wie man sich auch in der multipolaren Weltwirtschaft einen gewinnbringenden Wettbewerbsvorteil verschafft.

Von Hans Wagner

„Cultural Intelligence – die Erfolgsformel für Wachstum in einer multipolaren Wirtschaftswelt“ von Hanne Seelmann-Holzmann.  
„Cultural Intelligence – die Erfolgsformel für Wachstum in einer multipolaren Wirtschaftswelt“ von Hanne Seelmann-Holzmann.  

M an kann es gar nicht oft genug sagen, und Hanne Seelmann-Holzmann stellt es an den Anfang ihres neuen Buches: „In der Weltwirtschaft hat eine Kräfteverschiebung stattgefunden – nicht nur von der Wall Street zur Great Wall. Die westlichen Industriestaaten müssen ihre Macht mit neuen Akteuren teilen, die China und Indien, Brasilien und Russland, Nigeria und Angola heißen. Die multipolare Weltökonomie ist Realität.“

Die Zusammensetzung des großen Orchesters der Wirtschaftsmächte hat sich in den letzten Jahren total verändert. Immer mehr asiatische Instrumente geben den Ton an. Die Welt scheint kopfzustehen. Das kommunistische China ist größter Gläubiger der noch immer so genannten kapitalistischen Supermacht USA. Die Zeiten, in der China die Faust in der Hosentasche ballte und es mit zusammengekniffenen Augen hinnahm, von Gästen aus dem Westen demokratische Unterrichtungen erteilt zu bekommen, sind vorbei. China und Indien sind im Augenblick die bedeutendsten Dirigenten des ökonomischen Weltorchesters.

Fitness-Check für die Zukunftstauglichkeit des Unternehmens

Das bedeutet, dass westliche Industrienationen und Großkonzerne ihre Geschäftsmodelle nicht mehr unreflektiert auf den Rest der Welt übertragen können. Das ist auch das Ende der Deutungshoheit des Westens.

Mit dem von ihr entwickelten Instrument der „Cultural Intelligence“ hilft die erfahrene Asienkennerin Betrieben und Managern mit diesen neuen Entwicklungen fertig zu werden. Ausgehend vom „Klassiker im Chinageschäft“, in dem jede Menge erfahrene Unternehmer des Westens gescheitert sind, geht der Blick nach vorn: Es gibt einen Fitness-Check, mit dem die Zukunftstauglichkeit des eigenen Unternehmens geprüft werden kann.

„Brauchen wir einen Homo multipolaris“?, fragt Dr. Hanne Seelmann. Und sie erläutert auch gleich, welche Eigenschaften er haben sollte. Sie analysiert die nach wie vor vorhandenen Stärken des Westens und die von Fernost. Schließlich erklärt sie, was man voneinander lernen kann in einer multipolaren Welt, damit viele Menschen von dieser Entwicklung profitieren.

Noch immer tappen viele in die „Ähnlichkeitsfalle“

Wie schon in ihren früheren Büchern geht die Autorin auch diesmal wieder auf die geistesgeschichtlichen Wurzeln und Denktraditionen von Ost und West ein, getreu der Erkenntnis: „Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie wir sind.“
Man muss nicht unbedingt etwas über Konfuzius wissen, wenn man in China Werkzeugmaschinen verkaufen will, das machte Hanne Seelmann schon in früheren Büchern klar. Aber es wäre gut zu erkennen, dass der asiatische Gesprächspartner unter seinem äußerlich westlich wirkenden Mantel noch immer traditionelle Kleider trägt. Wem dies nicht bewusst ist, der tappt in die „Ähnlichkeitsfalle“, die darin besteht, äußere Merkmale wie die Beherrschung der englischen Sprache, westliche Anzüge und Statussymbole als Indikatoren übereinstimmender Einstellungen anzusehen.

Wer denkt, „die sind schon wie wir“, wird unweigerlich in diese gefährliche „Ähnlichkeitsfalle“ tappen. Wir befinden uns eben nicht auf dem Weg zu einer One-World-Culture, in der westliche Normen einen Siegeszug antreten. Welche Folgen solche Fehleinschätzungen asiatischer Mentalitäten haben können, was die Gründe für die Macht der „Ähnlichkeitsfalle“ sind und wie man es richtig macht, erläutert die erfahrene Autorin unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse aus kulturvergleichender Psychologie und Gehirnforschung.

„Asiaten sind Meister im Spiegeln von Verhalten. Dadurch reduzieren sie bei ihrem Gegenüber das Gefühl der kulturellen Distanz, sie schaffen Nähe und erzeugen eine Scheinsicherheit.“ – Aber deshalb sind sie noch lange nicht „wie wir“. Das macht Hanne Seelmann klar. Sie bringt eine Reihe von Beispielen, die das Problem verdeutlichen. Und sie bietet einen spannenden Einblick in „asiatisches Denken“ und die „wichtigsten Unterschiede westlichen und asiatischen Denkens.“

Mit dem Instrument der „Cultural Intelligence“ hat Hanne Seelmann ihre Vorreiterrolle als Expertin für interkulturelles Management weiter ausgebaut. Sie hat ein empfehlenswertes Buch vorgelegt, einfach zu lesen, praxisorientiert und ungleich wertvoller als so manches hochgestochene Kompendium dieses Genres.

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Rezension zu: „Cultural Intelligence – die Erfolgsformel für Wachstum in einer multipolaren Wirtschaftswelt“ von Hanne Seelmann-Holzmann, Gabler Verlag 2010, 255 Seiten, 36,95, ISBN-13: 978-3834921680.

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Siehe dazu auch EM-Interview mit Hanne Seelmann-Holzmann: „China wird wachsen, ob uns das passt oder nicht“.

China Rezension

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