Europa zwischen freiheitlich-konservativem Widerstand und linksliberal-globalistischem Establishment Teil 2METAPOLITIK

„Ohne die Übernahme der kulturellen Macht ist keine Übernahme, Erhaltung oder Vermehrung der politischen Macht möglich“

Europa zwischen freiheitlich-konservativem Widerstand und linksliberal-globalistischem Establishment Teil 2

Europa zwischen freiheitlich-konservativem Widerstand und linksliberal-globalistischem Establishment - Eine (meta-)politische Analyse der Ergebnisse und Folgen der Europawahl 2019

Von Roland Chr. Hoffmann-Plesch und Anna-Maria Hoffmann-Plesch | 23.02.2020

Teil II: Metapolitische Aspekte
Teil II.1: Weltanschaulich-ideologische und metapolitische Grundrisse

Weltanschaulich-ideologische und metapolitische Grundrisse

Wir haben im Teil I. dieser Mini-Studie einige politische Aspekte der historischen Europawahl 2019 analysiert (veröffentlicht hier) und die zwei großen gegnerischen Lager, die sich bei dieser Wahl deutlicher als alle anderen Teilnehmer profiliert haben, das linksliberal-globalistische Establishment und die freiheitlich-konservativen Oppositionellen – bereits thematisiert.

Nun werden wir im Teil II. versuchen, einige metapolitische Aspekte des immer schärfer werdenden Konfliktes zwischen diesen beiden Gegnern samt ihren Politik-, Gesellschafts- und Kulturmodellen zu durchleuchten. Zuerst werden wir im Teil II.1. die weltanschaulich-ideologischen und metapolitischen Grundrisse analysieren, welche die Motivation und die Ziele der beiden „Kriegsparteien“ verständlicher machen sollen.

Antonio Gramsci (1891-1937) italienischer marxistischer Philosoph, Journalist und Politiker – einer der Vordenken der kommunistischen bzw. linksliberalen Metapolitik; Postkarte (Quelle)

Ideologie und Weltanschauung

1. Die Ideologie

Nach Platon sind „Ideen“ Urbilder der Dinge ‒ das wahre, ursprüngliche und vollkommene Seiende ‒ sie sind somit Urbilder der realen Welt. Für Kant ist Idee ein regulatives Prinzip, das keine schöpferische, sondern nur „praktische Kraft“ hat, wobei die höchste Idee das „Ideal“ ist. Mit der Französischen Revolution und der Aufklärungsphilosophie verlor die Idee ihren ursprünglichen Sinn als Seins- und Wertprinzip der Wirklichkeit und wurde als Gedanke, Meinung, Entwurf oder unbestimmte Vorstellung gedeutet. Schließlich wurde sie unter dem Einfluss des Sensualismus und des Materialismus in einem System des „science des idées“, der „Ideologie“ eigebettet. Aus diesem eher szientistisch-rationalistisch geprägten System wurde sie herausgeholt und für die Gestaltung des praktischen, wie auch politischen Lebens eingesetzt. Folglich entfernte sie sich immer mehr von der Realität und so bekam auch die Ideologie utopische Züge.

Der Ideologiebegriff erfuhr somit eine Totalisierung und mutierte zum „totalen Ideologiebegriff“. Die Ideologie wurde zum zukunftsorientierten Denksystem, zur Zeitutopie. Sie ist in ihrer modernen Form „systematisches Ganzes von Überzeugungen über Wirklichkeitsbereiche in ihrer Ganzheit, die stets unter dem Gesichtspunkt ihrer Realisierung stehen und deshalb auch Forderungen an das Verhalten des Menschen enthalten“.

„Ideologien versuchen wissenschaftlich zu wirken, aber sie sind in Wirklichkeit keine Wissenschaften oder Religionen, sondern weltimmanente, totalitäre Systeme, die eigene Wahrheiten erfinden“

Der Ideologiebegriff wird oft im negativen Sinne verwendet, wenn die Ideologie im Gegensatz zu Wahrheit und Wirklichkeit gestellt wird: einerseits unter erkenntnistheoretischem Aspekt, wenn sie Illusionen und keine Wahrheiten enthält, andererseits unter moralischem Aspekt als Gegensatz zur Wahrhaftigkeit, also wenn sie die Wahrheit verhüllt und verschleiert, wenn sie die Menschen täuscht.

Ideologien versuchen wissenschaftlich zu wirken, aber sie sind in Wirklichkeit keine Wissenschaften oder Religionen, sondern weltimmanente, totalitäre bzw. autoritäre, pseudowissenschaftliche oder pseudoreligiöse Systeme, die eigene Wahrheiten erfinden, die sie den Gegnern aufoktroyieren. Sie haben eine pragmatisch-technische, egalitär-kollektivistische Sicht über Feinde, die gute Untertanen sein müssen, egal ob sie das ideologische Bekenntnis annehmen oder nicht. (Hoffmann-Plesch, 2020, auch im Anschluss an Platon, Immanuel Kant und Hans Barion)

Alain de Benoists Werk über die gramscianische Metapolitik, 2017, Cover

2. Die Weltanschauung

Eine andere Richtung, welche mit der Welt der Ideen verbunden ist, ist die „Weltanschauung“, die oft von bildungs-, geistes- und realitätsfernen Pseudointellektuellen mit der Ideologie verwechselt wird, aber im Gegenteil zu dieser die Sinnfrage mit einem universalen (nicht universalistischen, kosmopolitischen oder globalistischen) Weltbild beantwortet. Sie erinnert deshalb mehr an ein Glaubenssystem, in dessen Zentrum der „Sinn der Welt“ steht. Sie trägt den Charakter des religiösen Bekennens und verlangt Gefolgschaft. Der Gläubige muss nicht nur den Weltanschauungsinhalt kennen und respektieren, sondern sein Leben danach richten.

„Weltanschauungskampf ist Kampf um die Alleinberechtigung eines metaphysisch-religiösen Systems – er wird daher mit größter Erbitterung geführt und kennt keinen Kompromiss, weil ‚die Wahrheit‘ siegen muss“

Anders als Ideologien verbinden Weltanschauungen ihre Gläubigen viel stärker und haben eine metaphysisch-religiöse Sicht über Feinde. Von ihrem Wahrheitsanspruch aus sehen die Weltanschauungen die Vertreter anderer Ideologien (oder Weltanschauungen) als Feinde, da diese nach ihrer Meinung es verhindern, dass die Wahrheit sich unter allen Menschen durchsetzt. Weltanschauungskampf ist Kampf um die Alleinberechtigung eines metaphysisch-religiösen Systems – er wird daher mit größter Erbitterung geführt und kennt keinen Kompromiss, weil „die Wahrheit“ siegen muss. Christlich geprägte Weltanschauungen erscheinen seit der Reichstheologie des Eusebius von Caesarea (265-339 n. Chr.) bis heute als politische Theologien oder beruhen auf diesen.

In der Moderne und Postmoderne erscheinen Ideologien nicht als politische Theologien, sondern als politische Religionen (als Ersatz- bzw. Zivil-, also Pseudoreligionen) ohne Bezug zur Transzendenz – säkulare, diesseitsorientierte Heilslehren, die ihren Anhängern die Erlösung innerhalb der Geschichte versprechen. Das politreligiöse Problem überhaupt ist hier die Weltimmanenz. Der Versuch, weltimmanente Utopien in der Praxis zu verwirklichen, führt zur Entstehung von Totalitarismen und zur totalen Vernichtung Andersdenkender. (Hoffmann-Plesch, 2020, auch im Anschluss an Hans Barion).

Den Konfliktparteien geht es zuerst um „Eroberung der Geister“

Wir erleben sowohl in Europa bzw. Eurasien als auch in den USA, Australien, Neuseeland, Kanada, Südamerika und in Teilen Afrikas einen metapolitischen, weltanschaulich-ideologischen Kampf, der seit 2015 in der Gesellschaft und Politik auf Mikro- wie auch auf Makroebene immer sichtbar wurde, obwohl er hauptsächlich im vorpolitischen Raum stattfindet.

