„Parchim Airport wird Weltgeltung erlangen und in ganz Eurasien ein Begriff werden.“DEUTSCHLAND-CHINA

„Parchim Airport wird Weltgeltung erlangen und in ganz Eurasien ein Begriff werden.“

„Parchim Airport wird Weltgeltung erlangen und in ganz Eurasien ein Begriff werden.“

Das Eurasische Magazin sprach mit Klaus-Jürgen Iredi, Landrat des Kreises Parchim über Chancen und Weiterentwicklung des Flughafens, den im Sommer ein chinesischer Investor erworben hat.

Von Hans Wagner

Landrat Klaus-Jürgen Iredi gibt anlässlich der Eröffnung der neuen Frachtfluglinie in Parchim ein Interview für den Fernsehsender ARTE.  
Landrat Klaus-Jürgen Iredi gibt anlässlich der Eröffnung der neuen Frachtfluglinie in Parchim ein Interview für den Fernsehsender ARTE.
(Foto: Landkreis-Pressestelle Parchim.)
 

E urasisches Magazin: Herr Landrat, wie kommt Parchim eigentlich zu einem Flughafen mit einer 3000 Meter Landebahn, länger als die meisten in Deutschland und Europa, die sogar für den Airbus A-380 reichen würde?

Klaus-Jürgen Iredi: Der Landkreis kam zu diesem Flughafen, weil hier in den 30er Jahren ein militärischer Fliegerhorst gebaut wurde. In dieser Zeit allerdings noch nicht mit einer 3000-Meter-Bahn. Die Erweiterung erfolgte Anfang der achtziger Jahre und lief parallel mit dem Ausbau der A 24 von Hamburg nach Berlin. Der Auftrag zum Ausbau des Flugplatzes wurde nach meinem Wissen von der damaligen Regierung der Sowjetunion erteilt. Die Baumaßnahmen und die Bezahlung hat aber die deutsche Seite vorgenommen. Unbestätigten Informationen zufolge sollen für die Finanzierung auch Mittel aus einem Milliardenkredit, den der damalige bayerische  Ministerpräsident Franz Josef Strauß der DDR einräumte, verwendet worden sein. Übrigens: Parchim hat die Genehmigung für den A 380.

„Die Fluglizenz für die militärische Nutzung ging ohne jede Einschränkung in eine zivile Nutzung über.“

EM: Das ist wirklich eine interessante Langzeitwirkung des legendären FJS, von der Parchim heute profitiert wie München vom Flughafen Franz Josef Strauß. Parchim ist ja überdies einer von vier Flughäfen in Deutschland, die sogar über eine 24-Stunden-Betriebserlaubnis verfügen. Hat das auch mit der Vergangenheit dieses Landesplatzes zu tun?

Iredi: Ja, das hat auch mit der Vergangenheit des Flughafens Parchim zu tun. Er wurde ja von den Sowjettruppen militärisch genutzt und die haben ihn natürlich 24 Stunden am Tag beansprucht. Der Landkreis Parchim hat dann 1992, also gleich nach der Wiedervereinigung, bei der Luftfahrtbehörde des Landes Mecklenburg-Vorpommern einen Antrag auf zivile Nutzung gestellt. Bereits im Dezember 1992 erfolgte die Umwidmung, das heißt die Fluglizenz für die militärische Nutzung ging ohne jede Einschränkung in eine zivile Nutzung über.

EM:  Und nun hat der chinesische Millionär und Unternehmer Jonathan Pang den Flugplatz und 800 Hektar Umland in diesem Jahr für 30 Millionen Euro gekauft, wie zu hören ist. Was hat den Ausschlag gegeben, dass ausgerechnet ein Chinese aus der fernen Provinz Henan in Mittelchina den Zuschlag für den Bau bekam?

Iredi: Er hat das beste Konzept vorgelegt, das auf unsere Ausschreibung eingegangen ist. Herr Pang hatte sich auch vorher schon mit diesem Standort vertraut gemacht, und er ist in der Branche bereits sehr erfahren. Die Zahlen, die er vorgelegt hat, sind überzeugend und auch belastbar. Die Wahrscheinlichkeit, dass sein Konzept so umgesetzt wird, wie wir es auch richtungweisend vorgegeben haben, ist bei ihm größer als bei reinen Konzeptentwicklern, weil er wie gesagt aus der Branche kommt und mit seinem Unternehmen auch schon Fracht nach Europa transportiert. Momentan noch über Luxemburg, Amsterdam und andere Flughäfen. Er wird hier jetzt für diesen Warenaustausch ein Drehkreuz errichten. Aber nicht nur, sondern es soll hier auch eine Qualitätskontrolle für Produkte und eine Veredelungsproduktion stattfinden. Die Maschinen werden dann von Parchim auch Güter auf dem umgekehrten Weg nach China transportieren, um ausgelastet zu sein. Derzeit kommt noch mehr chinesische Ware nach Europa als umgekehrt.

