„Pobeda“ – Von Wladiwostok bis Kaliningrad begeht das geschundene Land den 65. Jahrestag des KriegsendesRUSSLAND

„Pobeda“ – Von Wladiwostok bis Kaliningrad begeht das geschundene Land den 65. Jahrestag des Kriegsendes

Eine sprachliche Häufigkeitszählung brächte es umgehend an den Tag: Das derzeit meistgebrauchte Wort in Russland ist „pobeda“ (Sieg). Gemeint ist der „Sieg des sowjetischen Volks im Großen Vaterländischen Krieg 1941-1945 über das faschistische Deutschland“, der am 9. Mai 2010 begangen wird.

Von Wolf Oschlies

G egen einen arbeitsfreien Feiertag haben die Russen nichts, aber richtige Freude werden nur die wenigen Tausend noch lebenden „Veteranen“ empfinden, die der Staat zwar mit Orden behängte, sich generell ihnen gegenüber aber nicht sehr generös erwies (wie die Russen in Umfragen meinen). Freude wird auch bei den 333.200 Kleinkriminellen aufkommen, die dank einer Amnestie vorzeitig aus der Haft entlassen werden. Die Amnestie wurde von Putins „Einigem Russland“ durchgesetzt und ist „die größte der russischen Geschichte“: Beim 55. „Siegestag“ im Jahr 2000 wurden nur 200.000 „Eingeschlossene“ entlassen, beim 60. Jahrestag 2005 waren es 262.000.

Verwirrung stiftet seit Jahrzehnten das Datum des russischen „Siegestags“. Deutschland hatte bereits am 8. Mai bedingungslos kapituliert, einmal vor den Westalliierten und einmal vor den Sowjets, aber das reichte Moskau nicht. Erst als am 9. Mai eine Sondertruppe unter A.I. Semenkov per Sonderflug die deutsche Kapitulationsurkunde überbrachte, konnte man sich als Sieger fühlen und mit Hochdruck die Siegesparade vorbereiten, die am 24. Juni 1945 auf dem Moskauer Roten Platz ablief.

Paraden, Siegesfeiern, staubbedeckte Fahnen

Der dramaturgische Höhepunkt der Parade von 1945 war gut inszeniert: 200 hochdekorierte Rotarmisten warfen die Fahnen der „besiegten deutschen Truppen“ vor dem Lenin-Mausoleum in den Staub. Das gab’s nur einmal, das kommt nicht wieder -  sollte es auch gar nicht: Bereits 1947 war der 9. Mai wieder ein normaler Arbeitstag, aber der 1. Januar ein Feiertag, und Paraden blieben auf den 1. Mai und den 7. November, Feiertag der „Oktoberrevolution“, beschränkt.

Das änderte sich unter Parteichef Leonid Breshnev, der 1965 den „Siegestag“ zum arbeitsfreien Feiertag machte. Damals, also zum 20. Jahrestag des Kriegsendes, gab es auch wieder eine Parade – die nächste 1985 zum 40. Jahrestag. In postsowjetischen Zeiten nach 1990 wollte man die Paraden ganz abschaffen, entschied sich dann aber für ihre inflationäre Vermehrung: 1995 gab es zwei Paraden, eine „Marschparade“ und eine weitere „mit schweren Waffen“, und wenn sich die Putin-Bewegung „Einiges Russland“ durchsetzt, wird es ab 2010 drei Paraden geben – zwei am 9. Mai und eine neue am 3. September zur Erinnerung an den „Sieg über das militaristische Japan“.

Japan ist damals besiegt worden - durch die USA und ihre Atombomben, nicht durch die Sowjets. Die sind nur als geduldete Passagiere auf dem amerikanischen Siegeszug mitgefahren, auf den sie erst aufsprangen, als Japan keine Gefahr für sie mehr darstellte. Am 8. August 1945 erklärte die Sowjetunion Japan den Krieg, nachdem sie am 5. April 1945 den seit 1941 bestehenden Neutralitätspakt einseitig aufgekündigt hatte. Die sowjetischen Kampfhandlungen waren kaum der Rede wert, aber zur Proklamierung des „Sieges“ am 3. September 1945 und zur Annexion aller Kurileninseln am 2. Februar 1946 reichten sie allemal.

