Erste eurasische Kooperation im FlugzeugbauDEUTSCHLAND-CHINA

Erste eurasische Kooperation im Flugzeugbau

Erste eurasische Kooperation im Flugzeugbau

Investoren aus der Volksrepublik China helfen dem Regionalflugzeug Do 728 wieder in die Lufte – uber 500 Neueinstellungen sind dafur bei Fairchild Dornier geplant – Bauteile sollen verstärkt aus Asien kommen – das Unternehmen rechnet mit Bestellungen aus dem Fluglinien-Netzwerk Star Alliance.

Von Johann von Arnsberg

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2002 wollte die Lufthansa die ersten von 60 bestelltenDo 728jets in Dienst stellen.  

EM - Die chinesische Investorengruppe D'Long hat aus derInsolvenzmasse des Flugzeugbauers Fairchild Dornier in Oberpfaffenhofen beiMünchen das Entwicklungsprogramm für den Reginonaljet Do 728 übernommen.Die Kaufverträge wurden bereits vor einiger Zeit unterzeichnet. Jetztsteht auch die Planung für das Projekt zum Bau eines 70- bis 85-sitzigenRegionalflugzeugs. In zwei oder drei Monaten sollen die Zulieferer fürdas Modell 728 feststehen, erklärte Jonathan Chu, Geschäftsführervon D‘Long. Seine Gruppe verfügt über enge Verbindungen zum chinesischenFlugzeugbauer Xian Aircraft Manufacturing. Damit ist die chinesische Luftfahrtindustrieerstmals an einem europäischen Flugzeugunternehmen beteiligt.

Der früher weltweit drittgrößte Regionalflugzeugbauer FairchildDornier hatte im April 2002 Insolvenzantrag gestellt. Ende 2002 war der Traditionskonzernzerschlagen worden. Sein Flugzeug-Projekt 728 war von der D'Long-Gruppe gekauftworden.

Bis 2006 soll die Mitarbeiterzahl von derzeit 40 auf 600 erhöht werden.Die Endmontage für das Flugzeug wird in Oberpfaffenhofen erfolgen. „Esbleibt ein deutsches Flugzeug“, sagte Chu der Financial Times Deutschland.Ein Teil der Bauelemente, die früher von europäischen Zulieferernkamen, sollen allerdings künftig von Betrieben in Korea oder China geliefertwerden. An den Systemzulieferern, wie dem US-Triebwerksbauer General Electricoder der ebenfalls amerikanischen Firma Avionic von Honeywell InternationalInc., werde festgehalten. In zwei bis drei Monaten stehe der Finanzierungsplan,hieß es.

Noch in diesem Jahr soll die Do 728 abheben

Die chinesischen Eigentümer machen Dampf. Noch im Jahr 2004 soll die728 abheben. „Der Erstflug ist zwischen September und November 2004 geplant.2006 soll dann die Kundenauslieferung und die Serienproduktion anlaufen“, erklärteJonathan Chu.

Die 1986 gegründete D‘Long-Investmentgruppe ist nach eigenen Angabeneine der größten privaten chinesischen Unternehmensgruppen und widmetsich vor allem der Privatisierung und Restrukturierung chinesischer Unternehmen.Um die eigenen Investitionen in Oberpfaffenhofen zu begrenzen, führt D'Longjetzt auch Gespräche über eine Änderung der Gesellschafterstruktur. „Wirkönnen uns vorstellen, daß sich weitere Partner aus der Industriean Fairchild Dornier beteiligen oder auch aus der Finanzwelt“, sagte Chu.

Neben dem 728-Modell wird Kunden auch das größere Modell 928 (95-100 Sitze) angeboten. Der Neustart der 928er-Entwicklung soll noch vor derersten 728er-Auslieferung 2006 erfolgen. Als Kunden sieht Chu nach wie vorInteresse aus dem Bestellerkreis, der auch vor der Insolvenz Maschinen bestellenwollte. Weil das 728er-Modell in Absprache mit Unternehmen der Star Alliance,wie beispielsweise der Lufthansa, konzipiert wurde, sei dieses Bündnisein potenzieller Kunde.

