Aufstand in der JugendstrafanstaltRUSSLAND

Aufstand in der Jugendstrafanstalt

Bei einem Aufstand in der Jugendstrafanstalt von Kirowgrad im Ural starben vier Menschen. Das Justizministerium sprach von geplanten Unruhen.

Von Ulrich Heyden

E s war eine Nacht des Grauens. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch von sieben jugendlichen Häftlingen war in der Strafkolonie ein Aufstand ausgebrochen. Bei den Unruhen starben drei Menschen, darunter ein Wächter. Sechs Aufseher und zwölf Jugendliche wurden verletzt. Sie mussten in Krankenhäusern eingeliefert werden. Eine Erste-Hilfe-Sanitäterin berichtete gegenüber dem Fernsehkanal ORT, dass sie zahlreiche Jugendliche mit Schusswunden behandelt habe.

An den Unruhen beteiligten sich – so der Leiter der Gefängnisverwaltung des Gebiets Swerdlowsk, Anatoli Polujatkow - 300 der 463 Häftlinge. Die Jugendlichen steckten mehrere Gebäude in Brand, Feuerwehrfahrzeuge wurde mit Steinen beworfen. Dann rückte gepanzerte Fahrzeuge der OMON-Sonderpolizei an. Die Polizisten zerrieben die Aufständischen in mehrere Gruppen. Jugendliche mit kahlgeschorenen Köpfen und Gefängnisaufseher wurden von Erste-Hilfe-Sanitätern medizinisch versorgt. Bereits im August letzten Jahres hatte es in der Jugendstrafanstalt einen Aufstand gegeben. Danach musste der Leiter der Kolonie seinen Posten räumen.

Kampf um Waffen

Nach der offiziellen Darstellungen hatte das Wachpersonal gegen die Flüchtenden Warnschüsse abgegeben. Daraufhin hatten die sieben Jugendlichen versucht, den Wächtern die Waffen zu entwenden. In dieser Situation habe das Wachpersonal auf die Flüchtenden geschossen. 20 Jugendlichen gelang die Flucht. Bis auf zwei seien aber alle wieder eingefangen worden.

Der stellvertretende Leiter der russischen Gefängnisverwaltung, Eduard Petruchin, lobte die Sicherheitskräfte. Diesen hätten mit „hohem professionellem Niveau“ reagiert. Von den 463 Jugendlichen, säßen 365 eine Strafe wegen Raub oder Mord ab. Ihre Psyche sei „nicht ausgeglichen.“ Der Gouverneur des Gebietes Swerdlowsk, Eduard Rossel, erklärte dagegen, die Mitarbeiter des Gefängnisses hätten „versagt“. Ein Massenausbruch der fast 500 Jugendlichen sei nur durch den Einsatz der herbeigerufenen Polizei verhindert worden.

Der stellvertretende Leiter der Gefängnisverwaltung erklärte, die Unruhen sein ausgebrochen, weil einige Jugendliche, die das 18. Lebensjahr erreicht hatten, nicht in die Strafkolonie für erwachsene Männer wechseln wollten, wo die Haftbedingungen härter sind. Ein Sprecher des  Justizministeriums erklärte, die Jugendlichen hätten für ihren Ausbruchsversuch absichtlich die Nacht gewählt, weil sich zu diesem Zeitpunkt Frauen die Wache übernommen hatten.

Menschenrechtler beklagen unhaltbare Zustände

Der Leiter der Menschenrechtsorganisation „Für Menschenrechte“, Lew Ponomarjow, erklärte, die Situation in den russischen Gefängnissen verschlechtere sich immer mehr. Das sei schon ein „nationales Problem“. Aus den Strafkolonien kämen „Gewalt, Intoleranz und Brutalität.“ In den 90er Jahren hätten Menschenrechtler und Journalisten Zugang zu den Kolonien gehabt. Sie hätten Probleme aufdecken und Protestaktionen verhindern können. Das sei heute nicht mehr möglich. In 40 russischen Strafkolonien würden die Rechte der Gefangenen „auf das Gröbste“ verletzt. „Die Verwaltung löst alle Problem mit Gewalt.“ Dadurch komme es immer wieder zu Aufständen.

Zur Aufklärung der Vorfälle schickte Justizminister Wladimir Ustinow eine hochrangige Experten-Kommission in die Strafkolonie. Generalstaatsanwalt Juri Tschaika nahm die Untersuchung der Vorfälle unter seine persönliche Kontrolle.

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