Vor allem in Europa versuchen die Konfliktparteien – ob linksradikal-, linksliberal- bzw. islamisch-globalistisch orientiert oder freiheitlich-konservativ bzw. subglobal-antiglobalistisch in verschiedenen lokalen, nationalen, regionalen, paneuropäischen oder eurasischen Varianten –, die politische Macht zu erhalten oder je nachdem zu erobern bzw. zu vermehren. Dies geschieht primär nicht mit reinen politischen Mitteln, sondern mit Hilfe einer metapolitischen, kulturrevolutionären, nicht in der praktischen Politik verwurzelten Strategie, nämlich der „Eroberung der Geister“ (Böhm, 2017). Denn die Eliten dieser Konfliktparteien – und nicht nur sie – wissen, dass spätestens seit der Französischen Revolution von 1789 „keine Revolution, keine Veränderung in der Ordnung der Macht möglich ist, wenn die Transformationen, die man im politischen Bereich herbeiführen will, nicht schon in den Geistern Wirklichkeit geworden sind. Alle großen Revolutionen der Geschichte haben auf der politischen Ebene eine Entwicklung konkretisiert, die in den Geistern schon vor sich gegangen war.“ (de Benoist, 2017, S. 42)

Die Veränderungen in der Ordnung der Macht, wie etwa Revolutionen, konkretisieren also Transformationen, die sich schon unterschwellig in den Geistern vollzogen haben. Unter diesem Aspekt unterscheiden sich die globalistischen und die subglobal-antiglobalistischen Bewegungen deutlich. Einerseits stützen sich die globalistischen, utopisch-weltrevolutionären Bewegungen in ihrem (meta-)politischen Kampf auf eine reine Ideologie (wie die alte kommunistisch-internationalistische oder die heutige linksliberal-globalistische Bewegung) oder auf eine Mischung zwischen Ideologie und Weltanschauung (z.B. die islamisch-globalistischen Bewegungen, wie der sunnitisch-dschihadistische Wahhabismus bzw. Neosalafismus). Andererseits beruhen lokal, national, regional oder kontinental orientierte, realistisch-evolutionäre (d.h. gegenrevolutionär-, restaurativ-, klassisch-, bürgerlich- oder völkisch bzw. national-)konservative Bewegungen auf einer Weltanschauung, im Falle Europas auf der „Europäischen Weltanschauung“ (wie die verschiedenen konservativen Bewegungen der Vergangenheit oder die freiheitlich-konservative Bewegung der Gegenwart).

Über die Balkanroute strömten 2015 Abertausende Flüchtlinge nach Deutschland

Ideologie vs. Weltanschauung im Schicksalsjahr 2015

2015 war ein besonderes Jahr in der Geschichte Europas, unter anderem wegen zwei Ereignissen, die mit dem bis heute andauernden Syrienkrieg in Verbindung standen. Dieser Krieg wurde 2011 von einer brandgefährlichen Allianz zwischen westlichen staatlichen bzw. parastaatlichen Akteuren, sunnitischen Ländern und global agierenden salafistisch-dschihadistischen Terrorarmeen ausgelöst und brachte bis 2015 unheimliches Leid in einem laizistischen, für islamische Verhältnisse fast zu toleranten und modernen Staat. Bereits 2014 rief der IS-Kalif Abu Bakr al-Baghdadi mit westlicher und sunnitischer Unterstützung den totalen „heiligen Krieg“ (Dschihad) und den „Islamischen Gottesstaat“ (das globale Kalifat) aus.

Einerseits wurde dieser Krieg von der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel als Vorwand für die Eröffnung der deutschen Grenze (am 4. September 2015) für Menschenmassen aus den muslimischen Ländern Eurasiens und Afrikas benutzt – ein in der europäischen Geschichte beispielloses Unternehmen, welches das Gesicht des Alten Kontinents für immer verändert hat. Trotz ihrer schon damals voraussehbaren katastrophalen Folgen für Deutschland und Europa wurde die Öffnung der Grenze von Merkel (und später vom EU-Establishment und von seiner Gefolgschaft in verschieden EU-Staaten) als „humanitäre Pflicht“ dargestellt (https://www.welt.de/politik/deutschland/article157810760/Merkel-sieht-in-Fluechtlingskrise-drei-Grossbaustellen.html).

Andererseits begannen die russischen Streitkräfte am 30. September 2015 einen gegen die in Syrien mordenden und plündernden dschihadistischen Banden gerichteten Kampf, einen neuen nach dem Zweiten Tschetschenienkrieg geführten Antiterrorkrieg, der von Vertretern der Russisch-Orthodoxen Kirche als „heiliger Krieg“ bezeichnet wurde (https://www.ipg-journal.de/schwerpunkt-des-monats/religion-und-politik/artikel/detail/russlands-heiliger-krieg-1197/)

Die beiden historischen Ereignisse aus dem Jahre 2015 waren in Wirklichkeit, wie wir heute wissen und die Verfasser bereits 2013 gezeigt haben, Schlachten eines komplexen „Weltordnungskrieges“, der nicht nur politische (genauer geopolitische, geostrategische bzw. wirtschaftliche), sondern auch metapolitische (v.a. religiöse und weltanschaulich-ideologische) Komponenten aufweist (https://www.eurasischesmagazin.de/artikel/Der-Syrienkrieg-als-Weltordnungskrieg/20130805).

Putin und Merkel sind nur zwei repräsentative Beispiele von prominenten Kontrahenten in dieser globalen Auseinandersetzung. Sie waren 2015 und sind auch heute Exponenten zweier entgegengesetzten (meta-)politischen Visionen und Systeme, die sowohl in der Theorie als auch in der Praxis nicht im Geringsten miteinander vereinbar sind. Merkels „humanitäre Pflicht“ ist ein modernes künstliches säkular-ideologisches Konstrukt (geboren im 18. Jh. während der Aufklärung und der Französischen Revolution) – heute Teil

Putins „heiliger Krieg“ ist eine in der europäischen Geschichte tief verwurzelte religiös-weltanschauliche Vorstellung, die bereits in der indoeuropäischen Vorgeschichte Europas vorhanden war und spätestens seit ihrer Verankerung im Amphiktyonenrecht bzw. den von amphiktyonischen Staaten im antiken Griechenland geführten Vier Heiligen Kriegen (600 v. Chr.-338 v. Chr.) fester Bestandteil der „Europäischen Weltanschauung“ ist.

Pominente Beispiele sind die Amphiktyonenkriege, die Römisch-/Oströmisch-Persischen Kriege, die Postkonstantinischen Kriege gegen Heiden und Sektierer, die Kreuzfahrer-, Heiden- und Reconquista-Kriege des Mittelalters, die Konfessionskriege der Neuzeit, die Antiosmanischen Kriege der Europäer, die Befreiungskriege gegen das napoleonische Frankreich, der Europäische Weltanschauungskrieg 1914-1945, der Irische Befreiungskrieg, der Antikommunistische Widerstand der Osteuropäer bis 1989, Russlands Anti-IS-Krieg und die Wiedergeburt des abendländischen Kreuzzugsgedanken in der Gegenwart.

Die Vorstellung des Heiligen Krieges als Verteidigungskrieg des christlichen Europas gegen die neokommunistische bzw. islamistische Gefahr ist insbesondere seit 2015 ein immer sichtbarer Teil

Letztere strebt einerseits die Wiederherstellung der jahrtausendealten multipolaren, großräumig organisierten Weltordnung an und versucht andererseits die Verwirklichung der abstrakten menschenrechtsuniversalistischen Utopie und die Errichtung einer egalitären (gar unipolaren) Globalordnung (und implizit die von Linksliberalen bewusst oder unbewusst unterstützte Verbreitung der islamistisch-imperialistischen Idee eines Islamischen Weltgottesstaat und einer schariakonformen Globalordnung) zu verhindern.

Dass Veränderungen in der Ordnung der Macht, wie erwähnt, Transformationen in die Tat umsetzen, die sich schon vorher in den Geistern vollzogen hatten, gilt nicht nur für friedliche oder gewaltsame Revolutionen oder ähnliche, sondern auch für demokratische Wahlen als wesentliche Bestandteile gegenwärtiger Machtprozesse. Das ist jedoch vielen Menschen sowohl im linksliberal-globalistischen als auch im freiheitlich-konservativen Lager nicht ganz klar, sonst würden sie nicht ständig fragen, woher so viele „Rechtspopulisten“, „Rechtsextremisten“, „Rechtschristen“, „Islamophobe“, „Patrioten“ oder „Wutbürger“ auf einmal kommen oder je nachdem warum manche „Normalos“ und die meisten „Etablierten“ Linksliberalismus, Globalismus, Multikulturalismus, Egalitarismus, Islamismus, Imperialismus oder Genderismus gut finden.

Unter metapolitischem Aspekt kann man jedoch sagen, dass sich die ideologisch oder weltanschaulich überzeugten Wähler unabhängig von ihrer politischen Richtung in ihrem Wahlverhalten nicht nur an weltlich-materiellen, praktisch-politischen, sondern auch (und oft ausschließlich) an geistig-metaphysischen, theoretisch-unpolitischen, d.h. metapolitischen Leitlinien, Prinzipien und Anschauungen orientieren.

Metapolitische Fundamente, Ziele, Methoden

Trotz dieser Ähnlichkeit ihres Wahlverhaltens unterscheiden sich die beiden hier analysierten Lager fundamental voneinander.

Das freiheitlich-konservative Lager (sowohl Vordenker, Theoretiker und Führungsfiguren als auch gewöhnliche, passive bzw. aktive Systemkritiker) beruft sich auf die authentischen, realexistierenden, im Verlauf der jahrtausendealten Geschichte Europas evolutionär, auf organische Weise herausgebildeten Gemeinschaften, Institutionen, Traditionen, Normen und Werte und wollen diese als Säulen einer konkreten, kulturell und zivilisatorisch beispiellos überlegenen, natürlich entstandenen, subglobalen (antiglobalistischen) Ordnung erhalten.