Lachnummer „Pobeda“ 

Russland und die Sowjetunion haben oftmals Kriege angezettelt, diese aber nur dann gewonnen, wenn sie sich unfähige Gegner aussuchten, etwa die Türken im 18. und 19. Jahrhundert, oder sich auf kleine Opfer stürzten, wie z.B. Finnland im „Winterkrieg“ 1939/40. Selbst diese „Siege“ waren mit so vielen Schwierigkeiten erkämpft worden, wie man sie angesichts der „statistischen“ Überlegenheit der Russen nie erwartet hätte.

Charakteristischer für russische Kriegskunst waren militärische Debakel wie der Russisch-Japanische Krieg 1904/05 oder der Russisch-Polnische Krieg 1919/21, von Russlands enormen Rückschlägen in beiden Weltkriegen gar nicht zu reden. Sieht man von Einzelsiegen wie dem von Stalingrad 1942/43 einmal ab, dann hat die Sowjetunion den Zweiten Weltkrieg nur als Teil der siegreichen Anti-Hitler-Koalition gewinnen können. Kein hämisches Wort gegen die Leiden der sowjetischen Bevölkerung und den Heroismus russischer Frontsoldaten, aber doch ein paar Zwischenrufe in dem aufdringlichen und verlogenen Siegesdröhnen, das gerade unter Putin alle fünf Jahre ausbricht.

Mit russischen „Siegen“ ist das so eine Sache. „Pobeda“ (Sieg) hieß 1945 auch ein russischer PKW, der im Grunde eine rein deutsche Angelegenheit war: Konstruiert hatte ihn der russlanddeutsche Ingenieur Andrej Lipgart (1889-1980), gebaut war er auf demontierten deutschen Fertigungsbändern und stellte insgesamt eine vollendete Kopie eines Opel-Wagens dar. Wie fast alle russischen Autos war auch dieses in Nishny Novgorod, damals „Gorki“, gebaut und auf der Fahrt nach Moskau getestet worden. Dort wartete schon Stalin, um eine Probefahrt rund um den Kreml zu absolvieren. Der Wagen fand seine Billigung, weshalb Lipgart Mut fasste und den Diktator bat, den Namen „Pobeda“ zu erlauben, „wegen des großen Sieges der Roten Armee“. Stalin grummelte nur in seinen Schnauzbart (und so etwas kann man nicht erfinden): „Na ja, so groß war der Sieg nun auch wieder nicht, aber meinetwegen: Pobeda!“ Sollte Stalin das ernst gemeint haben, dass die Sowjetunion wirklich keinen „großen Sieg“ zustande gebracht hatte?

Der „Sieg-Orden“ und seine seltsamen Geschichten

Und noch eine „Pobeda“-Geschichte: Unter den ungezählten sowjetischen Orden, Medaillen, Auszeichnungen etc. war der „Orden Pobeda“ der höchste, kostbarste und seltenste. Er wurde Ende 1943 gestiftet, mit Platin und Gold, Brillanten und Rubinen überreichlich ausgestattet und insgesamt nur 20 Mal verliehen, darunter zweimal an Stalin. Letzter „Ordensritter“ war im Februar 1978 Parteichef Breshnev, der auch der einzige war, dem der „Pobeda“-Orden posthum wieder aberkannt wurde – auf Betreiben seines  Nachfolger Gorbatschow im September 1989. Von allen Ordensrittern lebt nur noch einer, der rumänische König Mihai, der den Orden am 6. Juli 1945 bekam. Dekoriert wurden auch zwei Kriegshelden, die sich später als bittere Feinde Stalins erwiesen: Marschall Tito aus Jugoslawien und US-General Eisenhower. Der guckte sich später die Edelsteine seines „Pobeda“-Ordens genauer an und fand, dass sie samt und sonders wertlose Imitationen waren.
   
Spätestens zum 65. Jahrestag des „Sieges“ sollte die russische Armee in neue Uniformen gekleidet werden. Aber Armee und Verteidigungsministerium sind so in Geldnöten, dass aus dem Uniformtausch nichts wurde. Nur rund 1.500 Kriegsveteranen konnten neu eingekleidet werden, um der Siegesparade zusätzlichen Glanz zu verleihen.

