Das kleine Land im Sudkaukasus gilt als Wiege einer der ältesten Kulturen der Menschheit und als der erste christliche Staat uberhaupt. Armenien ist auch uber ein Jahrzehnt nach der Trennung von der Sowjetunion noch immer im Umbruch begriffen. Die Veränderung nach Westen ist klar erkennbar, doch die Realität hinkt dem Traum der Armenier noch weit, sehr weit, hinterher. Es ist “ein Land auf dem Weg“, das Timo Vogt in seiner Ausstellung im Eurasischen Magazin eindrucksvoll darstellt.
Von Timo Vogt
EM – Wie eine riesige Wand erhebt sich der Ararat mit seinen 5.137 Metern über die Stadt Jerewan. Fünfzig Kilometer ist der Gipfel des Vulkankegels von der armenischen Hauptstadt entfernt. Einst soll an den Hängen des Ararats die Arche Noah festgemacht haben. Den christlichen Armeniern ist der Berg daher bis heute heilig. Überall im Lande wird er verehrt, auf Bildern bestaunt, im Fernsehen vermarktet.
Doch die Idylle trügt. Der geliebte Ararat ist den Armeniern zum Greifen nahe und doch unerreichbar. Denn dort wo die Erde langsam zum Gipfelsturm ansetzt, dort am Fuße des Ararats verläuft die geschlossene Staatsgrenze zwischen der Türkei und Armenien. Den Ararat indes stört dies wenig. Der höchste Berg der Türkischen Republik entfaltet seine Pracht über alle Grenzzäune hinweg. Die Gletscher des bewundernden Bergmassivs schweben über der Stadt Jerewan wie die Verheißung einer ungewissen Zukunft.
Zwar gehört der Krieg mit dem Nachbarland Aserbaidschan der dunklen Vergangenheit an, doch ob die Zukunft Armeniens heller wird, ist unsicher. Der Konflikt um die Region Berg Karabach entflammte im Jahr 1991 und harrt bis heute seiner Lösung. Aber auch ohne Krieg hat Armenien mit großen Problemen zu kämpfen: Armut und Korruption, Arbeits- und Perspektivlosigkeit treiben viele Menschen dazu, ihr Land zu verlassen. Sie wollen ihre Chance im Ausland suchen, nur die wenigsten kommen zurück.
Welche Zukunft das Land hat, ist ungewiß – Ausrichtung nach Westen oder Osten, Krieg oder Frieden? Die Verheißung des Ararats muß erst noch entschlüsselt werden.
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Fotoausstellung
Kaukasus
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