Delikatessen aus Sibirien für die europäische FesttafelWEIHNACHTEN 2005

Delikatessen aus Sibirien für die europäische Festtafel

Delikatessen aus Sibirien für die europäische Festtafel

Die Importzahlen für Spezialitäten aus den Wäldern der Taiga sind europaweit kräftig gestiegen. Besonders zur Weihnachtszeit sind die schmackhaften Zutaten aus dem Osten heißbegehrt.

Von Hans Wagner

Ein Weihnachtspräsent aus Sibirien. Sonderangebot des Importeurs Sojnikow aus Frankeneck  
Ein Weihnachtspräsent aus Sibirien. Sonderangebot des Importeurs Sojnikow aus Frankeneck  

S mporteure aus Westeuropa haben den reichhaltigen Naturgarten des russischen Ostens entdeckt: Getrocknete Pilze, tiefgekühlte Waldbeeren, getrocknetes oder in Salzlake eingelegtes Farnkraut. Auch Heilkräuter, wie die Maral-Wurzel oder die Goldenwurzel kommen heute so selbstverständlich aus Sibirien wie Birken- und Nadelsperrholz. Vor allem aber Sibirische Zedernüsse aus der Taiga und das daraus gewonnene heilkräftige Zedernußöl. (Vergl. EM 10-05).

Zedernußprodukte finden besonders jetzt zur Weihnachtszeit ihren Weg in die Küchen Europas, weil man raffinierte und herzhafte Gerichte mit ihnen zaubern kann. Und wegen ihrer Heilwirkung werden sie von westlichen Ärzten und Heilpraktikern geschätzt. Laut Statistischem Bundesamt und EUROSTAT haben sich die Einfuhren nach Deutschland in den vergangenen fünf Jahren mehr als versechzigfacht, in die EU sind sie auf nahezu das Doppelte angestiegen. Im Jahr 2000 betrugen die Lieferungen in die Bundesrepublik noch 0,8 Tonnen, 2004 waren es 50,5 Tonnen. In die EU stiegen die Zedernuß-Einfuhren  von 74 Tonnen im Jahr 2000 auf 128 Tonnen im Jahr 2004. Der Gesamtwert der importierten Zedernüsse in die EU betrug 2004 knapp eine halbe Million Euro, der Wert der deutschen Zedernuß-Importe nahezu 100.000 Euro.

Zedernüsse sind eine Art Natur-Viagra aus der Taiga

Bei den Zedernüssen handelt es sich um die Samen der „Pinus sibirica“, einer Zirbelkiefernart, die vor allem in den riesigen Naturwäldern der Taiga wächst und bis zu 1000 Jahre alt wird. Die Zedernzapfen werden in Handarbeit vom Waldboden aufgelesen. Ihre Nüsse kommen als biozertifiziertes Naturprodukt in den Handel. Einheimische Sammler in Sibirien dürfen 30 Kilogramm Nüsse gebührenfrei auflesen, auf jedes weitere Kilo steht eine Abgabe von drei Rubel. Zwischen 30 und 50 Rubel (etwa 1 bis 1,50 Euro) pro Kilo erhalten die Sammler derzeit von ihren Abnehmern. Auf dem Markt in Moskau beträgt der Preis für die kostbaren Nüsse bereits 280 Rubel, umgerechnet knapp zehn Euro pro Kilo. In Deutschland bezahlt man im Reformhaus für 100 Gramm 4,80 Euro.

Zedernüsse und das daraus gewonnene Öl sind wahre Cholesterinkiller. Sie senken den Blutdruck und die Zuckerwerte, wie eine Studie der Medizinischen Akadamie von St. Petersburg kürzlich ergeben hat. Zedernüsse und Zedernußöl enthalten über 90 Prozent mehrfach ungesättigte Fettsäuren. In der russischen Volksmedizin finden sie seit Jahrhunderten Anwendung bei Hautallergien, Leberzirrhose, Magengeschwüren und Sodbrennen. Sie sollen die Abwehrkräfte des Körpers stärken, die Blutzirkulation fördern und die Potenz stärken – als eine Art Natur-Viagra aus der Taiga.

Chinesische Händler kaufen in Sibirien Zedernüsse zu fast jedem Preis

Aus den Zedernüssen kann man eine wohlschmeckende Milch bereiten. Das Öl der Zedernuüsse ist sehr leicht und eignet sich gut für Salate und die feine Küche. Das bei der Kaltpressung anfallende Mehl findet Verwendung beim Backen. Angeblich soll Moskaus OB Jurij Luschkow eine Schwäche für Pfannkuchen (auf Russisch „Bliny“) aus Zedernußmehl haben.

Elf Tonnen Zedernüsse importiert Aleksandr Sojnikow aus Frankeneck an der Weinstraße dieses Jahr aus dem Altaigebirge. Er bietet zur Weihnachtszeit auch eine besondere Spezialität an: Sogenante Zedernsplitter – das sind Zedernüsse mit verschiedenen Schoko-Überzügen. Ein 50-Gramm-Beutelchen kostet 2,50 Euro. Es handelt sich um eine besondere russische Leckerei, die man sich zu Weihnachten einmal leisten sollte (www.verlag-wega.de), zumal sie ausgesprochen gesund ist.

Neuerdings ist ein scharfer internationaler Konkurrenzkampf um die begehrten Zedernüsse entstanden. Chinesische Händler drängen als Abnehmer äußerst aggressiv auf den Markt. „Sie kaufen bereits 50 Prozent der Jahresernte“, berichtet Daniil Tantibarow, Förster aus dem sibirischen Ort Kujus, der die Zedernußlese vor Ort kontrolliert. Ein sibirischer Zedernußhändler erzählt: „Im Gegensatz zu den Russen verhandeln die Chinesen nicht, sondern kaufen für ihre Naturmedizin TCM und zur Potenzstärkung die Ware um jeden Preis.“

Ernährung Russland

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