Russische Kriegsopfer

Verglichen mit dem russischen „Sieg“ über Japan hatte der Sieg von Berlin schon eher seinen Namen verdient, obwohl auch hier Fakten und Zahlen Schall und Rauch sind: Wurden 2,5 oder 1,9 Millionen Soldaten eingesetzt? Fielen 352.000 Rotarmisten oder „nur“ 78.000? Kämpfte die Rote Armee allein oder mit der Unterstützung von 156.000 polnischen Soldaten? Und die Hauptfrage überhaupt: Wie viele Tote hatte Russland im Zweiten Weltkrieg zu beklagen? Seit Jahrzehnten wurde Russen wieder und wieder die Zahl von „20 Millionen Kriegsopfern“ als offizielle Angabe unterbreitet. 2005 sprach Präsident Putin plötzlich davon, „dass die Sowjetunion rund 50 Millionen Menschen verloren“ habe. Historiker -  unter ihnen auch Deutsche wie Peter Jahn, langjähriger Leiter des Deutsch-Russischen Museums in Berlin-Karlshorst – errechneten 30 und mehr Millionen Tote, Soldaten und Zivilisten, merkten aber an, dass in diesen Zahlen auch die Millionen Opfer des Stalin-Terrors der Vorkriegszeit „versteckt“ seien.
  
2006 versuchte der russische Historiker Georgij Kumanev eine Antwort auf die Frage, wie viele Opfer es wirklich waren. Der Historiker bestätigte, dass „unter Chruschtschov“, also in den späten und 1950-er und frühen 1960-er Jahren, „tatsächlich“ nur von 20 Millionen Opfern die Rede gewesen war. „Woher nahm man diese Zahl?“ Es folgte ein erstaunlicher Exkurs über sowjetische Opfer-Arithmetik.

Im Februar 1946 standen in der Sowjetunion „Wahlen“ an und im Vorfeld dieses Ereignisses beauftragte Stalin den Chef der Staatlichen Planungsbehörde, Nikolaj A. Voznesenskij, binnen kurzer Frist „die Zahl unserer Verluste im Zweiten Weltkrieg zu ermitteln“. Voznesenskij legte nach wenigen Tagen eine „Bilanz“ vor: 16 Millionen. Das erschien Stalin als überhöht, weshalb er die Zahl kurzerhand nach untern korrigierte: „Lassen wir es bei sieben Millionen!“ Im Sommer 1947 fand in Paris eine Konferenz der Staaten der ehemaligen Anti-Hitler-Koalition statt, auf welcher Stalins Außenminister V. M. Molotov dann auch „mit der Zahl von sieben Millionen operierte“.
 
Diese Wirrnis hat sich nie geklärt, denn man konnte niemals eine exakte Zahl ermitteln. Setzt eine numerische Hypothese zu „niedrig“ an, schmälert sie russische Leiden und Siege, geht sie indes von zu hohen Annahmen aus, weckt sie Zweifel an russischer Kriegskunst oder provoziert weitere unangenehme Fragen zu den bereits gestellten: Hat Stalin nicht durch das Bündnis mit Hitler das „Tor zum Krieg aufgestoßen“? Hat sein Terror gegen das Offizierskorps der Roten Armee diese Armee nicht weithin handlungsunfähig gemacht? Hat seine Unkenntnis in militärischen Dingen die immensen Verluste der Anfangsmonate des Kriegs verschuldet? Warum hat es im Verlauf des Kriegs keine Hungersnot gegeben, während nach dem „Sieg“ lange und schwere Hungerjahre folgten?

Mit alten „Feinden“ zu neuen „Siegen“? 

Seit dem 5. Februar 2010 verfügt Russland über eine neue Militärdoktrin, die vierte seit 1993 und so unsinnig wie ihre Vorgängerinnen: Man konstruiert „Bedrohungen“, für Russland „und seine Verbündeten“ Belarus, Armenien, Kasachstan und andere (die von ihrer Rolle in Russlands Strategie nichts wissen), droht mit Kernwaffen und poliert alte Feindbilder wie das von der NATO auf, was in Brüssel nur Kopfschütteln und Zweifel am Realitätssinn russischer Politiker auslöste.

