Putins Frühlingsgefühle schon wieder unter KontrolleKREMLASTROLOGIE

Putins Frühlingsgefühle schon wieder unter Kontrolle

Putins Frühlingsgefühle schon wieder unter Kontrolle

Es wäre so schön gewesen. Endlich sollte es auch im Kreml so zugehen, wie in westlichen Regierungspalästen. Der moderne männliche Staatsführer möchte heutzutage eine junge Frau mit Model-Qualitäten an der Seite haben. Auch der Kreml-Chef? Leider konnte die Zeitung aus Moskau, die von Putins angeblicher Liebesaffäre und sogar von Heiratsabsichten berichtete, keine Fakten liefern und entschuldigte sich schließlich bei Russlands Präsidenten. Doch das war noch nicht alles: Der Herausgeber, Millionär und Kreml-Kritiker Aleksandr Lebedew, warf den Journalisten Unprofessionalität vor und stellte die Zeitung ein.

Von Ulrich Heyden

Putin und Kabajewa bei einem Treffen russischer Sportler vor den Olympischen Sommerspielen 2004  
Putin und Kabajewa bei einem Treffen russischer Sportler vor den Olympischen Sommerspielen 2004  

P utin selbst gab sich gelassen. Auf einer Pressekonferenz in Italien von einer russischen Journalistin zu der angeblichen Liebesaffäre befragt, meinte der Kreml-Chef, an der Geschichte sei „kein einziges Wort“. Putin mahnte, der Anstand müsse „gewahrt bleiben". Im Übrigen gefielen ihm „alle russischen Frauen“. Sie seien die schönsten der Welt. Konkurrenz gebe es allenfalls in Italien.

Was war eigentlich passiert? Vier Tage vor der Wahl Putins zum Vorsitzenden der Partei „Einiges Russland“ berichtete das Boulevardblatt „Moskowski Korrespondent“, Wladimir Putin (55) habe sich im Februar von seiner Frau Ljudmilla geschieden und wolle am 15. Juni vor den Toren von St. Petersburg im Konstantin-Palast neu heiraten. Die Auserwählte sei angeblich die 24jährige Sportgymnastin, Alina Kabajewa, 2004 in Athen Olympiasiegerin und seit Dezember letzten Jahres Duma-Abgeordnete von Putins Partei „Einiges Russland“. Die Geschichte war zeitlich gut platziert. Eine große Aufmerksamkeit vor allem westlicher Medien war garantiert.

Zeitungsbesitzer ordnet Rückzug an

Doch nur wenige Tage nach der Veröffentlichung der Sensation machte das Blatt, offenbar auf Anregung von Zeitungsbesitzer Aleksandr Lebedew, einen Rückzieher. Zu der Liebesaffäre gäbe es nur Gerüchte, „eine Faktenbasis für die Publikation gibt es nicht“. Die Redaktion schreibt mit süffisantem Unterton, es tue es ihnen leid, wenn die Informationen den „Helden der Publikation verletzend erscheinen“. „Wir entschuldigen uns bei denen, die meinen, dass unsere Veröffentlichung ihnen moralisches Leiden zugefügt hat.“

Der Mitbesitzer von „Moskowski Korrespondent“, Kreml-Kritiker und Millionär Aleksandr Lebedew hatte bereits am Donnerstag in Radio Echo Moskwy erklärt, er sei auf Urlaub zum Angeln gewesen und habe erst später von „der Veröffentlichung“ erfahren. Lebedew meinte, wahrscheinlich handele es sich bei der Veröffentlichung um eine „Ente“. Für die Redaktion gäbe es jetzt zwei Möglichkeiten: entweder zu zeigen, dass der Bericht über die Heiratsabsichten „wahr“ ist oder sich zu entschuldigen. Dass um so eine „harmlose“ Geschichte aber ein Rummel entstehe, das erinnere ihn „an das alte Ägypten“, erklärte der Zeitungseigentümer.

Das Boulevardblatt versuchte mehrmals mit Alina ein Telefongespräch zu führen, aber diese reichte ihr Handy immer an ihre Sprecherin Elisawet Owtschinikowa weiter. „Wenn sie keinen Widerruf veröffentlichen, gehen wir vor Gericht“, zitierte das Blatt die Owtschinikowa. Andere Moskauer Zeitungen haben über das Gerücht bisher nicht berichtet. Der Kreml wollte keinen Kommentar abgeben. Das Ganze schien von Anfang an eher wie ein verspäteter Aprilscherz oder eine politische Intrige nach dem Motto, irgendwas bleibt immer hängen.