Das linksliberal-globalistische Lager (Ideologen, Propagandisten, Aktivisten, Establishment-Mitglieder und parastaatliche Hauptakteure ebenso wie die Masse der naiv-idealistischen, meist bildungs-, geistes- und realitätsfernen Gefolgschaft) strebt dagegen nach der Errichtung einer künstlichen, am Reißbrett entworfenen, streng egalitären, abstrakt-utopischen, globalen Ordnung.

Wesentliche Unterschiede zwischen diesen Lagern liegen also sowohl in der Theorie als auch in der Praxis, insbesondere in den Bereichen Metapolitik, Teleologie und Methodologie.

Metapolitisches Fundament

Das freiheitlich-konservative Lager stützt sich auf die „Europäische Weltanschauung“, allen voran

Das linksliberal-globalistische Lager richtet sich gegen die „Europäische Weltanschauung“ und

Verfolgtes Endziel

Das freiheitlich-konservative Lager verfolgt

Das linksliberal-globalistische Lager verfolgt

Angewandte Methoden

Das freiheitlich-konservative Lager  - in der Theorie:

Das freiheitlich-konservative Lager  - in der Praxis:

Das linksliberal-globalistische Lager - in der Theorie:

Das linksliberal-globalistische Lager - in der Praxis:

Blick in das Geschehen jenseits der Politik – die metapolitische Analyse

Kurze Begriffserläuterung zu Metapolitik:

Parteipolitik orientiert sich am Wählerwillen; eine Partei will von Wählern gewählt werden und verspricht dem Wähler ihm zu Willen zu sein – orientiert sich z.B. an Umfrageergebnissen.

Metapolitik will selbst den Wählerwillen beeinflussen bzw. sogar „gestalten“ – z.B. als „Bewegung“.

Nach dem bisher Gesagten erscheint die metapolitische Analyse politischer Phänomene sinnvoll. Sie ist insbesondere in Zeiten epochaler Umwälzungen – wie die Zeit vor und nach der historischen Europawahl 2019 – notwendig, weil fundamentale gesellschaftlich-politische Veränderungen (Krisen, Kriege, Revolutionen, Reformen, Regimewechsel, Massenmigrationen, Völkerwanderungen, Wandel oder Abschaffung von Traditionen, Institutionen, Glaubenssystemen, Gesellschaftsstrukturen u.Ä.) und im Allgemeinen tiefgreifende und nachhaltige Machtprozesse nicht über Nacht, ungeplant geschehen, wie es in ideologiebeladenen, medial konstruierten und vermittelten (historischen, politischen und kulturellen) Narrativen dargestellt wird. Sie werden auch nicht nur von materiellen Faktoren (oder von trivialen Geschehnissen bzw. zufälligen Zusammentreffen mehrerer Ereignisse) verursacht. Sie können ebenso (und nicht selten ausschließlich) von immateriellen Faktoren bewirkt werden.

An ihrem Anfang stehen oft Pläne und Entscheidungen, die von einer relativ kleinen Anzahl von Personen entworfen bzw. getroffen werden, welche bestimmte Ziele von (realer oder imaginierter) existentieller Bedeutung verfolgen und sich in ihren Bestrebungen (altbewährter, überarbeiteter oder neuentwickelter) Strategien, Methoden und Techniken bedienen, um das zur Erreichung dieser Ziele notwendige menschliche und materielle Potenzial zu entfalten.

Die Planer und Entscheidungsträger, die historische Umbrüche bewirken, entwerfen also ihre Pläne nicht zufällig und treffen ihre Entscheidungen nicht „aus dem Bauch heraus“, sondern unter dem Einfluss materieller (ökonomischer, geographischer, ökologischer, sozialer, genetisch-biologischer bzw. ethnisch-rassischer) wie immaterieller (weltanschaulich-ideologischer, anthropologisch-ethnologischer, theologisch-religiöser, philosophischer, psychologischer oder ethisch-moralischer) Faktoren, wobei die letzteren nicht selten mehr Gewicht im Entscheidungsprozess haben als die ersteren.

Diese Faktoren haben in der Regel kaum oder überhaupt keine Berührungspunkte mit der praktischen Politik – aus ihren Verknüpfungen entstehen (manchmal in Jahrzehnten, Jahrhunderten oder Jahrtausenden) metapolitische Begriffe, Kultur- und Gesellschaftsmodelle, Welt-, Völker- und Menschenbilder usw., die, wie der Hallenser Philosoph Manfred Riedel einmal erklärte, nicht der Politik als praktischer Wissenschaft entstammen, sondern anderen Problemkreisen angehören oder den Bereich politischen Argumentierens transzendieren (Riedel, 1975, S. 52). Diese bilden das Fundament metapolitischer Visionen, welche die breiten Massen inspirieren, motivieren, mobilisieren (v.a. ihren Willen beeinflussen und gestalten) und so in eine bestimmte Richtung lenken sollen, die gewisser (meta-)politisch denkender Gruppen ermöglicht, ihrer Ziele zu erreichen.

Ob es um einen realistisch eingestellten Kreis machtorientierter Gleichgesinnter oder um eine idealistisch eingestellte Gruppe freiheits- und gerechtigkeitsanstrebender Mitstreiter geht – um nur zwei Beispiele zu nennen – ist die Zahl der Planer und Entscheidungsträger am Anfang zwar gering, deren Motivation jedoch sehr stark, denn sie messen der Verwirklichung ihrer Pläne eine außerordentliche, ja wirklich existenzielle Bedeutung bei. Ernst Friedrich Schumacher, Ökonom, Autor einer metaökonomischen Wirtschaftslehre und Vordenker der linksliberal-globalistischen Metapolitik, glaubte, dass die „Möglichkeiten irgendeiner realen Veränderung im Handeln“ der Menschen [und implizit in der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Anm. d. Verf.] „nur von kleinen Menschengruppen ausgehen können“, denn „Minderheiten, die Veränderungen vornehmen, sind immer kleine, innovative Gruppen und ipso facto dezentralisiert“ (E. F. Schumacher, zit. in Ariyaratne, 1985, S. 277).

Aber wie handelt eine (meta-)politisch denkende Gruppe, die ihre Ziele in einem Umfeld erreichen will, in dem die Mehrheit der Menschen keine Ahnung von diesen Zielen oder gar kein Interesse an irgendwelchen Veränderungen hat, weil sie z.B. uninformiert sind oder sich aus persönlichen Gründen mit den neuen Zielen nicht anfreunden können, und vor allem weil sie andere Ziele verfolgen oder einfach die andere Gruppe als Konkurrent oder Feind betrachtet.

Denken und Handeln im vorpolitischen Raum

Auch epochale Reformen und undemokratische Regimewechsel werden oft von einer kleinen Gruppe von Menschen initiiert, und zwar meist „von oben“ im Falle von Reformen, also von planvollen Umgestaltungen des ideologischen, politischen, religiösen, moralischen, sozialen oder ökonomischen Status Quo. „Von oben“, „von unten“, aber auch „von außen“: Im Falle von Regimewechseln z. B. „von außen“, wenn externe supra-, para- oder nationalstaatliche Akteure oder Staatenbündnisse ein Interesse an „regime change“ im betroffenen Staat haben.

Ebenso entstehen die meisten Massenmigrationen und Völkerwanderungen nicht über Nacht. Falls sie nicht von einer Naturkatastrophe verursacht werden, welche die Heimat der Flüchtlinge unbewohnbar macht, sind sie meist Folgen von Entscheidungen, die eine Gruppe von Menschen trifft: Führungsschichten, religiöse oder ideologische Eliten, Ratsversammlungen, Regierungen, Internationale Organisationen, Geheimgesellschaften usw. treffen, die bestimmte Ziele verfolgen (Landnahme, territoriale Ausdehnung ebenso wie Kolonisierung, Ausbeutung, Bekehrung oder je nachdem Assimilierung, Versklavung, Vertreibung oder Vernichtung der einheimischen Bevölkerung).  Dafür setzen sie Massen von Migranten meist mittels Täuschung, Manipulation oder künstlich erzeugten Krisen und Konflikten in Bewegung.

Um solche gigantischen Veränderungen zu bewirken, sind metapolitische, geistig-kulturelle Revolutionen, welche die „bürgerliche Gesellschaft“ intellektuell tiefgründig verändern, absolut notwendig. Zwang und Gewalt sind eher in der „politischen Gesellschaft“ (im Staat) erfolgreich, aber nicht für lange Zeit, weil sie Widerstand und Gegengewalt erzeugen können, wie etwa in den kommunistischen Diktaturen Osteuropas. Auch Massenmanipulation, wenn sie dilettantisch, ohne eine langfristige geistig-kulturelle Veränderung der bürgerlichen Gesellschaft durchgeführt wird, kann das Gegenteil bewirken, so wie nach der schlecht vorbereiteten, 2015 in Gang gesetzten muslimischen Massenmigration nach Europa, als die Grenzen für Millionen „Refugees“ geöffnet wurden. Dies geschah ohne eine vorausgehende, langjährige und tiefreichende metapolitische Revolution, ohne eine „Eroberung der Geister“, welche die Völker Europas für die islamische Massenmigration und die unvermeidlich nachfolgenden Prozesse (Islamisierung, Entdemokratisierung, Entchristianisierung, demografischer, ethnischer, rechtlich-politischer und kultureller Wandel oder Verdrängung angestammter Bevölkerung) vorbereitet hätte.