Dieselben Reaktionen zeigten auch russische Experten und Kommentatoren, denen freilich hartgesottene Alt-Stalinisten widersprachen. Beispielsweise war für die Parade vom 9. Mai 2010 die Beteiligung von Soldaten aus den USA, England und Frankreich geplant, Reminiszenz an die alte Waffenbrüderschaft im Zweiten Weltkrieg. Das gefiel nicht wenigen Betonköpfen gar nicht: Die NATO ist und bleibt der Hauptfeind Russlands, und wenn „verbrecherische Pläne der Führung der Russischen Föderation mit Präsident Medwedjev an der Spitze“ vorsehen, NATO-Militärs zu den diesjährigen Siegesfeiern einzuladen, dann ist das keine Hommage an die frühere Anti-Hitler-Koalition, sondern der Anfang „einer direkten militärischen Okkupation mit weitergehenden Zielen wie einer Zersplitterung unseres Staates und der völligen Vernichtung der russischen Armee und Kriegsindustrie“.

Von 1.800 Kampfjets sind 1.200 flugunfähig

So kann man es in russischen Internetforen nachlesen, obwohl aller Welt, auch und gerade der russischen, bekannt ist, was Russlands Armee faktisch darstellt: Ein Museum veralteter Wehrtechnik aus Sowjetzeiten, bedient von ausgehungerten Obdachlosen. Laut Gesetz muss die Armee alle ihre Angehörigen vernünftig ernähren und ihren Offizieren Wohnraum verschaffen, aber realiter sind die Wohn- und Ernährungsverhältnisse in der Armee sprichwörtlich schlecht. Weil er die vorhandene Misere nicht bessern kann, hat Verteidigungsminister Anatolij Serdjukov Ende 2008 der Armee eine „Reform“ verordnet, die in Wahrheit eine brutale Hungerkur ist. Anders geht es eben nicht, wenn (wie die gnadenlose „Unabhängige Zeitung“ am 21. November 2008 vorrechnete) von 15.000 Panzern 9.000 eine „Generalüberholung“ brauchen, von 1.800 Kampfjets 1.200 flugunfähig sind und ähnliche Schrotthalden mehr, die nicht zu räumen sind, da der russische Verteidigungsetat nur noch 2,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht.

Das war 2008, seither hat Minister Serdjukov nur noch behalten, was finanzierbar oder reparabel war: Zehn Armeehochschulen (von einst 65), 172 Infanteriegarnisonen (von 1.980), 180 Luftwaffeneinheiten (von 340), 123 Marineeinheiten (von 240), 25.000 Majore (von 99.550) usw.

Die Reduzierung im Offizierskorps wäre noch mehrfach radikaler ausgefallen, hätten bis 2002 nicht 337.000 Offiziere die Armee freiwillig und unter Verzicht auf Pensionsansprüche verlassen, von denen ein knappes Drittel jünger als 30 Jahre alt war. In letzter Zeit häufen sich Klagen von Generalstäblern und Armeejuristen über den Verfall von Niveau und Moral in der Armee, was mit diesem Exodus zusammenhängen könnte.

Russland ist politisch verhärtet und ökonomisch so verarmt, dass man eine Rekord-Arbeitslosigkeit und eine enorme Ernährungskrise befürchtet. In einer solchen Situation angeberische „Siegesfeiern“ zu inszenieren, desavouiert allein die „Sieger“.   

Und wo bleibt der Platz für Stalin?

Wenn Ausländer über Stalin reden, dann ist das etwas anderes, als wenn Russen es tun. Für Ausländer war Stalin der Oberbefehlshaber eines verbündeten Landes, womit alles gesagt war. Russen sind 1941 mit dem Ruf „Für die Heimat, für Stalin“ in den Kampf gezogen und haben erst später von Stalins Verbrechen, Fehlern und Lügen erfahren, also von den immensen Verlusten, die Russland allein durch ihn erlitten hatte. Kurz gesagt: Amerikaner, Engländer, Franzosen etc. haben zusammen mit Stalin im Krieg gesiegt – Russen landeten trotz Stalin bei Kriegsende auf der Siegerseite.

