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„Zatoichi – der blinde Samurai“

„Zatoichi – der blinde Samurai“

Zatoichi, der Rächer der Geknechteten, gegen die Meuchelmörder der Ginzo-Gang. Ein Schwertkampf-Kracher fur Liebhaber scharfer Klingen.

Von Hartmut Wagner

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Auch Wolkenbruch und Donnerhall bringen den Kämpfer Zatoichi nicht aus der Ruhe  

EM – Es war einmal ein armer Masseur, der lebte im äußersten Osten Eurasiens, auf der Pazifikinsel Japan. Als einsamer Wandersmann zog er über die Dörfer und wenn er einmal in Geldnöte kam, dann ging er in eine Würfelbude. Nie zog er weiter, bevor er sein Münzsäcklein nicht aufgefüllt hatte. Und so hätte Zatoichi, so hieß der sonderbare Masseur, bis an sein Lebens Ende weiterwandern können, wenn er nicht eines Tages in das einsame Bergdorf gelangt wäre, in dem die Ginzo-Gang ihr Unwesen trieb.

Zatoichi fällt auf – durch sein kurzes platinblondes Haar, durch seinen blutroten Wanderstock und vor allem dadurch, daß er blind ist. Lange dauert es nicht und er trifft auf die Schutzgeldeintreiber der Ginzo-Gang. Zack! Mit einem Ruck zieht Zatoichi ein Bogenschwert aus seinem Wanderstock und holt aus zu einer blutigen Schwerterschlacht. In Desperadomanier streckt er seine Gegner reihenweise nieder. Das Blut bricht aus ihren Wunden, wie die heißen Fontänen eines Geysirs.

Hör und riech

Ein oder zwei Schwerthiebe genügen Zatoichi für seine Kontrahenten. Dabei führt der Samurai seine Waffe im Rückhandgriff, schon beim Zuschauen schmerzen die unnatürlichen Bewegungen seiner Schwertkunst. Takeshi Kitano, der Regiearbeit und Hauptrolle des Films übernahm, mußte nach eigenen Erzählungen so manches Mal die Zähne zusammenbeißen, als er die Kampfszenen durchspielte.

Beim Glücksspiel lauscht der blinde Zatoichi allein dem Klappern der Würfel und schon weiß er, wie er setzen muß. Beim Schwertkampf hört und riecht er seine Gegner, sehen braucht er sie nicht. Blinde haben ein besseres Gespür für die Menschen, meint der Wandermasseur. Und: Das Wesentliche könne man ohnehin nicht sehen. „Selbst mit weit geöffneten Augen sehe ich nicht das Geringste.“

Takeshi Kitanos neuer Film führt ins Japan des 19. Jahrhunderts. Hier wimmelt es von Geishas und Samurai-Kämpfern, von Männern in seidenen Kimono-Umhängen und merkwürdiger Haartracht. In der Dorfschenke bestellt man sich eine Flasche Reiswein (japanisch: Sake) und hält sein Schwert immer griffbereit. Denn die Ginzo-Brüder lauern überall.

Zatoichi muß weiter

Der Regisseur betrachtet sein Werk als Pop-Version alter Samuraifilme. Was er darunter versteht, ist auch für den Laien ersichtlich. Zatoichis Blondschopf erinnert mehr an den US-Rapper Eminem als an einen traditionellen Schwertkämpfer. Kitano wollte die Blutlachen möglichst großflächig, die Wunden möglichst drastisch und das Blut möglichst spritzig aussehen lassen. Um der Brutalität jedoch ihre Schärfe zu nehmen, inszenierte er die Kampfszenen ähnlich wie Comics oder Computerspiele. Auch die Vorliebe des Filmemachers für den Stepptanz schlägt immer mal wieder durch. Der Bauer bei der Feldarbeit steppt bei Kitano ebenso wie der Handwerker beim Hausbau.

Der elfte Film des japanischen Erfolgsregisseurs fügt der langen Geschichte des schweigsamen Einzelkämpfers Zatoichi eine weitere Episode hinzu. Fast dreißig Jahre lang (1962-1989) setzte der schwertschwingende Masseur seine Klinge für das Gute in der Welt ein – im Fernsehen und auch im Kino. Er ist einer der beliebtesten Helden des japanischen Historien- und Samuraifilms. Und Kitano läßt die Legende fortleben. Als Zatoichi all die bösen Ginzo-Brüder dahingemetzelt hat, setzt er sich nicht etwa zur Ruhe. Nein, das Böse ist noch nicht besiegt, also muß der Schwertmeister weiterziehen.

*

„Zatoichi – der blinde Samurai“

Japan 2003
116 Minuten
Regie: Takeshi Kitano
Darsteller: Takeshi Kitano, Tadanobu Asano, Yui Natsukawa, Michiyo Ookusu u.a.

Asien Film

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