13.01.2023 14:10:35
REISEN IN EUROPA
Von Johann von Arnsberg
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Chinesische Touristen - bald auch zunehmend außerhalb der eigenen Grenzen? |
EM - Die chinesische Regierung hat die Reisebeschränkungen für ihre Bevölkerung weiter gelockert. Seit dieser Woche dürfen Touristen aus dem Reich der Mitte viele Länder in Europa anfliegen, die bislang tabu waren. Alle sogenannten Schengen-Staaten wie beispielsweise Frankreich, Italien, die Schweiz, Spanien, Schweden und Griechenland, erhalten die sogenannte ADS-Bewilligung (Approval Destination Status) und sind damit anerkannte Tourismusziele. Deutschland hatte als erster Staat der Europäischen Union schon vor zwei Jahren diesen Status erhalten und war damit zum offiziellen Reiseland für chinesische Pauschaltouristen ausgewiesen worden. Die jetzt erfolgte Freigabe ist die wichtigste, seit Peking Anfang der 80er Jahre erstmals die Bestimmungen für Auslandsreisen gelockert hatte.
Reisende aus China benötigen künftig nur noch das ADS-Visum. Damit können sie alle Länder Europas besuchen, die sich dem Schengener Abkommen angeschlossen haben. Eine Europareise wird so für Touristen aus China wesentlich unkomplizierter und damit noch weit interessanter als bisher. Eine Vorliebe der chinesischen Gäste ist es, Europa in zehn Tagen zu erleben. Die Chance, solche Pläne in die Tat umzusetzen, ist nun gegeben, so daß in Zukunft die Touristenströme aus China kräftig anschwellen dürften.
Das Reiseunternehmen TUI organisiert für abenteuerlustige Chinesen aus dem Reich der Mitte sogenannte Selfdrive-Touren. Mit gemieteten Wagen von Audi, BMW, Porsche, Volkswagen oder Mercedes brettern sie über die Autobahnen zwischen Berlin und Innsbruck. Der Streß, der Stau, der Rausch der Geschwindigkeit haben es den Gästen aus China offenbar angetan. Was für Autofahrer hierzulande oft ein notwendiges Übel ist, um ans Urlaubsziel zu gelangen, bedeutet für chinesische Touristen das eigentliche Ferienerlebnis. Der Weg ist das Ziel, so lautet die Devise. Es muß für einige ein langgehegter Traum sein, endlich einmal über richtige Autobahnen zu rauschen und das Gaspedal bis zum Anschlag durchzutreten.
Die erste Gruppe, die TUI willkommen hieß, kam nach Informationen des Reiseveranstalters aus Chongqing, der Stadt am südwestlichen Ende des Drei-Schluchten-Stausees, dem größten Stadtbezirk der Welt. (Vgl.: EM 07-02 "China: Der größte Staudamm der Welt zähmt Eurasiens längsten Fluß").
Sechs Tage lang legte die Reisegruppe im Konvoi Tausende von Kilometern zurück. Ein paar Sehenswürdigkeiten wurden am Rande auch abgeklappert: Rothenburg, das Münchner Hofbräuhaus, Hugo Boss im schwäbischen Metzingen, der Wolfgangsee, Innsbruck, die Autoschmiede Daimler in Sindelfingen. Aber das Wesentliche war nach Beobachtungen der Reiseleiter eindeutig die freie Fahrt.
Bevor sich die chinesischen Touristen auf die deutschen Autobahnen wagen durften, mußten sie zu Hause ein Vorbereitungsseminar besuchen, in dem sie mit deutschen Verkehrsverhältnissen und der Straßenverkehrsordnung vertraut gemacht wurden. Sie lernten mit einem Navigationssystem umzugehen und wie man den Kontakt zur Kolonne nicht verliert.
Etwa 3.000 Euro mußten die autobegeisterten Chinesen für ihre einwöchige Rundreise bezahlen. Dafür bekamen sie den Mietwagen gestellt, inbegriffen waren auch der Flug und das Hotel mit Frühstück. Benzin, Besichtigungen und auch Verpflegung mußten sie selbst bezahlen.
Geld spielt keine Rolle. Die Besserverdienenden aus dem neuen Wirtschaftswunderland China geben es mit vollen Händen aus. Allein bei Hugo Boss sollen einige noch zusätzlich 10.000 Euro gelassen haben, um sich mal eben neu einzukleiden, erzählen die Veranstalter.
Eine Erfahrung mit den bislang nach Europa gekommenen Touristen aus China lautet: Chinesen knausern nicht. Mit rund 200 Euro pro Tag geben sie deutlich mehr aus als europäische Gäste. Der Reiseveranstalter TUI hat deshalb nicht umsonst mit dem größten chinesischen Reiseveranstalter CTS im vergangenen Jahr den Ableger TUI China gegründet, der die Chinesen mit Pauschalangeboten in hellen Scharen nach Europa locken soll.
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