In der EU (wie auch in den europäischen Nicht-EU-Staaten) gab es zu dieser Zeit zwar im vorpolitischen (bürgerlichen, kulturellen) Raum – als Folge der linken 68er-Kulturrevolution – eine gewisse gleichheits- bzw. menschenrechtsbasierte Akzeptanz gegenüber nichteuropäischen Migranten im Allgemeinen, aber wenig konkrete metapolitische Anstrengungen in Richtung Islam- (d.h. auch Scharia-, Dschihad- und Kalifat-)Akzeptanz. Dafür gab es im politischen (staatlichen) Bereich umso mehr praktisch-politische Anstrengungen in Richtung Islamakzeptanz, insbesondere im Westen (in Deutschland, Schweden, Frankreich, Großbritannien u.a.), während dies in den osteuropäischen EU-Staaten weder im vorpolitischen noch im politischen Raum geschah.

Die muslimischen Migranten waren aber laut offizieller Erklärung vor dem Syrienkrieg Geflüchtete, genauer: kranke, schwache, verletzte und ausgehungerte Schutzsuchende, meist Frauen, Kinder und Alte. Deshalb löste die erste Migrantenwelle in den Wochen nach der Eröffnung der Grenzen insbesondere in Deutschland eine Welle der Solidarität bei bestimmten Bevölkerungssegmenten aus, allen voran bei utopiegläubigen Menschenrechtsuniversalisten und anderen hypermoralischen Weltverbesserern (z.B. bei Linkschristen, Radikallinken, Linken und Linksliberalen, Feministinnen, LGTB-, Öko- und anderen NGO-Aktivisten).

Die Realität war jedoch eine andere und die Fernseherübertragungen bzw. Pressefotos konnten trotz der sorgfältig ausgewählten Blickwinkel die offizielle Version nicht untermauern. Wie es sich im Nachhinein herausgestellte, bestand die überwiegende Mehrheit der islamischen „Refugees“ in Wirklichkeit aus jungen, männlichen, frauenverachtenden, gut ernährten, oft militärisch ausgebildeten, meist nicht-syrischen Wirtschaftsflüchtlingen, Scheinasylanten und gar Asylbetrügern (mit vielen Identitäten), unter denen sich Kriminelle und radikalislamistische, kriegerisch-terroristisch eingestellte Individuen und Gruppen vermischt hatten. Da die überwiegende Mehrheit der Europäer dem Islam gegenüber skeptisch, kritisch, ablehnend oder gar feindlich eingestellt ist und die linksliberal-globalistische Utopie (samt Menschenrechtsuniversalismus und Multikulti-Vision), die im Westen tatsächlich durch die 68er-Kulturrevolution popularisiert wurde, bereits vor 2015 unter anderen von Angela Merkel und Horst Seehofer [sic!] für gescheitert erklärt wurde (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/integration-merkel-erklaert-multikulti-fuer-gescheitert-a-723532.html), formierte sich sehr schnell der Widerstand gegen dieses brandgefährliche, historisch einmalige Massenexperiment.

Solch epochale gesellschaftlich-politische Veränderungen erfolgen oft, wie bereits erwähnt, durch die Eroberung der Geister, etwa durch eine die politische Revolution vorbereitende Kulturrevolution im vorpolitischen Raum, und nicht vorerst „mit der Brechstange“ im politischen Raum. Die Französische Revolution im 18. Jh. wäre ohne die von Philosophen, Schriftstellern, Dichtern, Journalisten und allerlei Geheimbündlern und Utopisten propagierten und popularisierten rationalistischen, okkult-esoterischen und aufklärerischen (egalitaristisch-universalistischen) Lehren des 16. und 17 Jh. nicht möglich. Die Julirevolution von 1830 und die europäischen Revolutionen von 1848 wären ohne die Französische Revolution von 1789 und ihre ideologischen Ausgeburten bzw. ohne die metapolitische Arbeit verschiedener demokratischer, meist in Geheimbünden organisierten Linksintellektuelle und Linksaktivisten ebenso nicht möglich. Auch die Russische Revolution im 20. Jh. wäre ohne die von einer im vorpolitischen Raum arbeitende Avantgarde propagierten und popularisierten Lehren und Ideologien der vergangenen Jahrhunderte (Sozialdemokratie, Sozialismus, Kommunismus, Linksanarchismus, Materialismus, Egalitarismus, Atheismus, Internationalismus u.a.) nicht denkbar, trotz finanzieller, logistischer und militärischer Unterstützung bestimmter Kreise aus dem Ausland.

Nicht zuletzt kann man sagen, dass die 68er-Kulturrevolution ohne die Russische Revolution und die metapolitische Arbeit (pro-)sowjetischer Propagandisten und vor allem westlicher sozialistisch-kommunistischer und linksliberaler Kreise bzw. okkult-esoterischer, parastaatlicher und parawissenschaftlicher Organisationen (z.B. Frankfurter Schule, The Tavistock Institute of Human Relations, Bilderberg-Konferenz, Fabian Society, Rockefeller-Stiftung, Council on Foreign Relations, Club of Rome, verschiedene New-Age-Organisationen, Geheimlogen, Geheimorden und Geheimgesellschaften u.v.a.) nicht stattgefunden hätte. Im direkten Bezug zur 68er-Kulturrevolution und zu den anderen Revolutionen kann man schließlich die heutige linksliberal-globalistische Weltrevolution erwähnen, die ohne den metapolitischen, kulturrevolutionären Kampf der universalistisch-internationalistischen Kräfte in den letzten zwei Jahrhunderten nur eine Fußnote europäischer Geschichte geblieben wäre.

Metapolitik

Diese Entwicklungen und Zusammenhänge hat der marxistische Philosoph und Gründer der Kommunistischen Partei Italiens Antonio Gramsci während der gewaltigen, geistig-kulturell und politisch-militärisch geführten ideologisch-weltanschaulichen Auseinandersetzung im 20 Jh. erkannt und den Unterschied zwischen „politischer Gesellschaft“ und „bürgerlicher Gesellschaft“ betont. Mit bürgerlicher Gesellschaft bezeichnete er den gesamten nichtpolitischen, privaten, d.h. kulturellen, intellektuellen, religiösen und moralischen Gesellschaftsbereich, insofern dieser im System der Bedürfnisse, in Rechtsprechung und Verwaltung, in Korporationen usw. zum Ausdruck kommt.

Der Staat (der politische, öffentliche Gesellschaftsbereich) unterscheidet sich zwar vom privaten Gesellschaftsbereich, er reduziert sich jedoch nicht auf einen bloßen „politischen Apparat“, sondern er braucht auch einen „bürgerlichen Apparat“, bestehend aus Kulturen, Ideen, Ideologien und Weltanschauungen, Philosophien, Sitten, Traditionen, Volkspsychologien, Common Sense usw. Mittels einer „impliziten Ideologie“, die auf allgemein anerkannten und akzeptierten Werten beruht, „organisiert der Staat den Konsens“. Er übt seine Autorität nicht nur durch direkte Herrschaft (durch Befehlsgewalt und Zwang) aus, er stützt sich also nicht nur auf „politische Macht“, sondern auch auf „kulturelle Macht“. Er übt eine Art von „ideologischer Hegemonie“ aus, die ihn „konsolidiert“ und in seinen eigenen „Themen, Werten und Ideen rechtfertigt“ (de Benoist, 2017, S. 71ff. im Anschluss an Antonio Gramsci).

Folglich ist keine Übernahme, Erhaltung oder Vermehrung der politischen Macht ohne die Übernahme der kulturellen Macht möglich, denn die letzte liegt in der Gesellschaft zerstreut und liefert somit die „psychologische Unterstützung der Massen“. Die kulturell-ideologische bzw. kulturell-weltanschauliche Hegemonie – die „Lufthoheit über die Köpfe und Herzen der Menschen“ – ist wichtiger als die parlamentarische Mehrheit. Wer den „Kulturkrieg“ im vorpolitischen Raum, also auf dem Boden der „Politik hinter der Politik“ gewinnt, wird früher oder später auch politisch, parlamentarisch erfolgreich sein. Umgekehrt, wer einen politischen, parlamentarischen Augenblickserfolg erzielt, aber keine solide kulturell-metapolitische Verankerung im Wahlvolk hat, wird seine mit dem Parlamentsmandat verbundene Machtstellung schnell verlieren. (v. Waldstein, 2019, S. 10, 14 im Anschluss an Antonio Gramsci).

