09.08.2023 13:11:56
GELESEN
Von Eberhart Wagenknecht
„Die Kelten“ von Martin Kuckenburg |
ie Kelten sind eines der geheimnisvollsten Völker Europas. Ihre Herkunft ist immer noch von einem undurchdringlichen Dunkel umgeben. Sie „stammen, nach allem was wir heute wissen, keineswegs aus einer einzigen ethnischen Wurzel und sie bildeten erst recht niemals ein homogenes Staatsvolk oder auch nur eine politische Föderation im modernen Sinne.“ So fasst Martin Kuckenburg den heutigen Stand der Keltenforschung knapp zusammen. Nur einmal im Laufe ihrer überlieferten Geschichte – nämlich am Ende des Krieges gegen Cäsars Okkupationsarmee – hätten sie für kurze Zeit als politisch einheitliche Kraft agiert.
Ihre Kultur erstreckte sich im „letzten vorchristlichen Jahrtausend über weite Teile Europas…In ihren kontinentalen Kerngebieten wurde sie unmittelbar vor dem Beginn unserer Zeitrechnung von den expansiven und militärisch überlegenen Römern und Germanen zerschlagen und erlosch in der Folge fast vollständig.“ (Vgl. dazu EM 08-2010 „Der Staffelberg: Seine Steine raunen von Menosgada“).
Nur an der Peripherie ihres Verbreitungsgebietes – am nordwestlichen, ‚atlantischen‘ Rand Europas – habe sich in insularer Abgeschiedenheit Keltisches erhalten können. In Irland zum Beispiel.
Siedlungen, Siedlungsgebiete und Siedlungsweise der Kelten beschreibt Kuckenburg in seinem reich bebilderten und sehr ambitionierten Band, der 2010 als überarbeitete und erweiterte Neuauflage der früheren Ausgabe „Kelten in Mitteleuropa“ (2004) bei Theiss erschienen ist.
Die großen keltischen Wanderungen führten die Stämme von Mitteleuropa, wo ihre Kultur den Ursprung hatte, im Westen nach Frankreich und Spanien (Keltiberer), nach Italien und bis ins Schwarzmeergebiet. Sie tauchten auf dem Balkan auf und kamen bis vor Delphi, sie besetzten Rom und folgten offenbar den Verlockungen von Drogen, die sich aus Trauben und Feigen herstellen ließen. Mit Überlieferungen zu dieser speziellen Wanderlust auf den Rauschmittelrouten zitiert Kuckenburg Schriften, die Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) verfasst hat. Er stellt die Verlockungen des Südens als Auswanderungsmotiv der mitteleuropäischen Kelten in den Vordergrund.
Auch Plutarch (ca. 45 n. Chr. bis ca. 105 n. Chr.) wird in dieser Hinsicht zitiert. Die Kelten hätten „vom Wein gekostet“, der aus Italien eingeführt wurde „und hätten den Trank so bewundert, dass sie ihre Waffen ergriffen, […] zu den Alpen zogen und jenes Land suchten, welches eine derartige Frucht hervorbringt.“
Kuckenburg schildert Bewaffnung und Kampfweise der Kelten. Und er beschreibt die Hinterlassenschaft der Kelten im urbanen Bereich: Die Oppida, die ältesten Städte Mitteleuropas. Verbunden waren diese Siedlungen durch Handelswege, die auch weit nach Süden führten und heute noch durch konzentrierte Funde von Weinamphoren kartiert werden können. Kuckenburg lässt den Leser an der Welt dieser sagenumwobenen Stämme teilhaben, beschreibt wie sie lebten, was sie glaubten, wie sie kämpften und untergingen.
Spektakuläre Funde keltischer Fürstengräber mit wertvollen Beigaben und neue Forschungen zu frühen Fürstensitzen haben in den letzten Jahren das Interesse an der geheimnisvollen Kultur der Hügelgräber und Druiden, an den Barden und der Artussage immer wieder angefacht. Auch außerhalb der Ursprungsregion der Kelten hat die Forschung Aufsehen erregende Fortschritte gemacht, vor allem in den Siedlungsgebieten vom Balkan bis zum Schwarzen Meer, der Türkei und den Britischen Inseln. Die Kelten standen an der Schwelle zur Hochkultur. Dieser prächtige Band stellt sie in allen Facetten vor. Kuckenburg beschreibt ausführlich die Blütezeit ihrer mittelalterlichen Kunst, die Kelten-Begeisterung der Romantik und ihre Wirkung bis in die Gegenwart.
*
Rezension zu: „Die Kelten“ von Martin Kuckenburg, Theiss Verlag, September 2010, 238 Seiten, reich illustriert, Format 29,4 x 25 x 2 cm, 39,90 Euro, ISBN-13: 978-3806222746.
Im Eurasischen Magazin sind bereits zahlreiche Beiträge über die Kelten erschienen, die Sie in unserer Suchfunktion leicht aufspüren können. Auch über ein keltisches Oppidum haben wir erst kürzlich berichtet. Titel: „EURASISCHE SPIRITUALITÄT - Der Staffelberg. Seine Steine raunen von Menosgada“ - Auf dem heiligen Berg der Franken stand einst das keltische Oppidum Menosgada, das der griechische Mathematiker und Geograph Ptolemäus vor knapp zwei Jahrtausenden in seiner Weltkarte verewigt hat. Noch heute wird von dieser Keltenburg und ihrer eindrucksvollen Vergangenheit gesungen. EM 08-2010.
Zum großen Thema der Eurasischen Spiritualität siehe folgende Quellen und Veröffentlichungen im EURASISCHEN MAGAZIN:
EM 10-2010 „Eurasische Spiritualität – vom Heidenpfad zum Heidenschwanz“. |
09.08.2023 13:11:56
29.07.2023 10:14:12
13.01.2023 14:10:35
08.07.2022 17:15:55
18.05.2022 09:35:41
14.05.2022 12:09:22
11.04.2022 14:21:21
19.03.2022 10:08:25
16.07.2021 13:38:36
22.03.2021 21:36:33