„Europäische Geldpolitik“ von Walter HeeringGELESEN

„Europäische Geldpolitik“ von Walter Heering

Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 2002, 128 Seiten (inkl. Europakarte, Schautafeln, Graphiken, Glossar, Literaturverzeichnis), 8,90 Euro, ISBN 3-596-15366-2

Von Friedrich Mannstein

 
Europäische Geldpolitik 

EM – Die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt am Main ist Hauptakteur der europäischen Geldpolitik. Zurecht steht die EU-Notenbank daher im Mittelpunkt des Buches von Walter Heering, der als Wirtschaftsdozent an der Universität Brighton in Süd-England lehrt.

Das Sachbuch ist in die zwei Teile Grundriß und Vertiefungen gegliedert: Im Grundriß werden Aufgaben und Arbeitsweise der EZB erläutert. Ferner wird dargelegt mit welchen Mitteln das primäre Ziel der EZB, nämlich Preisstabilität im Euroland zu sichern, erreicht werden soll. Die offizielle Definition von Preisstabilität beurteilt Heering als zu ungenau. Preisstabilität ist laut EZB dann gegeben, wenn der Harmonisierte Verbraucherindex (HVPI) gegenüber dem Vorjahr mittelfristig um weniger als zwei Prozent anwächst oder fällt. Kurzfristige Preisschwankungen lassen sich demnach mit diesem Preisziel vereinbaren. Hier setzt der Autor mit seiner Kritik an. Der Zeitraum nach dem die EZB ihre Arbeit bemessen lassen müßte sei durch die Begriffe „kurzfristig“ und „mittelfristig“ nur unzureichend präzisiert. Nach Ansicht Heerings öffnet dies „einer geldpolitischen Willkür Tor und Tür“.

Im Kapitel „Vertiefungen“ vollzieht der Verfasser zunächst in groben Zügen die Entwicklung der europäischen Einigung nach: Vom europäischen Trümmerfeld Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur endgültigen Einführung des Euros als gemeinschaftliches Zahlungsmittel am 1. Januar 2002. Vor- und Nachteile, Chancen und Risiken des Euros werden gegenübergestellt und bewertet. Heering zieht den Schluß, daß die europäische Währungsunion alternativlos und für das Gros der Teilnehmerländer die optimale Lösung war.

Viel Platz wird der Frage eingeräumt, ob die zwölf Euro-Staaten einen „optimalen Währungsraum“ bilden oder nicht. Der Verfasser vertritt die Position, daß eine Antwort nicht allein auf Basis wirtschaftlicher Berechnungen und Prognosen zu geben ist. Wesentlich seien vielmehr das Vertrauen der Bevölkerung in die neue Währung, sowie eine umsichtige politische Strategie. Die Theorie des kanadischen Nobelpreisträgers Robert Mundell, wonach Euroland kein optimaler Währungsraum ist weißt Heering als unschlüssig und lückenhaft zurück.

Das Buch faßt sein Themengebiet in knapper Form zusammen und diskutiert grundsätzliche und aktuelle Fragen zur europäischen Einheitswährung. Zu kritisieren ist, daß Heering in weiten Teilen zu viel Wissen voraussetzt, um das Buch für Laien verständlich zu machen, und gleichzeitig für Kenner zu wenig in die Tiefen des Sachgebiets vorstößt.

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