Auch aus einer der utopischen, marxistisch-kommunistischen Auffassung entgegengesetzten realistischen, christlich-konservativen Alt-Right-Perspektive ist die Metapolitik die „Kraft der kulturellen Durchdringung von allen menschlichen Angelegenheiten“ mit dem Ziel, die Macht im Sinne der „Exekutivgewalt“, nicht die „Macht an sich“ zu erobern und zu erhalten. Denn nur mit Hilfe der Exekutivgewalt kann man einen Staat, ein Volk oder eine Grenze von inneren und äußeren Feinden verteidigen, z.B. die Souveränität des Landes gegenüber konkurrierenden Mächten militärisch sichern oder die eventuellen inneren Feinden unten und die öffentliche Ordnung aufrecht halten. (Georg I. Nagel in Hoffmeister, 2019, S. 12f., 26).

Freilich können Feinde auch nur konstruierte, imaginierte Feindbilder sein, etwa Bilder von „äußeren Feinden“, die dazu dienen, die Bevölkerung partei- und ideologieübergreifend hinter dem Regime zu vereinen, oder Bilder von „inneren Feinden“, die in Wirklichkeit normale Kritiker oder für das Establishment unbequeme Konkurrenten sind. Die Geschichte ist voll von solchen imaginierten Feindbildern.

Wurzel in der platonisch-aristotelischen Philosophie

Metapolitik ist keine moderne Erscheinung. Sie hat ihre Wurzel in der platonisch-aristotelischen Philosophie, wurde aber vom deutschen Staatsrechtler August Ludwig von Schlözer im 18. Jh. in Analogie zu Metaphysik explizit verwendet, nämlich als eine „Disziplin vor der Politik“ – ein „Abstrakt aus dem Naturrecht“, welches Grundsätze über die physische und geistige „Natur des Menschen“ und seine daraus ableitbaren „Rechte“ zu entwickeln hat. In diesem Sinne ist Metapolitik der „Gebrauch metaphysischer Grundsätze in der politischen Begriffsbildung und Theorie“ und bezeichnet die „Gesamtheit der zwischen Politik und Metaphysik bestehenden Voraussetzungen und begrifflichen Korrespondenzen, die in der politischen Argumentation selber nicht weiter auf ihre Herkunft hin befragt und unterschieden sind“. (Riedel, 1975, S. 65f.)

Platon konstruiert eine metapolitische Analogie von Metaphysik (Natur des Menschen) und Politik (Natur der Polis), von Seele und Staat. Die drei Seelenteile entsprechen drei der vier Kardinaltugenden der Griechen: der denkende Teil der Weisheit, der muthafte Teil der Tapferkeit und der begehrende Teil der Mäßigkeit. Ebenso entsprechen die drei Stände der Polis diesen drei Tugenden: der Herrscherstand der Weisheit, der Wehrstand der Tapferkeit und der Bauernstand der Mäßigkeit. Befinden sich die drei Seelenteile im Einklang miteinander, so resultiert daraus die vierte Kardinaltugend auf individuelle Ebene: die Gerechtigkeit des Individuums. Gilt diese Harmonie auch für die drei Stände im Staat, so ergibt sich die Gerechtigkeit der Polis-Gemeinschaft. Seele und Staat sind somit wohlgeordnet, von Vernunft dominiert und im Gleichgewicht. (http://www.opera-platonis.de/Politeia4.pdf)

Bei seiner (meta-)politischen Polis-Konstruktion benutzt auch Aristoteles die Metaphysik, nämlich die „Natur des Menschen“ als „soziales, politisches Wesen“ und die vier Typen von „Grund“ oder „Ursache“ eines Seienden – das „Woraus“ („Materie“), „Was ihm sein Gepräge gibt“ („Form“), das „Woher“ (den „nächstliegenden Anfang seiner Bewegung und Ruhe“) und das „Wozu“ („Ziel“). Während Form, Anfang und Ziel der Bewegung (etwa des Baus eines Hauses oder der Errichtung einer Polis) jeweils ein „Erstes“, eine primäre Ursache sind, ist Materie (beim Haus Holz oder Stein, bei Polis Menschen, Land usw.) eine Mitursache. Die ersten drei gehen also „in einem“ und als „eine Ursache“ zusammen, die Form ist nur „unerlässliche Voraussetzung“ für die Entstehung eines Seins aus den ersten drei Ursachen. Auf dieser Unterscheidung beruht durch Analogie von Metaphysik und Politik die aristotelische metapolitische Unterscheidung zwischen „wesentlichen (substantiellen) ‚Teilen der Polis‘“ (etwa die Sphäre des Besitzes an Land, Häusern, Waffen, Geld, Nahrung, Werkzeugen, Knechten u.a.) und ihren „mehr oder weniger zufälligen ‚Bestandteilen‘“, den Bürgern. Die bloße „Menge von Menschen“ wird aber zur Polis erst durch die „Form“, durch politische Verfassung, durch Organisierung jener Bestandteile der Gemeinschaft, die „einander gleicher bzw. ähnlicher“ sind. Form (Verfassung) und Materie (Menschen) ergänzen sich und so entsteht die Koinonia Politike, die politische Gemeinschaft, deren Ziel das gute Leben des Menschen als politisches Wesen ist. (Riedel, 1975, S. 66-75)

In der heutigen Welt ist die Anfälligkeit der Öffentlichkeit für metapolitische Botschaften enorm gewachsen, vor allem wenn diese nicht als politisch erkannt werden, sondern subliminal oder gut getarnt vermittelt werden, z.B. durch Kino- und Fernsehproduktionen, Literatur, Internet, Presse oder Schulen. Aus diesem Grund versuchen das linksliberal-globalistische Establishment und seine Gefolgschaft, die sich selbst als weltoffen, bunt und tolerant bezeichnen, alles zu tun, um die metapolitischen Anstrengungen ihrer Gegner und Konkurrenten zunichte zu machen und die eigene Machtstellung zu verteidigen und zu konsolidieren. Sie scheuen sich nicht mal, das Prinzip der freien Meinungsäußerung massiv zu verletzen und die „üblen Täter“ (automatisch die „Rechten“) zu sanktionieren. Auf diese Weise unterminieren die linksliberal-globalistischen Machthaber das eigene pluralistische Fundament, auf dem sie angeblich ihr System errichtet haben, denn durch die Unterdrückung der freien Meinungsäußerung schließen sie die Mehrheit der Bevölkerung aus der Gesellschaft aus und beenden so den pluralistischen Konsens.

Clash of Civilizations als metapolitischer Kampf

Für christlich-konservative Kritiker der linksliberal-globalistischen Politik befindet sich Europa in einem „spirituellen Kampf“, aber nicht zwischen Säkularismus und Glauben, wie zur Zeit der Aufklärung, sondern zwischen Christentum und einer Allianz verschiedener „linker Zivilreligionen“ (also politischer Religionen) mit dem Islamismus. Das ist eine Folge der Aufklärung, die „Abfall von Religion und höherer Weltanschauung“ war. (Georg I. Nagel in Hoffmeister, 2019, S. 26) Im heutigen Weltordnungskrieg stehen sich primär nicht mehr die Nationen gegenüber, sondern unterschiedliche Menschen- bzw. Weltbilder, Ideologien bzw. Weltanschauungen, (Polit-)Religionen bzw. (Polit-)Theologien, Ethnien bzw. Rassen, Kulturen bzw. Zivilisationen. Im Jahr 1989 schrieb Fukuyama unter dem Eindruck der antikommunistischen Revolutionen und des Untergangs des Sowjetimperiums, dass wir den Endpunkt der ideologischen Evolution der Menschheit und die Universalisierung der westlich-liberalen Demokratie als endgültige menschliche Regierungsform erreicht haben. Entgegen dieser säkular-millenaristischen These, erleben wir seit 1989 nicht nur eine Intensivierung des weltanschaulich-ideologischen Kampfes zwischen verschiedenen Kräften und Mächten auf subglobaler und globaler Ebene, sondern auch einen „Clash of Civilizations“, wie Samuel P. Huntington einige Jahre nach Fukuyama voraussagte, der durch religiöse und ethnische Konflikte bzw. Kriege zwischen unterschiedlichen Kulturkreisen entlang der kulturellen Bruchlinien („Bruchlinienkonflikte“ und „Bruchlinienkriege“) gekennzeichnet ist.

