Die Stauferkaiser – eine Dynastie wird besichtigtAUSSTELLUNG

Die Stauferkaiser – eine Dynastie wird besichtigt

Die Stauferkaiser – eine Dynastie wird besichtigt

Sie waren das bedeutendste europäische Herrschergeschlecht des 12. und 13. Jahrhunderts. Ihre Namen haben bis auf den heutigen Tag ehernen Klang: Von Konrad III. über Friedrich I. Barbarossa bis Friedrich II. Der letzte, Konradin, wurde in Neapel öffentlich enthauptet.

Von Johann von Arnsberg

W er bei gutem Wetter auf der Autobahn von Ost nach West über die Schwäbische Alb fährt, kann rechts den Ursprungsort sehen, aus dem die Kaisergene der Staufer kommen und links die Mauern, in denen ein  Pool der britischen Königsgene seinen Ursprung hat.  Der Hohenstaufen zur Rechten trug die Stammburg der Staufer. Und hoch über Owen und Kirchheim/Teck auf der linken Seite liegt die gleichnamige Burg Teck, von der die Herzogin von Teck abstammt. Und das ist keine geringere als die heutige Königin von England Elisabeth II.

Die Schwaben können zwar kein Hochdeutsch, aber nachdem alte Gene neuerdings  wieder als besonders bedeutsam diskutiert werden, bräuchte man auch die Stauferkaiser und das britische Königshaus zumindest nicht zu verschweigen, wenn man von den Schwabengenen reden möchte.  – Die Hohenzollern mit dem späteren deutschen  Kaiser Wilhelm sind ebenfalls schwäbischen Ursprungs.

Die Staufer waren es, die im 12. und 13. Jahrhundert die Geschichte und Geschicke in Europa geprägt haben. Friedrich I. Barbarossa, Heinrich VI. oder Friedrich II. gehören bis heute zu den bekanntesten Königs- und Kaisergestalten des Mittelalters. Sie kommen aus der  Rhein-Main-Neckar-Region, haben in Oberitalien regiert und sogar im ehemaligen normannischen Königreich Sizilien. Wie die Staufer in diesen Regionen agierten, zeigt eine ambitionierte Ausstellung im „Zeughaus“ der Reis-Engelhorn-Museen zu Mannheim seit 19.September 2010 und noch bis zum 20. Februar 2011.

Neun Staufer – der höchste Glanz des Mittelalters

Die neun staufischen Herrscher von Konrad III. (1138–1152) bis Konradin (1262–1268) gestalteten  die europäische Geschichte des Hochmittelalters entscheidend. Eingesetzt als schwäbische Herzöge, gewählt zu römischen Königen und erhoben in den Rang römischer Kaiser standen die Staufer an der Spitze der mittelalterlichen Hierarchie und regierten darüber hinaus auch als normannische Könige und Erben des Königreichs Jerusalem bisweilen weite Teile des christlichen Abendlandes. Die Ausstellung will sowohl den Wurzeln der Familie im 11. Jahrhundert nachspüren als auch  dem Aufstieg in den höchsten Rang des Reiches.

Die Staufer herrschten über eine ständig wachsende Bevölkerungszahl im aufstrebenden Mittel - und Südeuropa. Es war ihr Jahrhundert und während der Regentschaft ihres Hauses änderte Europa sein Gesicht. Neues Wissen wurde angehäuft, in der Kunst entstanden viele kreative Ausdrucksformen und in den Burgen und Schlössern zwischen Sizilien und der Nord- und Ostsee  entfaltete sich höfisches Leben in ungeahnter Pracht. All dies versucht die Ausstellung über das bedeutendste europäische Herrschergeschlecht des 12. und 13. Jahrhunderts in dieser großen kulturgeschichtlichen Ausstellung zu vermitteln. Mehr als 530 Exponate werden in der Staufer-Ausstellung gezeigt. Vor allem sizilisch-apulische Skulpturen und viele Münzen. Dazu Grabsteine aus Sizilien und Miniaturen wissenschaftlicher Handschriften.

„Römisch deutscher Kaiser, König von Sizilien und Jerusalem, Erster nach Gott“

Eine besondere Kostbarkeit ist der Krönungsmantel von Kaiser Friedrich II. Seine Zeitgenossen nannten den Herrscher „stupor mundi - das Erstaunen der Welt“. Friedrich war hochgebildet und beherrschte mehrere Sprachen: Neben seiner Muttersprache Italienisch auch Lateinisch und Deutsch. Dazu soll er über gute Kenntnisse im Arabischen verfügt haben. Er wird in Italien bis heute als Nationalheiliger verehrt.

Zu den Raritäten gehört auch eine Zahn-Reliquie von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, dem Rotbart, über den die Legende sagt, er sei niemals gestorben, sondern ruhe im Kyffhäuser, bis er sozusagen wieder gebraucht werde.

Man wird an viele dieser Schauplätze geführt, die vom sizilianischen Palermo bis Bad Wimpfen am Neckar, von den drei Kaiserbergen der Schwäbischen Alb bis nach Genua und vom thüringischen Kyffhäusergebirge bis Castel del Monte in Apulien reichen.

In letzterem frönte Friedrich II. seiner Leidenschaft des Jagens mit Falken. Das Castel war Jagdschloss und Rückzugsraum des Stauferkaisers über den hunderte von Büchern verfasst wurden. Noch in den achtziger Jahren widmete ihm Horst Stern, Journalist und Tierfilmer den Titel „Mann aus Apulien“. Im Untertitel erfährt man, dass es um Friedrich den II. ging, „römisch deutscher Kaiser, König von Sizilien und Jerusalem, Erster nach Gott“, der über „die wahre Natur des Menschen und der Tiere“ geschrieben habe. Heute ziert sein Castel   die Rückseiten italienischer 1-Cent-Stücke.

Bereits in der ersten Woche verzeichnete die  Staufer-Ausstellung in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen über 10.000 Besucher. Schon 1.000 Reisegruppen aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland haben sich für eine Ausstellungsführung angemeldet.

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Weitere Informationen: www.staufer2010.de

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