Unter dem alten Management war diese Modellerweiterung tabu. Denn mit größerenModellen wäre Fairchild Dornier in direkte Konkurrenz zu den kleinerenAirbus-Maschinen getreten. Da sich das Unternehmen aber jahrelang durch Teile-Fertigungfür Airbus über Wasser hielt, waren dem Oberpfaffenhofener Unternehmendie Hände gebunden – es hätte den Verlust der lukrativen Aufträgeriskiert. Diese Fesselung an das Airbusgeschäft hat nach Branchenkennerndann allerdings die Pleite erst herbeigeführt, weil es mit nur einem Flugzeugden Konkurrenten aus Kanada und Brasilien nicht mehr paroli bieten konnte.Heute hat ein schweizerisches Unternehmen die Teile-Fertigung für Airbus übernommenund Fairchild Dornier braucht keine derartigen Rücksichten mehr zu nehmen.

Ringen um Aufträge von Star Alliance

Star Alliance ist die größte Allianz von Fluggesellschaften weltweit.Dem 1997 gegründeten Zusammenschluß gehören 15 renommierteFluglinien an, die täglich rund 700 Flughäfen in fast 130 Ländernder Welt anfliegen. Pro Tag werden von diesen Fluglinien mehr als 12.700 Flügemit mehr als 2.000 Flugzeugen durchgeführt.

Die vier Star Alliance-Mitglieder Lufthansa, SAS, Austrian Airlines und AirCanada wollen 250 Regionalflugzeuge anschaffen. Neben Fairchild Dornier gehörender kanadische Flugzeugbauer Bombardier, der brasilianische Hersteller Embraer,Airbus und Boeing zu den Konkurrenten um diesen Großauftrag.

Hauptabsatzmärkte für das neue Flugzeug sollen Chu zufolge Europaund die USA sein. An Verkäufe nach Asien sei derzeit nicht gedacht. Dieneuen Eigentümer aus China zeigen Ehrgeiz: Sie wollen eine ganze Flugzeugfamiliebauen. Zur 70-sitzigen 728 soll sich neben einer kleineren 50-sitzigen Maschinebald die 928 mit 90 Sitzen gesellen

Der Name Dornier hat unter Flugzeugbauern weltweit einen guten Klang

Mit der Do 728 wird in Kürze wieder ein Flieger abheben, dessen Nameeinen weltweit hervorragenden Klang hat. Dornier gehörte zu Beginn deszwanzigsten Jahrhunderts zu den bekanntesten und erfolgreichsten deutschenFlugzeugbauern. Berühmt wurde das 1922 entwickelte zweimotorige Flugboot „Dornier-Wal“,mit dem zahlreiche Erstüberquerungen von Ozeanen glückten. In demzwölfmotorigen Riesenflugboot Do-X von 1928 gelang die Überquerungdas Südatlantiks in Rekordzeit.

Aufgrund ihrer Zuverlässigkeit wurden Dornier-Flugzeuge schon in den30er Jahren von der Lufthansa für Transatlantikflüge eingesetzt.Im Dritten Reich als Wehrwirtschaftsführer tätig entwickelte Dornier1937 die Do-17, welche bald „der fliegende Bleistift“ genannt wurde.DiesesModell und seine Variante Do-217 und Do-215 dienten dem Deutschen Reich imII. Weltkrieg als Aufklärungs- und Kampfflugzeuge. Nach 1945 übersiedelteDornier mit seinem Unternehmen wegen der Produktionsbeschränkungen inDeutschland nach Spanien. Mit den Kurzstartflugzeugen Do-27 und Do-28 sowieden Senkrechtstartern Do-29 und Do-31 konnte das Unternehmen recht bald anseine früheren Erfolge anknüpfen.

Mit dem Einstieg des amerikanischen Flugzeugbauers Fairchild im Jahr 1996wurde die Firma Dornier in Fairchild Dornier umbenannt. FirmengründerClaudius Dornier, dem 1914 die Konstruktion des ersten Gesamtmetallflugzeugsgelang, war1969 in dem Städtchen Zug in der Schweiz gestorben.

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