„Bruchlinienkonflikte sind Konflikte zwischen Gemeinschaften, die Staaten oder Gruppen aus unterschiedlichen Kulturen angehören. Bruchlinienkriege sind Konflikte, die gewaltsam geworden sind. Solche Kriege können zwischen Staaten, zwischen nichtstaatlichen Gruppierungen und zwischen Staaten und nichtstaatlichen Gruppierungen ausbrechen.“ (Huntington, 1998, S. 411)

In der westlichen Welt gibt es heute dank einer von linksliberal-globalistisch orientierten Kräften betriebenen europafeindlichen (Meta-)Politik Bruchlinienkonflikte und bereits Anzeichen von Bruchlinienkriegen. Einerseits ist diese (Meta-)Politik seit Jahrzehnten (und verstärkt nach 2015) bestimmten inner- und außereuropäischen Akteuren gegenüber passiv-permissiv bis aktiv-fördernd, obwohl diese die Sicherheit, die Verteidigung, die Freiheit, den Wohlstand, das kulturell-zivilisatorische Erbe und im Endeffekt die Existenz Europas massiv gefährden. Gemeint sind hier sowohl individuelle, kollektive und korporative Akteure als auch Staaten und Staatenbündnissen, die für die EU und im Allgemeinen für die europäische Welt eine negative, zersetzende Rolle spielen:

Schläger, Messerstecher, Drogendealer, Vergewaltiger, Asyl- und Sozialamtsbetrüger, Räuber, Schutzgelderpresser, Menschenhändler, Ehren- bzw. Mädchenmörder, Hassprediger, Lone-Wolf-Dschihadisten und andere kriminelle Individuen (v.a. Intensivtäter) mit Migrationshintergrund, aber auch europäische Pädophile und andere gefährliche sexualgestörte Psychopaten ebenso wie Pädophilennetzwerke, Frühsexualisierung, Perversionen, Paraphilien und einen menschenunwürdigen, promisken Lebensstill propagierende Organisationen, linksextremistische und linksterroristische Gruppierungen, korrupte Politiker und demokratieschädigende Parteikartelle, europa-, kultur- und zivilisationsfeindliche Umweltorganisationen, illegale Migration und Schleusungskriminalität begünstigende Schlepperbanden und NGOs, einflussreiche, antichristliche, okkult-esoterische Vereine, islamische bzw. islamistische (oft gewalttätige) Migrantengruppen, Terrororganisationen, Proxy-Armeen, terroristische Staaten bzw. Staatenbündnisse und alle möglichen Christen- und Europäerhasser.

Andererseits ist diese (Meta-)Politik der christlich-europäischen Urbevölkerung gegenüber arrogant, ignorant und zunehmend offen feindselig, als wäre diese die Quelle alles Bösen in der Welt. Jeder Versuch dieser Urbevölkerung, sein geistiges und materielles Eigenes zu verteidigen, wird politisch als „rechts“ bezeichnet und metapolitisch als Angriff auf Europa, Freiheit, Demokratie, Menschlichkeit, Islam, Minderheiten, Multikulti-Gesellschaft usw. umgedeutet und propagiert.

Diese (Meta-)Politik hat zur (meta-)politischen Polarisierung der europäischen Welt geführt, die sich mehr oder weniger in zwei großen gegnerischen Blöcken gespalten hat, die von dem EU-Establishment und den Mainstream-Medien fälschlicherweise als „rechts“ (mit Variationen wie „rechtspopulistisch“, „rechtextremistisch“ „rechtsradikal“, „neonazistisch“, „neofaschistisch“, „islamfeindlich“, kurz „böse“) bzw. als „liberal-demokratisch“ („bunt“, „tolerant“, „weltoffen“, einfach „gut“) bezeichnet werden, und zu denen auch die zwei hier analysierten Hauptgegner gehören – das freiheitlich-konservative und das linksliberal-globalistische Lager mit ihren unterschiedlichen Arten, die Welt zu erklären, zu verstehen und zu deuten:

„Eine differentialistische Art und eine universalistische Art. Eine antiegalitaristische Art und eine egalitaristische Art. Eine Art, die eine organische Gesellschaft anstrebt, auf der Grundlage und unter der Herrschaft einer immer größeren Vielgestaltigkeit, und eine Art, die eine mechanische Gesellschaft anstrebt, in der eine immer größere Homogenität herrschen würde.“ (de Benoist, 2017, S. 57)

In diesem Sinne könnte man

Freiheitlich-konservative Weltanschauung

Freiheit und Ordnung bzw. (Rechts-)Libertarismus und Konservatismus sind keine gegensätzlichen Begriffe, sondern zwei Seiten ein und derselben Medaille, wie der freiheitlich-konservative Politikwissenschaftler und Journalist André Freudenberg bemerkt. Das Konservative ist das christliche Wertegerüst, auf dem freiheitliche und nationalliberale (rechtslibertaristische) Politikinhalte zu verwirklichen sind. Freudenberg betont, dass „eine freiheitliche Politik ohne die Basis eines christlich-abendländischen Wertekanons, nicht umsetzbar ist, genauso wenig wie konservatives Gedankengut ohne eine freiheitliche Politik ihre volle Wirkung entfalten kann“. (Freudenberg, 2009, S. 9f.).

In diesem Sinne und mit Bezug auf die oben erläuterten Unterschiede zwischen Ideologie und Weltanschauung kann man über eine freiheitlich-konservative Weltanschauung, nicht aber über eine freiheitlich-konservative Ideologie sprechen. Ebenso ist die freiheitlich-konservative Metapolitik nicht ideologiebeladen, in der Moderne künstlich zusammengewürfelt und in der Postmoderne verfeinert und radikalisiert (wie die linksliberal-globalistische Metapolitik), sondern eine in der Antike und im Mittelalter verwurzelte, in Jahrhunderten und Jahrtausenden entwickelte metaphysisch-religiöse Ordnungsvision, die mit modernen politischen Begriffen nicht zu erklären, zu verstehen und zu deuten ist.

Die zwei großen politisch-philosophischen Denkströmungen, die der freiheitlich-konservativen Weltanschauung zugrunde liegen sind der auf Freiheitsprinzip beruhende Libertarismus und der auf Ordnungsprinzip beruhende Konservatismus. Zwar sind nicht alle Freiheitlichen konservativ und nicht alle Konservativen freiheitlich, ebenso wie nicht alle Konservativen richtig konservativ und nicht alle Freiheitlichen wirklich freiheitlich sind, wie die Neokonservativen bzw. Teile der Christdemokraten und die Linksliberalen bzw. Linkslibertaristen beweisen. Aber zwischen echten Konservativen und echten Freiheitlichen gibt es viele Berührungspunkte und eine immer größere theoretische und praktische Annäherung, die in den letzten Jahren unter dem linksliberal-globalistischen bzw. islamisch-globalistischen Druck sichtbarer denn je geworden ist.

Von Freiheit zum Libertarismus

Libertarismus ist ein neuer Begriff, der nach dem 2. Weltkrieg entstanden ist. Die Wurzeln dieser Denkströmung liegen aber tiefer in der europäischen Geschichte. Einige Stützpfeiler und Inspirationsquellen waren: der Klassische Liberalismus, die Österreichische Schule der Nationalökonomie, die Old-Right bzw. Alt-Right, die europäische Naturrechtslehre, die mittelalterliche Scholastik und monastische Tradition, das europäische Christentum und nicht zuletzt die antiken und mittelalterlichen germanischen und keltischen bzw. die mittelalterlichen und neuzeitlichen reichischen Organisationsformen, die dem (Ultra-) Minimalstaat bzw. der Privatrechtsgesellschaft des Libertarismus ähnelten.

Die Libertaristen verstehen die Freiheit primär als negative Freiheit, d.h. als „Abwesenheit von willkürlichem Zwang“ (v. Hayek, 1971, S. 14) oder als „Zustand der Nicht-Aggression“, der mit Hans-Hermann Hoppes Gewaltausschlussprinzip zusammenhängt. Dieses Prinzip erlaubt Austausch und Nicht-Austausch und verbietet diese, wenn sie erzwungen sind. Zwischen freiheitlichen (etwa freiheitlich-konservativen) Menschen, die das Gewaltausschlussprinzip respektieren, und freiheitsmissachtenden Menschen (wie die linksliberal-globalistischen Politiker), die dieses Prinzip nicht anerkennen oder systematisch verletzen, gibt es einen wesentlichen Unterschied: während der freiheitliche Mensch, „indem er auf Gewalt verzichtet, immer nur in Übereinstimmung mit dem Gemeinwohl befindliche Ziele verfolgen kann und somit durch sein Handeln immer auch zugleich das Gemeinwohl fördert“, gefährdet der freiheitsmissachtende Politiker das Gemeinwohl, denn er verfolgt „immer partikulare Werte auf Kosten eines universell anerkennungsfähigen Werts und beeinträchtigt auf diese Weise mit jeder seiner Handlungen das Gemeinwohl“. So erzeugt die Anwendung dieses Prinzips die „Mischung zwischen Autarkie und arbeitsteiliger Vergesellschaftung von Personen“, die dem „gegebenen Stand persönlicher Interessen und persönlichen Wissens entspricht“ und als Ergebnis gewaltfreier Interaktion zugleich das „denkbar höchste Niveau an Gemeinwohl verkörpert“ (Hoppe, 1987, S. 100f., 104f.). Der Einsatz von Gewalt oder die Androhung damit sind ausschließlich als Notwehr und Bestrafung zulässig.