„Der Flughafen ist für den Landkreis und die gesamte Region das ehrgeizigste Projekt, das wir gegenwärtig vorantreiben.“

EM: Parchim ist dann die Nabelschnur, die Deutschland und Europa mit China und Asien verbindet. Also eine eurasische Nabelschnur als Luftbrücke. Ist das so gedacht?

Iredi: Ja, das ist genau das Konzept. Es sollen über diese Nabelschnur oder Luftbrücke auch deutsche Investitionen in China ermöglicht werden, die mit dem Mutterland über die Parchimer Linie verbunden sind. Und hier bei uns werden Arbeitsplätze durch deutsche und chinesische Investoren entstehen, die unserer Region zugute kommen. Der Flughafen ist für den Landkreis und die gesamte Region das ehrgeizigste Projekt, das wir gegenwärtig vorantreiben.

EM: Herr Pang hat ein Büro in Ihrem Landratsamt. Was ist der Grund dafür – sollen damit die Verwaltungswege verkürzt werden?

Iredi: Die kurzen Wege und die schnelle Abstimmung sind natürlich ein großer Vorteil, das ist klar. Aber das ist nur eine vorübergehende Lösung. Herr Pang hat hier auch die Möglichkeit, Gäste zu empfangen und mit Ihnen wichtige Verhandlungen zu führen. Wir stellen dieses Büro so lange zur Verfügung, bis er sich auf dem Flughafengelände etwas eigenes Repräsentatives geschaffen hat.

EM: Was ist Herr Pang eigentlich für ein Mensch – trauen Sie ihm zu, dass seine Pläne mehr sind als heiße Luft?

Iredi: Ja, ganz sicher. Ich kenne ihn in der Tat jetzt schon länger. Es gibt hier ein ausgeprägtes Vertrauensverhältnis. Herr Pang hat einen starken Willen, und er hat in seinem Fachbereich auch das erforderliche Know-how. Wir hatten ja jetzt zur Eröffnung der Fluglinie  mehrere hochrangige Delegationen aus China hier zu Gast. Herr Pang bekommt von Seiten der Provinzregierung Henan und der Stadtregierung Zhengzhou volle Unterstützung.

„Parchim wird gebraucht. Wir sind zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen.“

EM: Aber die Regierung in Peking hat der Auslandsinvestition von Herrn Pang noch nicht zugestimmt. Kann das noch Probleme geben?

Iredi: Das glaube ich nicht. Die Provinzregierung von Henan war in der besagten Delegation vertreten. Der Vizegouverneur, er ist in etwa vergleichbar dem stellvertretenden Ministerpräsidenten eines Bundeslandes, repräsentiert die größte chinesische Provinz mit runden 100 Millionen Einwohnern. Seine Regierung unterstützt das Projekt Parchim. Was aussteht ist die Genehmigung der Zentralregierung in Peking. Wer als Chinese mehr als 50 Millionen Dollar im Ausland investiert, braucht diese Genehmigung. Aber der Tenor aller Mitglieder der Delegationen, die wir hier begrüßen konnten, ist der, dass die Genehmigung positiv beschieden wird.

EM: Wie ist Ihre persönliche Einschätzung des Großprojekts Parchim International Airport? Was bedeutet die Errichtung eines Luftdrehkreuzes für Frachtflugzeuge für Ihren Landkreis und für die Region? Wird Parchim als Frachtflughafen und eines Tages vielleicht auch als Passagierflughafen Weltgeltung bekommen und in ganz Eurasien ein Begriff sein?

Iredi: Davon bin ich vollkommen überzeugt. Ein Begriff ist Parchim schon heute. Auf der Internationalen Logistikmesse in München war zu erkennen, dass der Parchim Flughafen schon einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Jetzt gilt es, den Standort Parchim weiter voranzubringen, damit er den Begriff Parchimer Luftdrehkreuz rechtfertigt. Das Logistikaufkommen wächst weltweit gigantisch. Es ist gar nicht nötig, in Konkurrenz mit anderen etablierten Flughäfen zu treten. Parchim wird gebraucht. Wir sind zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen.

EM: Herr Landrat, haben Sie herzlichen Dank für dieses Gespräch.

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