„Putin ist zu seriös für so was“

Auf den Moskauer Straßen ist die Meinung eindeutig. Ein Verhältnis von Putin mit der jungen Sportlerin wäre ein Tabubruch, wie er vielleicht im Westen möglich ist, aber nicht in Russland. „Putin ist auch nur ein Mensch. Aber so was würde er nie machen, “ meint Nina, eine Rentnerin, die als Flugzeugingenieurin arbeitete. Pjotr, ein Bauarbeiter im mittleren Alter, hält die ganze Geschichte für „aus den Fingern gesogen.“ Putin sei „zu seriös für so was.“

„Moskowski Korrespondent“ befragte inzwischen auch den Vater von Alina, Marat Kabajew, zu dem Gerücht. Vater Kabajew arbeitet als Fussball-Trainer in der usbekischen Hauptstadt Taschkent, ist also auch Sportler wie Putin, ein Fakt, der nach Meinung des Blattes den Verdacht erhärtet. Denn Alina hatte in einer Fernseh-Show erklärt, sie suche einen Mann, der ihrem Vater ähnlich ist. Der Vater war von der Neuigkeit aus Moskau zunächst überrascht, soll dann jedoch erklärt haben, „wenn sie solch einen Mann heiratet, dann ist das sehr gut“. Allerdings merkte er an, man müsse Alina „vorsichtig“ behandeln.

Alina: Vielseitig und strebsam

Alina ist nicht nur schön und elegant, sie ist auch ziemlich selbstbewusst. Im Interview mit der „Rossiskaja Gaseta“ erklärte sie, dass sie mindestens zwei Kinder haben wolle und es sehr schön findet, wenn ein Mann sich um sie kümmert. Sie erklärte aber auch, dass sie „nicht von Männern abhängig sein will“. Ob Putin sich mit so viel Selbstbewusstsein anfreunden könnte? Seine Frau Ljudmilla hat ihm 25 Jahre treu den Rücken frei gehalten. Sie hat zwei Töchter groß gezogen. Alina ist aus anderem Holz. Sie wurde 1983 in Taschkent geboren. 1995 kam sie mit ihrer Mutter Ljubow, die in der usbekischen Basketball- Nationalmannschaft spielte, nach Moskau, um eine Karriere als Sportlerin zu machen. Diese ist nun aber offenbar zu Ende. Eine Knieverletzung macht ihr zu schaffen. Nun wolle sie Politikerin werden, erklärte die Frau, die angeblich Putins Herz erobert hat. Das dürfte ihr nicht schwer fallen. Im Fernsehen moderierte sie ein Sportprogramm. Die Illustrierte Glamour wählte sie 2006 zur „Frau des Jahres“ und für die Illustrierte Maxim zog sie sich auch schon aus.  

Keine Beweise

„Moskowski Korrespondent“ hatte sich in seinem Bericht über Putins angebliche Heiratsabsichten auf Kreise berufen, „die dem St. Petersburger Establishment nahe stehen“. Genauer gesagt: Die Quelle ist der Freund des Besitzers eines Party-Service, dessen Unternehmen sich angeblich um die Organisation der Hochzeitsfeierlichkeiten beworben hat. Doch ein Sprecher der Firma dementierte gegenüber Spiegel-Online eine wie auch immer geartete Verbindung zu der angeblichen Hochzeit. „Wir haben davon genau wie Sie aus dem Internet erfahren“, sagte Sergej Tylkin, Direktor von „Karnaval-Stil“.

Putin habe sein Privatleben völlig von der Öffentlichkeit abgeschirmt. Für das „Moskowski Korrespondent“ ist allein das schon ein Zeichen, dass bei den Putins etwas nicht stimmt. Das Blatt behauptet, Putin habe sich bereits im Februar von seiner Frau scheiden lassen. Doch einen Beweis gibt es nicht. Da bleibt nur noch ein Photo, wo Alina dem Kreml-Chef einen koketten Blick zuwirft. Mit koketten Blicken sind die Russinnen bekanntlich nicht sparsam. Es wird aber nicht immer gleich geheiratet.

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