Natürlich weiß jeder Russe von Stalins Führungsrolle in der damaligen Hierarchie des Regimes, aber dieses Wissen bringt ihn nicht dazu, Stalin bei den diesjährigen Siegesfeiern einen exponierten Platz einzuräumen. 

Cui bono – zu wessen Nutzen sind die Feiern überhaupt? Am allerwenigsten für die, denen sie laut Propaganda am ersten gelten, den so oft apostrophierten Kriegsveteranen, die in Wahrheit bedauernswerte Kriegsverlierer waren. Der weltberühmte Komponist Dmitrij Schostakowitsch (1906-1975) berichtet in seinen Memoiren immer wieder davon, wie viel Angst vor dem Stalin-Terror selbst russische Prominente wie er hatten, wie sehr gerade sie den Krieg als „Atempause“ empfanden. Der Terror ließ im Krieg zwar nach, setzte danach aber verstärkt ein – besonders gegen die Bedauernswerten, die in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten waren und nun als Feiglinge, Verräter, Spione etc. verfolgt wurden.

Vor Stalin war niemand sicher

Selbst ein „Held der Sowjetunion“ wie Generaloberst Vasilij Gordov (1896-1950) war nicht dagegen gefeit, bespitzelt und wegen kritischer Bemerkungen über Stalin 1950 hingerichtet zu werden. Der berühmte Lyriker Boris Sluckij (1919-1986) beobachtete bereits wenige Monate nach Kriegsende, dass „nur Idioten Kriegsauszeichnungen tragen“, sonst niemand, und er sich „schämte“, als er „nach der Demobilisierung in vollem Ordensschmuck zur Universität kam“. Der avantgardistische Poet Konstantin Kedrov (Jahrgang 1942) beklagte schon vor Jahren die propagandistischen Mätzchen, die traditionell bei Siegesfeiern mit Veteranen veranstaltet wurden und werden. Sie müssen tun, was laut Sluckij kein Russe freiwillig tut, nämlich mit allen Orden und Ehrenzeichen antreten, so dass sie aussehen wie rheinische Schützenkönige. Ihnen hat man früher Stalin-Bilder in die Hand gedrückt und sagt ihnen heute nach, sie vor allem insistierten auf einer Siegesfeier mit möglichst vielen Stalin-Porträts.

2010 ging das in bemerkenswerter Weise schief. Die ganzen Siegesfeiern wurden von einem „Organisationskomitee der Vorbereitung der Feiern des 65. Jahrestags des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg“ ausgerichtet, das Präsident Dmitrij Medwedjev ins Leben gerufen hatte und sein Kanzleichef Viktor Chrekov leitet. Medwejev ist zwar nicht Mitglied der Putin-Bewegung „Einiges Russland“, aber die steckt zuvörderst hinter den Siegesfeiern und ihrer Ausstattung. Oberster Putin-Mann in Moskau ist Oberbürgermeister Jurij Lushkov, der die Hauptstadt gern mit Stalin-Plakaten zugekleistert hätte – angeblich auf Wunsch der Kriegsveteranen, die sich längst bei Organisator Chrekov gegen ein solches Ansinnen verwehrt hatten.

Auch andere halten die Präsentation von Stalin-Bildern für „unanständig“ , weil „zu Zeiten seines Regimes Millionen Menschen Repressionen ausgesetzt waren“. Dieser Ansicht ist auch Boris Gryslov, Präsident der „Duma“ und Chef des „obersten Parteirats“ von Putins „Einheitsrussen“. Seine harsche Weisung an Parteifreund Lushkov, die Sache mit den Stalin-Bildern nochmals „zu überdenken“, fassten nicht wenige als Erlaubnis auf, aus allen Rohren auf die „skandalöse Initiative des Moskauer Bürgermeisters“ und alle Verfertiger von „Propagandalügen“ zu feuern, besonders wenn diese sich hinter den Veteranen verstecken. Ein für allemal: Die Veteranen sind deshalb so ruhig, weil sie glücklich sind, Stalins Terror überlebt zu haben, aber diese Stille der alten Herren und Damen mit den vielen Orden sollte niemand als stillschweigende Zustimmung für Stalinisten alter und neuer Prägung deuten.

Russland

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