Wer ist wer bei den Präsidentenwahlen in Russland?RUSSLANDS POLITIKER

Wer ist wer bei den Präsidentenwahlen in Russland?

Wer ist wer bei den Präsidentenwahlen in Russland?

Russlands Politiker sind im Westen unbekannter als Fußballlegionäre oder Tennisspielerinnen, als Schachspieler oder Eisläufer – mit Ausnahme von Putin, über den es vielgelesene Biographien im Westen gibt. Das Eurasische Magazin veröffentlicht nachstehend kurze Porträts der wichtigsten Bewerber um das Präsidentenamt bei der Wahl am 2. März 2008.

Von Ulrich Heyden

Dmitri Medwedjew: der Kronprinz

Der 42jährige Jurist Dmitri Medwedjew arbeitete schon Anfang der 90er Jahre in der Stadtverwaltung von St. Petersburg mit Putin zusammen. Seit 2002 ist Medwedjew Vorsitzender des Gasprom-Aufsichtsrats, seit 2003 Leiter der Präsidialverwaltung und seit 2005 Vizeministerpräsident. Er gilt als Liberaler, wird nach Meinung von Beobachtern den Kurs von Putin im Wesentlichen fortsetzen. Der Kreml-Chef hat erklärt, dass Medwedjew den Wahlkampf vor allem mit sozialen Themen führen wird. Der Kandidat versprach bereits die Erhöhung der „unzulässig niedrigen Renten“.

Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Lewada, erreichte Medwedjew in der Sonntagsfrage  („wem würden Sie Ihre Stimme geben, wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre?“), 79 Prozent.

Gennadi Sjuganow: der Sozial-Patriot

Gennadi Sjuganow gründete 1990 die Kommunistische Partei der Russischen Föderation, deren Vorsitzender er bis heute ist. Der 63jährige erhielt bei den Präsidentschaftswahlen im Jahr 2000 landesweit 29 Prozent der Stimmen. Sjuganow hat Physik studiert und ist ausgebildeter Lehrer. Seit 1972 arbeitet er im Parteiapparat. Sjuganow brachte die Partei auf einen patriotischen Kurs. Man verehrt Stalin und wettert gegen die Nato-Osterweiterung. Russland habe sein „Soll an Revolutionen erfüllt“, meint der KP-Chef. Die Partei äußert sich vor allem zur Sozialpolitik. Neben älteren Menschen werden nach Meinung von Beobachtern bei den kommenden Wahlen auch Nicht-Kommunisten für Sjuganow stimmen. Denn die KP ist die einzig ernst zunehmende Oppositions-Partei im Putin-Land.

Bei Umfragen kommt die Kommunistische Partei  Russlands auf neun Prozent.

Wladimir Schirinowski: der Nationalist

Wladimir Schirinowski liebt die Provokation. Mit frechen Sprüchen gegen Demokraten und Kommunisten hat er einen festen Wählerstamm um sich geschart. Der 61jährige will ein Großrussland unter Einschluss der Ukraine. Er gebärdet sich als Oppositioneller, doch die Gründung seiner Liberaldemokratischen Partei wurde 1989 vom Geheimdienst KGB eingefädelt. Die Duma brandmarkt Polit-Clown Schirinowski als langweilig „grau“. Den Kreml-Kandidaten Medwedjew bezeichnet er als „Invaliden“, „angebunden wie ein Hündchen“. Im Grunde seien alle Russen unzufrieden. Das zeige die hohe Selbstmordrate. Bald werde es Demonstrationen und einen Machtwechsel geben, wie 1989.

In den Umfragen kommt die Partei Schirinowskis auf neun Prozent

Michail Kasjanow: der Westler

Michail Kasjanow war unter Jelzin Finanzminister. Unter Putin stieg der 50jährige zum Regierungschef auf, wurde aber 2004 entlassen, weil er mit der Verhaftung des Yukos-Chefs Michail Chodorkowski nicht einverstanden war. Für die Staatsmedien ist Kasjanow der Mann der Oligarchen. Seit zwei Jahren ist der Ex-Premier in der russischen Opposition aktiv. In der Öffentlichkeit ist sein Ruf beschädigt durch Korruptions-Skandale und die chaotische Wirtschaftspolitik unter Jelzin , die viele Russen in die Armut stürzte.

Bei Wahlumfragen kommt Kasjanow nur auf zwei Prozent

Andrej Bogdanow: das Aushängeschild

Andrej Bogdanow ist seit 1990 Mitglied der fast unbekannten Demokratischen Partei (DP) und inzwischen ihr Vorsitzender. Bogdanow ist nebenberuflich Tanzleher und tanzt auch politisch auf verschiedenen Hochzeiten. Die DP tritt für einen Beitritt Russlands zur EU ein. 1991 schlug das Herz des DP-Gründers Bogdanow noch für die Sowjetunion. Der Kandidat beteiligte sich 1991 an Demonstrationen gegen die Auflösung des Riesenreiches. Von 2002 bis 2003 leitete Bogdanow die Presse-Abteilung der Kreml-Partei „Einiges Russland“. Auch seine Demokratische Partei wurde mit dem Wohlwollen des KGB gegründet. Die Partei ist Teil der „gelenkten Demokratie“.

In Wahlumfragen kommt Bogdanow auf weniger als ein Prozent.

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