13.01.2023 14:10:35
EURASISCHES LUFTDREHKREUZ PARCHIM
Von Hans Wagner
urasisches Magazin: Herr Prof. Grützmacher, Sie beraten die chinesische Firma Link Global, die den Flughafen Parchim erworben hat. Hat da mal eben ein reicher Chinese einen brachliegenden Flugplatz als Spielwiese gekauft oder steckt ein erfolgversprechendes Konzept dahinter?
Klaus Grützmacher: Es steckt ein ganz klares Konzept dahinter. Gestützt wird es sowohl durch die Provinzregierung von Henan als auch durch andere Einrichtungen und Behörden in China. Es geht darum, ein eurasisches Luftdrehkreuz oder wie es im Englischen heißt einen Hub zu entwickeln. Der Standort Parchim bietet die besten Voraussetzungen dafür. Seine Anbindungen sind hervorragend. Er liegt zwischen den beiden Metropolen Hamburg und Berlin an der gut ausgebauten Autobahn A 24, die noch nicht überlastet ist. Es gibt eine Bahnanbindung, die lediglich modernisiert werden muss. Das Land Mecklenburg-Vorpommern treibt die Verbesserung der Infrastruktur zügig voran. Der Ausbauplan für den Flughafen steht. Er wird ein leistungsfähiger und moderner Umschlagplatz werden.
EM: Warum errichten die chinesischen Betreiber ihr Luftdrehkreuz nicht in Amsterdam oder Dubai?
Grützmacher: Weil wir die Flugzeiten gegenüber Westeuropa und anderen Flughäfen verkürzen können, wenn der Hub sich in Parchim befindet. Wir werden von Zhengzhou in Zentralchina und von der westlichsten chinesischen Stadt Urumuchi aus Parchim anfliegen. Von Peking nach Frankfurt beträgt die Flugzeit runde zehn Stunden. Von Urumuchi verkürzen wir die Flugzeit auf sechs Stunden. Das ist eine große Kosteneinsparung. Wir reduzieren die Frachtkosten pro Kilo um einen Dollar. Parchim wird das große eurasische Drehkreuz, auch für den westlichen russischen Raum und für Skandinavien. Wir sind ja sehr schnell in Rostock und werden auch den Seeverkehr in unser Konzept fest mit einbinden.
EM: Wird das ein rein chinesischer Flughafen?
Grützmacher: Nein, das wird ein internationaler Logistikstandort. Es können sich unterschiedliche Luftfahrtgesellschaften aber auch diverse Logistikunternehmen hier ansiedeln. Wir bieten auch Fluglinien eine Heimat, die bisher in Europa noch keine Basis haben. Herr Pang und sein Unternehmen Link Global arbeiten schon seit langem mit großen Logistikern wie Schenker oder Panalpina zusammen.
EM: Dennoch ist es wohl auch eine Verzahnung der eurasischen Regionen China und Europa und wohl auch so gedacht, oder?
Grützmacher: Das ist so und das wird auch Weiterungen haben. Es gibt inzwischen Verträge mit der High Tech Zone Nanjiang, das ist die Region, die kürzlich auch von der Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht worden ist. Die Verträge besagen, dass Nanjiang High Tech am Flughafen Parchim eine ebensolche Zone errichten wird. Das ist dann in der Tat eine Verzahnung von Unternehmen der eurasischen Regionen mittels einer Logistikbrücke. Der Mittelstand hat ja große Probleme in diesen Markt China zu gehen. Und das gilt für chinesische Unternehmen bei uns auch. Wenn es uns gelingt, an beiden Endpunkten der Logistikbrücke Unternehmen anzusiedeln als Joint Ventures, in welcher Form auch immer, dann können Betriebe aus beiden Regionen leichter Fuß fassen. Der Anfang wird jetzt gemacht.
EM: Welche Vorteile bietet das für die Qualität der Produkte – Sie heben ja gerade diese auch immer wieder hervor?
Grützmacher: Die chinesischen Unternehmen können dann die endgültigen Qualitätsprüfungen hier vor Ort durchführen und sich exakt auf die Bedürfnisse ihrer Importeure und der Verbraucher einstellen. Das Produkt wird also hier erst fertig, genau nach Vorgaben des Marktes.
EM: Herr Prof. Grützmacher, haben Sie vielen Dank für dieses Gespräch.
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