13.01.2023 14:10:35
KREMLSTRATEGIE
Von Ulrich Heyden
ine 4.000 Kilometer lange Gas-Pipeline die das Niger-Delta mit Europa verbindet: Dies ist eines der ambitiösen Projekte, für das letzte Woche im Rahmen des Besuchs von Kreml-Chef Dmitri Medwedew in der nigerianischen Hauptstadt Abuja, die ersten Verträge unterschrieben wurden. Medwedew besuchte im Rahmen einer Afrika-Reise Ägypten, Namibia, Nigeria und Angola. Mit diesen Visiten will Russland seine Beziehungen zum schwarzen Kontinent wieder beleben.
Neben der Kooperation im Gas-Sektor will Nigeria mit russischer Hilfe einen atomaren Forschungsreaktor bauen. Auch Ägypten und Namibia haben ihr Interesse bekundet, mit russischer Hilfe Atomkraftwerke zu bauen. In Namibia unterzeichnete Gasprombank mit der nationalen Ölgesellschaft Namcor einen Vertrag über den Bau eines Gas-getriebenen Elektrizätswerkes. Mit den 800 Megawatt-Anlage will man Elektrizität nach Südafrika exportieren. In Angola soll das russische Staatsunternehmen Alrosa seine Beteiligung bei der Erschließung von Diamanten-Lagerstätten ausbauen. Außerdem wird sich Russland in Angola mit einem Kredit an der Finanzierung von Telekommunikations-Satelliten beteiligen.
Bereits 2010 will Russland im Rahmen eines russisch-nigerianischen Gemeinschaftsunternehmens mit dem Bau des ersten 360 Kilometer langen Teilstücks einer Transsahara-Gaspipeline beginnen. Mit dem Projekt möchte Russland offenbar der EU zuvorkommen, die selbst an einem Pipeline-Projekt feilt, welches Nigeria an das algerische Pipeline-Netz und damit an Europa anschließen soll. Das Rennen um die Kontrolle über die Pipelines aus dem Osten und dem Süden, die das energiehungrige Europa in Zukunft versorgen sollen, ist mit dem russischen Vorstoß um eine Variante reicher.
Dass es Russland gelungen ist, den Vertrag über das russisch-nigeriansiche Gemeinschaftsunternehmen abzuschließen, hängt nach Meinung des russisches Kommentators Andrej Fedjaschin damit zusammen, dass Russland im Gegensatz zu westlichen Unternehmen keine Forderungen stellt, die ausufernde Korruption in Nigeria zu bekämpfen und das Abfackeln von Gas zu beenden. Ob sich das russisch-nigerianische Pipeline-Projekt jedoch realisieren lässt, ist angesichts von Sicherheits-Risiken gar nicht klar. Im Niger-Delta sind seit Jahren bewaffnete Gruppen aktiv, welche die Ausplünderung des Landes kritisieren. Unmittelbar vor dem Medwedew-Besuch sprengten Freischärler eine Pipeline der Royal Dutch.
Im russischen Überschwang bezeichneten Moskauer Kommentatoren die Medwedew-Reise, als „zweite Entdeckung Afrikas“. Etwas wehmütig erinnerten die Zeitungen an die sowjetischen Zeiten als Moskau die Befreiungsbewegungen in Afrika unterstützte und Tausende Afrikaner, die jetzt Politiker und Militärs sind, sowjetische Universitäten besuchten.
Bei Medwedews Afrika-Reise ging es jedoch weniger um Politik als um die Wiederbelebung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Insgesamt wurden während der Reise des Kreml-Chefs Gas-Verträge in Höhe von drei Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) abgeschlossen.
Medwedew startete seine Reise in Ägypten. Hier ließ sich der Professoren-Sohn im T-Shirt vor den Pyramiden von Gizeh ablichten. Damit setzte er bewusst einen anderen Akzent als sein Ziehvater Putin, der sich im nackten Oberkörper mit Flinte fotografieren hatte lassen. Der Kreml-Chef betonte, Russland sei „nie eine Kolonialmacht gewesen“ und habe deshalb gute Chancen, wenn es sein Engagement auf dem afrikanischen Kontinent jetzt wieder verstärke. „Fast wären wir zu spät gekommen“, gestand Medwedew ein und spielte damit nicht nur auf die USA sondern auch auf China an, das die russische Abwesenheit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nutzte und sich zu einem führenden Wirtschaftspartner Afrikas entwickelt hat. Das Handelsvolumen zwischen China und Afrika erreichte im Jahr 2008 die Summe von rund 100 Milliarden Dollar, während der Handel zwischen Russland und Afrika 2007 nur einen Umfang von sechs Milliarden US-Dollar hatte.
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