Das Gewaltausschlussprinzip leitet sich aus der libertaristischen Annahme ab, dass jeder Mensch alleiniger Eigentümer seines Selbst, seines eigenen Körpers ist und das alleinige Verfügungsrecht darüber hat ebenso wie auch über den mit Hilfe des eigenen Körpers geschaffenen Wohlstand. Selbstbesitz, Körperbesitz und Dingbesitz fallen zusammen; das bedeutet, dass die menschlichen Eigenschaften (wie z. B. Unverletzlichkeit) auf Sacheigentum übertragen werden, das unter dem Schutz des natürlichen Freiheitsrechts gestellt wird. Folglich kommt eine Verletzung des Eigentums einer Verletzung des Freiheitsrechts des Eigentümers gleich. Im libertaristischen Sinne lässt sich Eigentum auf drei Wegen erlangen: durch Aneignung von herrenlosen Gütern (gerechte ursprüngliche Appropriation), durch eigene Produktion von Gütern (als Folge des gerechten Besitzes des Selbst bzw. des Körpers) und durch freiwilligen Güteraustausch (gerechte vertragliche Übertragung). (Hoffmann-Plesch, 2013, S. 98f., 117)

Die Grundlagen des Staates, so die libertaristische Lehre, sind Gewalt, Umverteilung und Demokratisierung, die alle drei die Rechte des Individuums verletzen. Der Staat kann nicht allgemein gerechtfertigt werden, weil er sich Eigentumstitel nicht durch gerechte ursprüngliche Appropriation oder gerechte vertragliche Übertragung, sondern durch „Gewalt und Androhung von Gewalt“ nimmt. Die Umverteilung kann ebenso nicht legitimiert werden, denn sie impliziert Beziehungen zwischen Staat und Privatperson, die „ausschließlich gewalttätiger Natur sind“, weil sich die Staatsaktivitäten darin erschöpfen, „in fremde Eigentumsrechte ungefragt einzugreifen, und das eigene Einkommen auf Kosten eines entsprechenden Einkommensverlustes bei anderen Personen zu steigern“ bzw. „dies Einkommen anschließend ausschließlich zu eigenen Konsumzwecken zu verwenden und aufzubrauchen“. Schließlich ist auch die Demokratisierung problematisch, weil die Demokratie, welcher bereits in der Antike als entartete Staatsform galt, die Herrschaft nicht minimiert, sondern rationalisiert und so die Organisationsstruktur liefert, die dem Staat „bei gegebenem Gewaltpotential und gegebener Umverteilungspolitik erlaubt, Einkommen aus gewalttätigen Aneignungen über ein gegebenes Niveau hinaus maximal zu steigern“. Eigentumsaneignungen durch Zwang, Gewalt oder Gewaltandrohung, „ohne Zustimmung von Voreigentümern“ sind „generell und ausnahmslos strafwürdige Aggressionen“, gleichgültig, ob sie von Minderheiten gegen Mehrheiten (Autokratie) oder von Mehrheiten gegen Minderheiten (Demokratie) vorgenommen werden. Demnach können die Folgen des Staates, so Hoppe, nur mehr Gewalt, mehr Umverteilung und mehr Demokratisierung sein. Aus der Anerkennung der Demokratie folgt zwar, dass auch eine „demokratische (mehrheitliche) Abschaffung der Demokratie“, gleichgültig ob zugunsten einer Autokratie, einer Anarchie (einer staatenlosen Privatrechtsgesellschaft) oder einer Monarchie, legitim ist und erlaubt sein muss. Eine freiheitliche Demokratie impliziert auch, dass „jedermann jederzeit das Recht hätte, den Geltungsbereich der demokratisch verfassten Organisation durch Aufkündigung der Mitgliedschaft zu verlassen“. Der Staat (v.a. die an die Erhaltung des Status quo interessierten staatlichen und parastaatlichen Eliten und ihre Gefolgschaft), wird jedoch keine Änderung des politischen Systems (auch nicht auf demokratischen Weg) und auch kein Austritt aus dem etatistisch-demokratischen System zulassen. Eine staatlich verfasste Demokratie hat also nichts mit Freiheit, Selbstbestimmung oder Gerechtigkeit zu tun. (Hoppe, 1987, S. 142-188)

Die tatsächliche Macht der Staaten und der von ihnen abhängigen öffentlichen Netzwerke und der übernationalen Netzwerke wie EU und UN basiert auf vier Faktoren:

Nach dem bisher Gesagten bleiben für die Libertaristen auf subglobaler (sowohl nationaler als auch europäischer) Ebene nur drei mögliche Alternativen zum heutigen linksliberalen Maximalstaat: der Minimalstaat (die minarcholibertaristische Alternative) die staatenlose Privatrechtsgesellschaft (die anarcholibertaristische Alternative) und der Ultraminimalstaat (eine ultraminarchistische Zwischenlösung, die auch heute im internationalen institutionellen Bereich existiert).

Von Ordnung zum Konservatismus

Sowohl aus christlich-europäischer als auch aus vorchristlicher, alt- bzw. indoeuropäischer Perspektive kann man die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft nur zusammen begreifen, wie die noch lebendigen europäischen Traditionen beweisen und die Religionswissenschaftler, Ethnologen, Kulturanthropologen, Historiker und Archäologen ständig beobachten. Die Vergangenheit und die Zukunft sind in jedem aktuellen Geschehen gegenwärtig.

Was Götter und Ahnen laut Mythen, Legenden oder Geschichten schöpferisch getan haben, gehört der Sphäre des Heiligen an und hat deshalb am Sein teil. Das gilt primär für religiöse Menschen, die nicht nur in der historischen, sondern auch in der „heiligen“, „liturgischen Zeit“ leben, d.h. in einer „zirkulären, umkehrbaren, wiedererreichbaren Zeit“, die vermittels Ritualen eine Art „mythische ewige Gegenwart“ darstellt oder gar der „Ewigkeit“ gleichgesetzt werden kann. Der Gottesdienst ist in diesem Sinne ein „Bruch in der profanen Zeit“: nicht mehr die jetzige „historische Zeit“ ist gegenwärtig, sondern die „Zeit der historischen Existenz Christi“, d.h. die Zeit, „die geheiligt ist durch seine Predigt, sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung“. Auch die modernen, areligiösen Menschen kennen eine „Festzeit“ und bestimmte Rituale, die aber anders als die heilige Zeit und die Rituale der religiösen Menschen profan sind, wie Ferienzeit, weltliche Festzeiten, säkulare Alltagsrituale u.a. (Eliade, 1990, S. 64f., 86). Oder wie Alain de Benoit formuliert: Der Sinn des Kommenden ist immer im Verhältnis zur Herkunft (im Allgemeinen zur Vergangenheit) enthalten. (de Benoit, 2003, S. 41).

Man kann also sagen, dass es keine Zukunft ohne Herkunft gibt, und zwar sowohl im Leben von Individuen als auch in der Existenz von Abstammungsgemeinschaften (Sippen, Stämmen, Völkern) und historisch gewachsenen Nationen, die alle nicht nur genetisch-biologische, ethnische, kulturelle, religiöse, wirtschaftlich-politische Gemeinschaften, sondern auch oder vor allem Schicksalsgemeinschaften sind. Wie die Forschung gezeigt hat, kannten bereits die archaischen Menschen die Idee eines sakralen Raumes, eines Zentrums der Welt, in dem sich die göttliche Ordnung manifestierte. Jede Gruppe von Menschen – ob Familie, Stamm, Volk bzw. Nation oder gar eine global agierende Gemeinschaft – konnte und kann auch heute ihr eigenes Weltzentrum in ihrem eigenen Kosmos (in seinem Dorf, in seinem Abstammungsgebiet, in seiner Heimat) bauen. Wie Eliade zeigt, betrachtete der archaische Mensch oft sogar sein eigenes Haus als Weltzentrum, als heiligen Raum oder imago mundi, wie der kosmologische Symbolismus der Sakralarchitektur beweist. Sein Haus war kein Gegenstand, sondern das „Universum“, das er sich baute, indem er die „exemplarische Schöpfung der Götter“, die „Kosmogonie“, nachbildete. Sippen, Stämme und Völker verehrten heilige Bäume, Säule, Pfähle, Felsen, Berge u.a. als axis mundi (Eliade, 1990, S. 34-41, 52f.). Ihre Heimatorte waren dadurch heilig und verteidigungswürdig.

