Südasien muss das Wachstum steigernWELTBANKSTUDIE

Südasien muss das Wachstum steigern

Die Armut in Indien, Pakistan, Bangladesch und Sri Lanka könnte drastisch reduziert werden, wenn die Länder Investitionen und Produktivitätswachstum stärker fördern würden. Die Weltbank drängt daher Südasien zu mehr Unternehmerfreundlichkeit. Außerdem sollen die Länder der Region enger zusammenarbeiten. Die südasiatische Wirtschaftsgemeinschaft SAARC ist zu wenig effizient. Vielleicht ändert sich das, wenn im Juli entschieden wird, ob China und Japan mit ins Boot geholt werden.

Von Johann von Arnsberg

W enn die südasiatischen Länder Wachstumsraten wie in Ostasien erreichen würden, könnte die Armut innerhalb einer Generation eliminiert werden. Dies geht aus einer neuen Studie der Weltbank hervor, die Ende Juni veröffentlicht wurde. Ostasien mit seinem Wachstumsmotor China, erzielt Wachstumsraten von zehn Prozent und mehr. Damit dies auch in südasiatischen Ländern von Indien bis Sri Lanka gelingen kann, „müssen die Südasiaten Bedingungen und Anreize schaffen, um Wachstum zum Wohl aller zu etablieren. Davon hängt das wirtschaftliche Wohlergehen von mehreren hundert Millionen Menschen ab“, schreibt  Shantayanan Devarajan, Chefvolkswirt der Weltbank, einer der Autoren dieser Studie.

Gleichzeitig warnt die Entwicklungsorganisation Weltbank vor einer wachsenden Schere zwischen Arm und Reich in diesen Ländern. Nach Angaben der Studie leben in Südasien noch rund 400 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze. Das sind nahezu 30 Prozent der Bevölkerung. Sie müssen mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen. Vor allem in Indien, Bangladesch, Pakistan, Nepal und Sri Lanka grassiert die Armut.

In den letzten Jahren gäbe es jedoch einen positiven Trend, stellt die Weltbank fest.  . Das Bruttoinlandsprodukt in der Region Südasien sei auf deutlich über fünf Prozent pro Jahr gewachsen, in Indien und Pakistan sogar auf acht Prozent. Dadurch hat die Zahl der Ärmsten in den südasiatischen Ländern bereits spürbar abgenommen.

Das Wachstum muss gleichmäßiger verteilt werden

Durch das rasante Wachstum auf dem indischen Subkontinent könnte die Armut dort sogar innerhalb einer Generation völlig überwunden sein, prognostiziert Shantayanan Devarajan. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass das Wachstum besser verteilt werde. „Man kann Armut viel schneller reduzieren, wenn das Wachstum gleichmäßiger verteilt wird. Sonst wachsen nur die wohlhabenderen Regionen und die ärmeren Gebiete wie etwa Nordindien bleiben arm", schreibt er.

Jedes der Länder habe zum Abbau der Armut eigene Probleme zu lösen. Indien müsse zum Beispiel dringend seine Schulden reduzieren. In Bangladesch hapere es mit der Leistung seiner Regierungsorganisation. Deshalb komme das Land nicht voran. Als drängendstes Problem für Pakistan wird sein Bildungssystem genannt. Es sei absolut unzureichend und für eine Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen hinderlich. Nepal und Sri Lanka hätten blutige Konflikte zu überwinden, die diese Länder immer wieder zurückwerfen würden.

Als entscheidende Schwäche nennt Weltbank-Experte Devarajan fehlende Investitionen in die Infrastruktur Südasiens. „Wenn wir den Armen mehr Wasser, Straßen und Häfen bringen könnten, würde das das Wachstum beschleunigen, aber auch den Armen helfen. Ein zweites großes Feld ist die bessere Förderung südasiatischer Arbeiter. Bessere Ausbildung würde nicht nur beim Wettbewerb auf dem Weltmarkt helfen, sondern auch den Armen nutzen.“

Südasien muss mehr ausländisches Kapital anlocken

Um das gegenwärtig starke Wirtschaftswachstum aufrechterhalten zu können, müsse Südasien noch mehr ausländisches Kapital anlocken. Zum Vorbild sollte man sich nach Meinung der Weltbank Ostasien nehmen, wo allein China das Zehnfache an Auslandsinvestitionen anzieht, wie ganz Südasien zusammen. Die Region müsse außerdem stärker zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum zusammenwachsen, fordert Devarajan: „Südasien ist die am wenigsten verbundene Region der Welt. Der Handel zwischen den Ländern Südasiens liegt ganz weit unten wenn man das etwa mit Afrika oder Ostasien vergleicht. Dabei gibt es in Südasien enormes Potenzial. So liegt etwa das Handelsvolumen zwischen Indien und Pakistan derzeit bei einer Milliarde Dollar. Doch nach unseren Studien ist das Potenzial zehn Mal so hoch.“

Es gibt zwar die Südasiatische Vereinigung für regionale Zusammenarbeit SAARC, aber sie ist bislang wenig effizient. Gründungsmitglieder sind Indien, Pakistan, Bangladesch, Nepal, Sri Lanka, Bhutan und die Malediven. Im November 2005 trat Afghanistan der Organisation bei. Im Laufe des Monats Juli soll nun entschieden werden, ob China und Japan einen Beobachterstatus erhalten. Wenn Südasien die rote Laterne als Schlusslicht des Weltwohlstandes loswerden will, dann muss die Kooperation zwischen den Ländern der Region wesentlich enger und wirksamer werden. Darauf hat die Weltbank gerade noch rechtzeitig vor den Verhandlungen mit China und Japan hingewiesen.

Die Weltbankstudie finden Sie hier.

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