Entsteht in Spanien der drittgrößte Energiekonzern Europas?FUSIONEN AUF DEM MARKT DER STROM- UND GASVERSORGER

Entsteht in Spanien der drittgrößte Energiekonzern Europas?

Der Energiemarkt auf der iberischen Halbinsel verspricht hohe Wachstumschancen – europaweit werden nur wenige große Versorger für Strom und Gas überleben

Von Johann von Arnsberg

EM - Spaniens zweitgrößter Stromversorger Iberdrola könnte in Kürze von Gas Natural, dem führenden Gasunternehmen des Landes, geschluckt werden. Völlig überraschend gab der Gasmonopolist Mitte März bekannt, daß er eine Übernahmeofferte im Wert von 15 Milliarden Euro für Iberdrola plant, um endlich auch auf dem attraktiven spanischen Strommarkt Fuß zu fassen.

Gas Natural, hinter dem der Mineralölkonzern Repsol (das zweitgrößte Unternehmen Spaniens hinter Telefónica) und Spaniens größte Sparkasse La Caixa stehen, hatte bereits im November 1999 einen ähnlichen Vorstoß gewagt, der jedoch von den Großaktionären des Iberdrola-Konzerns, allen voran der Großbank Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA), verhindert wurde.

Analysten in Spanien meinen laut einem Bericht der „Financial Times Deutschland“, daß die beiden Unternehmen Iberdrola und Gas Natural durchaus zusammenpaßten, oder - in der Analystensprache - „komplementär“ seien. Das Strom- und Gasgeschäft in Spanien wachse immer enger zusammen. Mit der Fusion der beiden Unternehmen würde der drittgrößte Energiekonzern Europas entstehen.

Mit der Liberalisierung des spanischen Strom- und Gasmarktes zum Jahresbeginn könnten nach Einschätzung führender europäischer Wirtschaftsforschungsinstitute in den nächsten Monaten weitere Übernahmeversuche oder internationale Allianzen folgen. Denn für den iberischen Energiemarkt seien in den nächsten Jahren Wachstumsraten von über fünf Prozent angesagt, was deutlich über dem EU-Durchschnitt liege.

Mega-Fusionen bestimmen die Energiewirtschaft

Nach Einschätzung des Chefs der Rheinisch-Westfälischen-Energie AG (RWE), Dietmar Kuhnt, werden weitere Fusionen auf dem europäischen Energiemarkt dazu führen, daß nur wenige große Unternehmen übrigbleiben. Kuhnt gegenüber der Tageszeitung Die Welt: „Am Ende werden wir fünf, sechs Unternehmen in Europa haben. Dazu gehören sicherlich RWE, Eon, EdF aus Frankreich, Endesa und Iberdrola aus Spanien und Suez aus Frankreich.“

Die Übernahme der deutschen Ruhrgas AG durch die E.ON Energie AG ist nach Ansicht von Marktforschern nur ein prominentes Beispiel dafür, daß im Moment eine Konzentrationswelle über die internationalen Energiemärkte rollt. Nach einer Marktanalyse der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) sind weltweit allein im zweiten Quartal des Jahres 2002 bei Strom- und Gaskonzernen 127 Fusionen und Übernahmen mit einem Gesamtwert von 36,9 Milliarden Dollar durchgeführt worden. Dies bedeute eine Steigerung von über 60 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Insbesondere in Europa fände zur Zeit eine Bereinigung der nationalen Märkte statt.

Europa Wirtschaft

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