13.01.2023 14:10:35
NATIONALES GETRÄNK
Von Barbara Gutmann
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Cola Turka |
EM – Ob Zufall oder nicht, just an jenem Tag, an dem US-Truppen im Nordirak elf türkische Soldaten festgenommen haben, ist die Coca-Cola-Konkurrenz „Cola Turka“ am Bosporus auf den Markt gekommen. Der Vorfall damals verstärkte die seit dem Irak-Krieg ohnehin starken antiamerikanischen Gefühle in der Türkei. Laut einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts Ropper ASW in der Türkei ist der Verkauf US-amerikanischer Produkte kurz darauf um über 13 Prozent zugunsten nationaler türkischer Erzeugnisse zurückgegangen.
Dies mag auch ein Grund dafür sein, warum Cola Turka sofort ein Markterfolg wurde. Cola Turka hat nach Angaben des Unternehmens Ülker bereits 19 Prozent des türkischen Cola-Marktes erobert. Bis zum Jahresende werde die 25-Prozent-Marke angepeilt. Vor der Einführung von Cola Turka habe Coca Cola den Markt zu 70 Prozent beherrscht und Konkurrenten wie Pepsi in den Hintergrund gedrängt. Die Türkei ist für Getränkeproduzenten aus den USA ein beachtlicher Markt. Jedes Jahr werden zwischen den türkischen Städten Erzerum und Edirne 1,1 Milliarden Liter Cola getrunken. Der US-Konzern hat in der Türkei bislang 500 Millionen Dollar investiert.
Aber auch der Konzern Ülker ist kein Leichtgewicht. Mit über 750 Produkten, von Kaugummi bis Kaffee, setzt er im Jahr 2,3 Milliarden Dollar um. Zudem hat Besitzer Sabri Ülker gute Freunde. Premier Tayyip Erdogan hat vor seinem politischen Aufstieg das Vertriebsnetz von Ülker auf der asiatischen Seite Istanbuls aufgebaut. Und im gepanzerten Dienstwagen des Regierungschefs waren bereits Cola Turka-Dosen zu sehen, berichten türkische Medien.
Serdar Erener, Leiter der Agentur Yung&Rubicam, die die Cola-Turka-Kampagne leitet sagte den lokalen Medien „wir nutzen in dieser Kampagne das Konzept des positiven Nationalismus“. Werbemann Serdar Erener ist der Bruder der diesjährigen türkischen Grand-Prix-Siegerin Sertab Erener, die mit ihrem englisch gesungenen Titel, internationale Musikmärkte erobern möchte.
Der amerikanische Komiker Chevy Chase ist wegen eines Werbespots für Cola Turka zum neuen Star des türkischen Fernsehens avanciert. Chase spielt in dem Streifen einen bulligen US-Bürger namens Johnny, wie alle Amerikaner von den Türken gerne genannt werden. Auf dem New Yorker Times Square sieht Johnny erst jede Menge in rot-weiße Landesflaggen gehüllte Türken, die den Sieg ihrer Fußball-Nationalmannschaft feiern, dann betritt er eine Bar und wird von einem Kumpel mit Cowboyhut auf türkisch angesprochen.
Der Cowboy trinkt aus einer Dose Cola Turka und will die Rechnung für den Ankömmling bezahlen, wie es Türken höflichkeitshalber eben tun. In einem weiteren Spot kostet Chase selbst die türkische Brause – und da wächst ihm plötzlich ein Schnurrbart unter der Nase.
„Die Werbung für Cola Turka spielt mit dem amerikanischen Way-of-Life, aber sie hält ihm das türkische Spiegelbild entgegen“, schreibt Christiane Schlötzer in der „Süddeutschen Zeitung“.
In den türkischen Supermärkten außerhalb der Türkei ist das süße Getränk aus dem Mutterland noch nicht angekommen. Reisende, die aus der Türkei zurückkamen berichteten, es habe etwas weniger Kohlensäure als das US-Produkt Coke und sei auch etwas zuckerhaltiger. Die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug berichtete, der Lebensmittelkonzern Ülker dementiere, daß sein Erfrischungsgetränk etwas mit dem Thema Irak zu tun habe. Es solle mit diesem eigenen Landesprodukt ein Erfrischungsgetränk angeboten werden, das „türkische Lebensart“ zum Ausdruck bringe.
Nicht nur die Türkei hat ihre Cola-Konkurrenz. Der Iran produziert seit einem Jahrzehnt Zemzem Cola, garantiert ohne US-Rezeptur. In Frankreich stellen Muslime ebenfalls politisch korrekte braune Brause her, mit den Namen Kibla Cola und Mecca Cola.
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