„Kurze Geschichte des Islam“ von William Montgomery WattGELESEN

„Kurze Geschichte des Islam“ von William Montgomery Watt

Berlin 2002 (Englische Orginalausgabe 1999), Verlag Klaus Wagenbach, 143 Seiten, 10,90 Euro, ISBN 3-8031-2454-9.

Von Hartmut Wagner

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Kurze Geschichte des Islam 

EM – Das vordringlichste Anliegen des Buchs ist es, „dem westlichen Leser ein positives Verständnis des Islam, seiner Ursprünge, seiner Geschichte und seiner Glaubensinhalte zu vermitteln“. Damit ist bereits der Inhalt in groben Zügen wiedergegeben. Im ersten Teil seines Buches beschreibt Watt die Herausbildung des islamischen Glaubens im siebten Jahrhundert nach Christus Geburt, den muslimischen Eroberungszug von der arabischen Halbinsel in Richtung Osten und Westen, sowie die Lehre des Korans. Der zweite Teil behandelt das islamische Recht – die sogenannte Scharia –, die islamische Theologie und die Herausforderungen, denen sich der Islam in der heutigen Welt stellen muß.

Der Islamforscher Watt fordert von nichtmuslimischen Lesern die grundlegenden Glaubensinhalte des Islams anzuerkennen. Er selbst geht in seinem Buch davon aus, daß Muhammad ein von Gott auserwählter Prophet war und die Verbreitung des Islams in der Welt dem Willen Gottes entsprach. Darüber hinaus appelliert Watt an seine Leserschaft, „im Namen eines interkonfessionellen Verständnisses am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts“ zu akzeptieren, daß der Koran auf irgendeine Weise von Gott komme.

William Montgomery Watt (geb. 1909) gilt als einer der Großen seines Faches. Der Professor lehrte lange Zeit Arabistik und Islamische Studien an der Universität Edinburgh in Schottland. Das bekannteste Werk von Watt „Der Einfluß des Islam auf das europäische Mittelalter erschien“ erschien vor zwei Jahren. Seiner Geschichte des Islams, insbesondere dem zweiten Teil, fehlt ein stringenter Aufbau, auch wenn das Inhaltsverzeichnis den gegenteiligen Eindruck vermittelt. Allzu oft verliert sich das Buch im Detail, ohne zunächst die grundlegenden Fakten und Zusammenhänge klarzumachen. Der Islamkenner kämpft mit dem gleichen Problem, wie viele andere Akademiker auch: das Wesentliche aus seinem opulenten Fundus an Kenntnissen verständlich und gut strukturiert wiederzugeben. Mitunter mag dieser doch erhebliche Mangel auch von der teils holprigen Übersetzung herrühren.

Man würde sich wünschen, das ganze Buch wäre so verfaßt, wie das kurze Kapitel zu den fünf religiösen Pflichten eines Moslems: das Glaubensbekenntnis „Es gibt keinen Gott außer Gott, Muhammad ist der Gesandte Gottes“, das täglich fünfmalige Gebet, das Zahlen von Almosen, das Ramadanfasten und die Pilgereise nach Mekka. Mit wenigen Worten wird hier dargelegt, worauf es ankommt. Dabei sind die kurzen Abschnitte so gegliedert, daß man bei Bedarf problemlos wichtige Informationen nachschlagen kann. Im Gegensatz dazu die zerfahrenen Kapitel über die sunnitische und schiitische Glaubensrichtung des Islams, die vollkommend unmotiviert irgendwo anfangen und irgendwo enden.

Religion Rezension

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