Die Errichtung einer politischen Ordnung in den vor- und frühgeschichtlichen Gesellschaften, die auf der Ordnung eines kosmologischen Mythos beruhten, glich der göttlichen Schöpfung des Kosmos. Recht, Gerechtigkeit, Reichsordnung waren nicht nur weltliche, profane Institutionen, sondern Teile der wahren, göttlichen, kosmischen Weltordnung. Der König war der „Herr der Ordnung“, das strafende Eingreifen der Regierungsgewalt diente der Wiederherstellung der vorgegebenen Harmonie des Kosmos. (Hoffmann-Plesch. 2020)

Konservatismus ist älter als man denkt

Diese sakrale Haus-, Dorf-, Heimat-, Land- oder Reichsverbundenheit hat die Zukunft der Menschen gesichert, denn diese zögerten nicht, ihre heiligen Räume vor äußeren Gefahren, schädigenden Veränderungen und unnatürlichen Entwicklungen zu schützen. Konservatismus ist älter als man denkt, und hat mit der Verteidigung und Bewahrung des Eigenen zu tun. Konservatismus richtet sich auch heute unter anderem gegen den Fortschrittsgedanken und seine Auswüchse (Entwicklungsideologie, Wachstumsgläubigkeit, Sozialevolutionismus), denn der Fortschritt ist kein objektives soziales Phänomen, sondern „ein künstliches Konzept, eine Art wissenschaftlich formulierter Mythos“ (Dugin, 2013, S. 64). Die Modernisierung hat die Gesellschaft nicht verbessert. Die Gesellschaft entwickelte sich nicht zu einer besseren, sondern für die Mehrheit der Menschen zu einer ungerechten, unfreien sozialen Entität. Sie wuchs nicht linear zur einer idealen Gesellschaft, wie die Aufklärer im 18. Jh. oder die Kommunisten und die Liberalen im 19. Jh. predigten, sondern, wie die Geschichte des 20. Jh. und des beginnenden 21. Jh. zeigt, zu einer zwangs-, gewalt- und genozidaffinen Gesellschaft, die somit nicht einen Prozess der Evolution, sondern der Involution durchgemacht hat.

Folglich sollten wir fortschrittsoptimistische Axiome wie Entwicklung, Wachstum und Evolution als Teile des modernen Fortschrittsmythos betrachten und hinter uns lassen, denn das „Leben ist wichtiger als Wachstum“. Wir brauchen deshalb eine Philosophie und eine Praxis des Konservatismus und der Erhaltung. In diesem Sinne ist Konservatismus eine „ontologische, philosophische, soziopolitische, individuelle, natürliche, religiöse, kulturelle und wissenschaftliche Stellungnahme, die [diese negativen modernen und postmodernen, Anm. d. Verf.] Entwicklungen zurückweist.“ (Dugin, 2013, S. 91, 56-69)

Nach dem 2. Weltkrieg geriet der Konservatismus in Verruf, wegen seiner Allianz mit den völkisch-nationalistischen Bewegungen in Europa. Er wurde aber, wie Baron v. Schrenck-Notzing bemerkte, erst von der westlich-kommunistischen Kulturrevolution der 1960er Jahre mit ihrer sich auf Marx und Freud berufenden „zweiten Aufklärung“ aus der Öffentlichkeit völlig verdrängt. Doch gerade die „öffentliche Alleinherrschaft der ‚zweiten Aufklärung‘ mit ihren Postulaten der Verdrängung, der Emanzipation, der Demokratisierung, der ‚hinterfragenden‘ Kritik, der Beseitigung der Vorurteile unter Einsatz der modernen Massenmedien“ bewirkte das Wiedererstehen des Konservatismus und eines theoretisch fundierten konservativen Widerstandes (v. Schrenck-Notzing, 1996, S. 322). Man muss aber betonen, dass die heutigen europäischen Konservativen zwar die Werte der Vergangenheit schätzten, sie propagieren jedoch keine naive Rückkehr in die Vergangenheit, so der Althistoriker der Freien Universität Brüssel David Engels, sondern den Aufbau eines Europas,
„welches seine historischen Werte zur besseren Bewältigung der Zukunft zu nutzen vermag und somit sowohl seinem geschichtlichen Auftrag als auch der hieraus entstehenden Verpflichtung zur Anknüpfung an die Transzendenz gerecht werden will“. (Engels, 2019a, S. 216f.)

Konservatismus ist aber ohne Freiheit nutzlos, denn eine rein konservative politische Ordnung wird ohne eine freiheitliche Gesellschaft früher oder später untergehen. Der Staat (ob Nationalstaat, Sozialstaat oder EU-Superstaat) darf nicht ein Maximalstaat sein, auch wenn er demokratisch ist, weil er sich jeder Zeit zu einem totalen Staat entwickeln wird, wie die Geschichte der letzten 100 Jahre gezeigt hat. Eine freiheitlich-konservative Ordnung sollte eine der folgenden Organisationsformen (oder eine Mischform) annehmen, die in der Geschichte tatsächlich existiert und gut funktioniert haben:

Am geeignetsten auf europäischer Ebene wäre ein christlicher Minimalstaat, der „sittliche Minimalstaat“ (Hoffmann-Plesch/Hoffmann-Plesch, 2017), der die Verteidigung nach außen übernimmt und maximale Freiheit bei maximaler Sicherheit in Europa garantiert, so dass er die wesentliche Funktion des Staates (als Schutzmacht) erfüllt und das Leben, die Freiheit und das Eigentum der Europäer schützt. Auf lokaler, nationaler oder regionaler Ebene könnten die Europäer aber anarchische Privatrechtsgesellschaften gründen und selbst entscheiden, welche Organisations- und Verfassungsform für sie am besten ist (Anarchie oder Minarchie, Demokratie, Monarchie, Aristokratie oder Theokratie usw.), ob sie mit Nichteuropäern zusammenleben wollen oder nicht, oder ob sie Angriffskriege für außereuropäische Mächte, Entwicklungshilfe für ferne Länder oder Sozialhilfe für nichtchristliche, raumfremde Wirtschaftsmigranten, Kriminelle und Terroristen aus eigener Tasche finanzieren wollen. In solch einer freiheitlich-konservativen politischen Ordnung, so der prominente anarcholibertaristische Vertreter der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Hans-Hermann Hoppe, gibt es weder „Einwanderungsfreiheit“ noch „Bewegungsfreiheit für Einwanderer“, sondern nur die „Freiheit vieler unabhängiger Privateigentumsbesitzer, andere auf ihre Grundstücke zuzulassen oder sie abzuweisen, in Übereinstimmung mit ihren eigenen beschränkten oder unbeschränkten Eigentumstiteln. […] Es wird so viel Einwanderung oder Nichteinwanderung, Inklusivität oder Exklusivität, Trennungsaufhebung oder Trennung, Nichtdiskriminierung oder Diskriminierung geben, wie individuelle Eigentümer oder Gemeinschaften individueller Eigentümer dies wünschen. […] D.h., dass im Rahmen [der Privatrechtsgesellschaft] so etwas wie erzwungene Integration (unerwünschte Einwanderung) nicht möglich (erlaubt) ist.“ (Hoppe, 2003, S. 316f.)

Unter diesem Aspekt, kann man die „Rechtspopulisten“, falls sie den freiheitlich-konservativen, (ultra-)minimal- oder nonetatistischen, und nicht den alten, maximaletatistischen Weg wählen, nicht mehr so leicht in eine politikwissenschaftliche und ideologische, ohnehin nicht mehr brauchbare Schublade stecken. Über diesen neuen freiheitlich-konservativen Geist schreibt die „Zeit“ treffend:

„Populisten [freiheitlich-konservative Menschen, Anm. d. Verf.] wollen nicht Freiheitsräume für ‚andere‘ Minderheiten, sondern maximale Herrschaft der ‚eigenen‘ Mehrheit. Sie wollen frei sein im radikalen Sinn, sie wollen sich selbst beherrschen, und zwar so, wie sie es für richtig halten. In diesem Sinne [sind sie] sogar ‚Hyperdemokraten‘ und ‚Hyperliberale‘, die eine Befreiung von den Zumutungen der repräsentativen [linksliberal-globalistischen, Anm. d. Verf.] Demokratie fordern.“ (https://www.zeit.de/kultur/2019-09/populismus-afd-rechthaberei-demokratie-diskussion-diskurs)

Linksliberal-globalistische Ideologie

Da die linksliberal-globalistische Ideologie keine wirklich neue Erscheinung auf dem ohnehin ungültig gewordenen politischen Spektrum, sondern alter Wein in neuen Schläuchen ist, wird sie hier nur kurz dargestellt. Sie vereint in sich Elemente aus einigen in der Neuzeit, Moderne und Postmoderne entstandenen und weiterentwickelten esoterisch-okkulten Lehren und aus allen politisch-philosophischen Strömungen, die ihre Wurzeln hauptsächlich in der Aufklärung (1650-1800), der Französischen, Europäischen und Russischen Revolution (1789, 1848 und 1917) bzw. der 68er-Kulturrevolution haben: Sozialismus, Kommunismus, Sozialliberalismus, Linksanarchismus, Republikanismus, Kollektivismus, Internationalismus, Transnationalismus, Globalismus, Demokratismus, Menschenrechtsuniversalismus, Wohlfahrtsetatismus, Feminismus bzw. Genderismus und auch verschiedene weltstaatliche, weltrepublikanische, weltgesellschaftliche, weltbürgerliche und weltrevolutionäre Auffassungen usw. Einige Prinzipien des Linksliberalismus sind:

Aus dem Zusammentreffen zwischen Linksliberalismus und Globalismus entstand die heutige linksliberal-globalistische Ideologie – eine fatale Mischung, die Europa in seinen Grundlagen erschütterte. Auf der linksliberal-globalistischen Agenda stehen unter anderem:

Literatur

Europa EU Demokratie Wahlen

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