Alexander der Große und die Öffnung der Welt.AUSSTELLUNG

Alexander der Große und die Öffnung der Welt.

Alexander der Große und die Öffnung der Welt.

Kaum eine andere historische Gestalt hat die Gemüter der Menschen in ganz Eurasien so bewegt wie Alexander der Große. Vom 3. Oktober 2009 bis 21. Februar 2010 steht er in den Reiss- Engelhorn-Museen Mannheim im Mittelpunkt einer großen Sonderausstellung.

Von Barbara Gutmann

Ausstellungsplakat zur großen Alexanderschau in Mannheim  
Ausstellungsplakat zur großen Alexanderschau in Mannheim  

Während sich bisherige Schauen zu Alexander dem Großen meist auf sein Wirken im europäischen Raum und in Ägypten beschränkt haben, öffnet die Mannheimer Ausstellung den Blick nach Zentralasien. Ausgangspunkt der Reise auf den Spuren des makedonischen Herrschers ist die antike Metropole Babylon – das Tor zu einer für die Griechen bis dahin unbekannten Welt. Mit Hilfe einer digitalen Rekonstruktion wird diese Stadt mit ihrem berühmten Turm, mit den Mauern und Straßen in naturgetreuen Proportionen vor den Augen der Besucher sichtbar.

Nach der Ermordung seines Vaters Philipp II. bestieg der junge Alexander im Jahr 336 v. Chr. den makedonischen Thron. Innerhalb eines Jahres konnte er seine Macht sichern und die Griechen als Verbündete für seinen großen Persienfeldzug gewinnen. Die Ausstellung folgt Alexander dem Großen auf diesem Eroberungszug durch das riesige Persische Reich, das von den achämenidischen Großkönigen beherrscht wurde. Sie waren für den jungen Alexander gleichzeitig Feind und Faszination. Alexander sah sich schließlich auch in der Nachfolge dieser Großkönige.

Eine gewaltige Karte zeigt die Wege des Alexanderheeres

Um die Dimension von Alexanders militärischem Wirken zu veranschaulichen, wird eine gewaltige Karte präsentiert. Anhand dieser kann das Publikum die Wege des Alexanderheeres verfolgen. Um sich einen Begriff von militärischen Aktionen in der Antike machen zu können, dürfen die Ausstellungsbesucher auch sechs Meter lange Lanzen in die Hand nehmen, wie sie damals üblich waren, oder sich Helme aufsetzen. Dadurch bekommen sie ein Gefühl für die Schwere solcher Einsätze zu damaliger Zeit.

Der Feldzug gegen die Perser währte elf Jahre. Er führte durch Kleinasien, über die Levante und Ägypten, durch Mesopotamien, das persische Hochland und Zentralasien bis nach Indien. Viele Tausend Menschen umfasste Alexanders Tross - neben den Soldaten auch Geographen, Geschichtsschreiber, Künstler, Ingenieure, Frauen und Kinder. Alexander übernahm schließlich das Verwaltungssystem des riesigen persischen Reiches, das selbst bereits eine große Zahl verschiedener Völker in sich vereint hatte.

Nach Alexander war in Eurasien nichts mehr wie es  einmal war

Ausstellungsplakat zur großen Alexanderschau in Mannheim  
Porträt Alexanders des Großen, Römische Kopie des griechischen Originals um 330 v. Chr.
© Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek München.
 

Zahlreiche Legenden ranken sich um das Leben des jungen Makedonierkönigs. So zum Beispiel, dass er in der persischen Stadt Gordion im Frühling 334 v. Chr. den Gordischen Knoten mit seinem Schwert durchgehauen habe. Ein Orakel hatte über diesen komplizierten Knoten prophezeit, wer ihn lösen könne, der könne die Herrschaft über Asien erringen.

Eurasien erlebte durch Alexander den Großen und seine Feldzüge tief greifende kulturelle, wirtschaftliche und gesellschaftliche Umbrüche. Nichts war mehr wie zuvor. Alexanders Gefolgsleute konfrontierten die zentralasiatischen Völker mit der griechischen Lebensweise. Umgekehrt kamen Alexanders Heer und Tross nicht nur mit der persischen Lebenswelt, sondern auch mit den lokalen Kulturen Zentralasiens in Kontakt. Die nachhaltigen Wechselwirkungen dieser Begegnung stehen im Mittelpunkt der Ausstellung.

Dabei bietet sie nicht nur Einblicke in den Osten des Alexanderreiches, sondern zeigt auch die kulturelle Vielfalt vor und nach dem Eroberungszug. Die Ausstellungsmacher präsentieren rund 400 Exponate, die teilweise erstmalig in Europa zu sehen sind. Diese veranschaulichen auf beeindruckende Weise den Austausch von griechischer, persischer und zentralasiatischer Kultur. Ein besonderer Höhepunkt der Ausstellung sind Funde der 2008 abgeschlossenen archäologischen Ausgrabung einer Festung in Kurgansol (Usbekistan). In der Festung, die wahrscheinlich von Alexander errichtet wurde, fanden Archäologen zahlreiche Spuren griechischer Kultur, u. a. eine Badewanne, die für diese frühe Zeit bislang nur aus dem Mittelmeerraum bekannt war.

„Das Gold der Steppe - Fürstenschätze jenseits des Alexanderreichs“ als Parallel-Schau

Eine eigens erstellte mediale Inszenierung ermöglicht eine detailgetreue Rekonstruktion der Festung Kurgansol. Weitere Inszenierungen vermitteln dem Besucher einen Eindruck von der immensen Strecke, die Alexander auf seinem Feldzug zurückgelegt hat, und lassen die Metropole Babylon auf faszinierende Art und Weise wiedererstehen. Die einzigartigen und erstaunlichen Kunstobjekte stammen aus den usbekischen Museen in Samarkand, Taschkent, Termes und dem Nationalmuseum der Antike Tadschikistans sowie aus den großen europäischen Museen, wie beispielsweise dem Louvre, dem British Museum, der Eremitage und den Berliner Museen Preußischer Kulturbesitz.

Parallel zur internationalen Sonderausstellung „Alexander der Große und die Öffnung der Welt“ bieten die Reiss-Engelhorn-Museen ihren Besuchern ab dem 26. November 2009 ein weiteres großes Ausstellungserlebnis. Die Schau „Das Gold der Steppe. Fürstenschätze jenseits des Alexanderreichs“ zeigt einzigartige Hinterlassenschaften der Völker, die am Rand des Alexanderreichs, im angrenzenden eurasischen Steppenraum, lebten. Lange vor den Hunnen und Mongolen hielten sich dort Skythen und Sarmaten auf. Diese geheimnisvollen Steppenbewohner haben keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterlassen, dafür aber Artefakte ihrer unglaublich hoch entwickelten Kultur

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Siehe auch Gelesen: „Alexander der Große und seine Feldzüge“.

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